Guten
Morgen!
Es
gibt Tage, da würde ich sie gern einfach mal abgeben: die Verantwortung für
mein Leben. Einfach mal aus der Hand legen. Mich einer höheren Macht
überlassen, die schon alles gut richten wird in meinem Leben. Es gibt diese
Tage. Gott sei Dank. Ja, richtig: Gott sei Dank, merke ich es noch, wem ich
mein Leben verdanke.
„Befiehl
Gott deine Wege und vertraue auf ihn, er wird’s wohlmachen.“ (Die Bibel, Psalm
37,5) Heißt es in der Bibel in einem Psalm. So manches Mal stehe ich auf meinem
Weg an einem Punkt, wo ich nicht mehr weiter weiß, wo ich das Gefühl habe,
jetzt gibt es nichts mehr, was ich tun, woraufhin ich hoffen kann. Und niemand
weiß mir wirklich Rat zu geben in meiner Not. Vielleicht kommen allerlei
Ratschläge und Geschichten von Erfahrungen anderer – und doch habe ich den
Eindruck, niemand versteht wirklich, wie es mir geht. Und ich bin im Umkreisen
meiner Sorgen wie in mir selbst gefangen. Finde nicht den Blick, der
herausführt. „Befiehl Gott deine Wege“ – das bedeutet: Gott die eigene Zukunft
„anbefehlen“, wie man früher sagte, also: in seine Hände legen. Das ist nicht
leicht. Ich fürchte mich zu sehr vor dem, was kommen könnte. Sich einem anderen
überlassen also… Ich kann nur dann einem anderen etwas Wertvolles wie mein
Leben übergeben, wenn ich ihm vertrauen kann. Dem Nachbarn vertraue ich, dass
er nicht mithilfe meines Schlüssels meine Wohnung ausräumt. Der Lehrerin
vertraue ich mein Kind für den Schulausflug an. Dem Freund meinen tiefsten Kummer,
ohne Furcht, dass er das ausplaudert und ich zum Geschwätz meines Umfelds werde.
Um das Leben nicht auf mich allein gestellt meistern zu müssen und einsam zu
sein oder zu bleiben, muss ich vertrauen lernen, muss ich Vertrauen wagen. Manchmal
müssen wir unser ganzes Leben in die Hände eines anderen legen – eines Arztes
oder eines Piloten oder einer treuen Freundin. Immer bleibt es ein Risiko. Auch
mein Glaube gibt mir keine Sicherheit – schon gar nicht dafür, dass mir Wille
und Wünsche erfüllt werden. Aber glauben heißt darauf zu vertrauen, dass es
Gott gut meint mit mir und meinem Leben. Und dass er einen Weg für mich weiß,
auch wenn andere und ich selbst nichts mehr wissen. Gott wird es „wohlmachen“ –
mit diesem schönen Wort hat Martin Luther den Psalm aus der Bibel übersetzt. Mein
Weg mag anders aussehen, als ich es gern hätte. Aber es ist ein Weg, auf dem
ich nicht alleingelassen bin. Gott wird es wohlmachen. Er weiß wohl auch mehr
davon, was für mich „wohlmachen“ bedeuten mag, als ich selber es weiß. Manche
Freundschaft, die ich einst mit Kummer verloren habe, hatte mir nicht wirklich
gut getan. Mancher Weg, von dem ich dachte, dass Gott ihn für mich will, hat
sich als Fehler, als Selbstüberschätzung erwiesen. Und zum Glück habe ich
manches Lebensziel, das ich mir einst gesetzt habe, nicht erreicht. Sondern
habe mein Glück dann auf dem Weg gefunden, der „notgedrungen“ gegangen werden
musste. „Befiehl Gott deine Wege“ ist ein mutiges und vertrauensvolles
Loslassen, ein Fallenlassen in die Hände eines Größeren.
Ich
kann es wagen, weil ich weiß, dass ich bei ihm in guten Händen bin. Sie tragen
mich auch dann, wenn nichts anderes mehr trägt.
Den
Mut zu vertrauen wünscht uns allen Ihr Pfarrer Michael Opitz aus Düsseldorf.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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