O-Ton-Collage 1:
Mädchen: „Gott ist für mich wie die Wurzel von einem
Baum.“
Junge: „Gott ist für mich wie eine Oase in der Wüste.“
Mädchen: „…ein Wind, der die die traurigen Wolken
vertreibt.“
Junge: „…wie ein Licht, ein warmes Licht.“
Mädchen: „…wie ein Leuchtturm auf dem Fels in der
Brandung“.
Mädchen: „Gott ist für mich wie ein guter Hirte“.
Autor: Es
gibt viele Bilder von Gott. Viele stehen auch in der Bibel. Die Konfirmandinnen
und Konfirmanden hier tragen sie in ihrem Herzen. Und vielleicht hilft ihnen
das eine oder andere Bild auch.
Im Islam trägt Gott 99 Namen.
Das ist ganz ähnlich. Es sind aber eher Eigenschaften: der Allmächtige, der
Gütige, der Friedensstifter… In der Bibel finden sich ganz viele, sehr konkrete
Bilder von Gott. Gerade auch im Alten Testament.
Obwohl: In den Zehn Geboten
heißt es da auch: „Du sollst dir kein Bild von Gott machen!“ (2.
Mose 20,4). Das bedeutet aber nicht: Du sollst dir keine Vorstellung von
Gott machen. Sondern das heißt: Du sollst dein Bild nicht anbeten, und meinen,
du hättest das einzig wahre Bild von Gott!
O-Ton-Collage 2:
Jugendliche: „Gott ist für mich eine
Sternschnuppe, die Wünsche zulässt.“
Jugendliche: „Gott ist für mich wie eine feste
Burg.“
Autor: Gott ist wie eine Burg. Das Bild mochte der Reformator Martin Luther gern.
Wenn er in Not war, hat er sich dieses Bild vor Augen geführt. „Ein
feste Burg ist unser Gott“ heißt sein Lieblingspsalm (Psalm 46) in der Bibel. Gott
ist gerade bei den Menschen, die sich selbst nicht schützen können, eine
sichere Burg. Er ist bei denen, die Hasskommentaren ausgesetzt sind, übler
Nachrede oder auch Gewalt.
„Ein feste Burg ist unser
Gott / er hilft uns frei aus aller Not, / die uns jetzt hat betroffen“. Martin
Luther hat aus diesem sehr persönlichen Gebet ein ganzes Lied gemacht. Wir
werden es wie jedes Jahr im Gottesdienst heute Abend singen. Es ist nämlich
Reformationstag. Also der Tag, der an den Beginn der Reformation vor mehr als
500 Jahren erinnert. Als Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die
Kirchentür geschlagen hat.
Die Kritik an der
katholischen Kirche hat dann dazu geführt, dass sich die protestantischen, die
evangelischen Kirchen gebildet haben.
Seitdem ist viel passiert.
Auch Gutes. Die Kirchen sind wieder zusammengerückt. Ein Segen. Luther wäre ja
gerne katholisch geblieben. Aber sie ließen ihn nicht. Doch die Welt ist immer
wieder, wie Luther sagt, „voll Teufel“. Und leider immer wieder neuen Teufeln, in
Gestalt von Krieg und Zerstörung.
Der Reformationstag steht für
die Botschaft: Kirche kann sich ändern – und die Welt auch. Doch dafür braucht es
Kraft, braucht es Mut. Gottvertrauen. Der Reformationstag ist vor allem ein
Tag, der Menschen dieses Vertrauen schenken möchte. Und darum ist es gut, eine
Vorstellung von Gott zu haben. Ein Bild vor Augen, in der Seele. So etwas wie
diese „feste Burg“.
Heute ist ein guter Tag mal
drüber nachzudenken: Habe ich eine Vorstellung von Gott? Und gibt sie mir Vertrauen
und Kraft, in der Welt etwas zum Guten zu verändern?
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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