Kannst du mir mal das Wasser reichen?

Kirche in 1Live | 06.09.2022 | 00:00 Uhr

Gratulation! Du hörst gerade

den besten Beitrag deines Lebens. Nach diesen 90 Sekunden wirst du nicht mehr derselbe

sein. – Kleiner Scherz – Ganz so schlimm ist es um meine Arroganz nicht

bestellt, aber richtig freimachen kann ich mich auch nicht immer von diesem

Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In der Regel hält man sich selbst nicht für arrogant,

aber dafür kennt man umso mehr Menschen, die sich für einen Glücksfall der

Geschichte halten. Arroganz fragt nicht nach Alter, Geschlecht oder

Nationalität. Und wenn wir uns nicht alleine überlegen fühlen, dann vielleicht

in der Gruppe, zu der wir gehören, ganz egal, ob Fußball-Verein, beste

Cover-Band der Welt oder Berufsschulklasse.

Die Überlegenheit, die man

zur Schau trägt, verursacht ein gutes Gefühl. Denn das geflügelte Wort, dass

uns etwas zu Kopf gestiegen ist, beschreibt auch einen chemischen Prozess. Ein

Hormoncocktail steigert das glücksspendende Gefühl der Selbstsicherheit. Das

ist manchmal eine Gradwanderung – wann kippen Gefühle, wie gesundes

Selbstbewusstsein, Zufriedenheit und Glück in Arroganz? Man fällt da wohl immer

mal wieder von der einen oder anderen Seite vom Pferd.

Aber: Wenn ich arrogante

Anwandlungen bekomme, tut es mir gut, mir das Wesentliche bewusst zu machen. Es

gibt keinen Grund, den Kopf hoch zu tragen, denn die allermeisten wichtigen

Dinge im Leben, habe ich mir nicht verdient. Wo ich geboren wurde und gerade

lebe, wie ich aussehe, was ich gut kann und welche Menschen mir begegneten,

meine Gesundheit. Alles nicht selbst gemacht. Also: Nicht selbst anhimmeln,

sondern lieber dankbar sein für das, was gelingt.

Quelle:

Turunen, Ari, „Kann mir bitte

jemand das Wasser reichen?“, Nagel und Kimche Verlag, München 2015

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel

Schneider

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  • 6.9.2022
  • Maike Siebold
  • © CCO Pixabay
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