Filmabend bei uns zuhause.
„Don’t look up!“ steht auf dem Programm. Eine Endzeitgroteske, in der drei
Wissenschaftler verzweifelt versuchen, der Welt klarzumachen: Ein riesiger
Komet wird auf der Erde einschlagen und sie vollständig vernichten. Nur:
Niemand interessiert sich dafür. Die Politik sorgt sich um Umfragewerte, die
Wirtschaft fragt mehr nach Gewinn als nach Rettung. Und die Gesellschaft
spaltet sich: In Kometen-Realisten auf der einen Seite, und Kometen-Leugner auf
der anderen. Das kommt mir bekannt vor. Und ist wirklich gut gemacht. „Was
würdest du machen?“, sagt meine Frau. „Was?“, frage ich. „Ja“, sagt sie, „Was
würdest du machen, wenn du wüsstest: Die Welt geht unter?“ Tja, was würde ich
machen? Keine Ahnung. Noch nie wirklich drüber nachgedacht. Obwohl: Anlässe, an
das Ende der Welt zu denken, gibt es ja leider im Moment mehr als genug. Ich
komme ins Grübeln: Auf jeden Fall so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie
verbringen. Wir sitzen einfach zusammen. Weil wir uns wichtig sind. Und wir
sagen uns das auch. Weil uns klar geworden ist: Es ist alles andere als selbstverständlich,
so zusammen zu sein. Die kleinen Alltagsstreitigkeiten verkneifen wir uns. Um
keine Zeit zu verschwenden. Ich denke, ich werde auf jeden Fall versuchen, mich
auszusprechen mit den Menschen, mit denen es letzthin nicht so gut gelaufen ist.
Denn ich will, dass es wenigstens am Ende gut ist zwischen uns. Was tue ich? Alte
Freunde anrufen. Noch einmal richtig gut essen. Ohne Kalorien zu zählen. Und
einfach jeden Moment genießen. Jeden Augenblick nutzen für das, was mir wirklich
wichtig ist. Jesus nennt das einmal „Schätze im Himmel sammeln“ (Mt 6, 20).
Einen Reichtum im Herzen sammeln, der nicht von der Welt abhängt. Und der darum
Bestand hat, selbst wenn alles andere um einen herum kaputt geht. Das würde ich
machen. Allerdings – an einer Frage hänge ich seit diesem Abend noch: Wenn es doch
etwas gibt, das mir so wichtig ist, dass ich damit meine letzten Stunden füllen
würde – Miteinander und füreinander da sein, Liebe, Versöhnung – warum kommt
genau das jetzt im Moment in meinem Leben so wenig vor? Aber das, was ich dann auf
keinen Fall brauchen kann, weil es meine letzten Stunden verschwenden würde –
Streit, all die Oberflächlichkeiten, all diese rein materiellen Dinge – genau
das nimmt jetzt oft so viel Raum ein. Es kann doch nicht sein, dass ich erst
auf das Weltende warte, damit ich anfange, mein Leben mit dem zu füllen, was
mir wirklich wichtig ist! Da muss ich echt noch mal drüber nachdenken.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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