Krieg gegen Gott

Kirche in WDR2 | 10.01.2023 | 00:00 Uhr

Die

Worte aus den Nachrichten hallen in meinem Herzen nach. „… weil er Krieg gegen

Gott geführt hat.“ Deshalb ist er hingerichtet worden. Im Iran werden beinahe

täglich Menschen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Weil sie für ihre Freiheit

auf die Straße gehen, weil sie sich ein gutes Leben wünschen. Sage ich. Und

frage mich, was daran falsch ist. Aus Teheran heißt es: Sie führen Krieg gegen

Gott.

„Ich

lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ (1) Das sagt Jakob. Ein Mann

aus der Bibel. Er sagt es zu einem Engel. Oder sogar zu Gott selbst. So genau

kann man das bei den himmlischen Wesen immer nicht sagen. Jakob hat den Engel

im Schwitzkasten, hat Gott selbst im Schwitzkasten, kämpft mit ihm und scheint

stark zu sein, stark genug, um etwas fordern zu können: Wenn ich dich loslassen

soll, wenn du wieder in deinen Himmel willst, dann schenk‘ mir was. Schenk‘ mir

was richtig Gutes, was Großes; schenk‘ mir deinen Segen. Damit alle wissen:

Ich, Jakob, gehöre zu denen, die Gott liebhat. Weil dann. Dann bin ich sicher.

Dann kann mir keiner was. Dann hab‘ ich meinen Frieden. Dann ist alles gut.

Die Geschichte aus der Bibel zeigt:

Ein Kampf gegen Himmelsmächte, gegen Gott selbst ist ok. Es ist ok, etwas von

Gott zu fordern, es ist ok, Gott herauszufordern. Es ist ok ihm mein ganzes

Leben vorzuwerfen. Gott wird mich für all das nicht abstrafen oder gar zum Tode

verurteilen. Im Gegenteil. Gott ist an Frieden gelegen. Und deshalb segnet er

mich. Deshalb segnet er uns alle. Einfach so. Auch wenn ich ihn im

Schwitzkasten habe, so wie vor vielen hundert Jahren Jakob.

Wer sind wir Menschen, andere

Menschen zum Tode zur verurteilen, nur weil sie Freiheit fordern. Freiheit und

Frieden für alle Menschen. Wer sind wir, zu sagen, Gott habe etwas gegen die

Forderung, das Blutvergießen zu stoppen und alle die zu segnen, die schon kaum

noch daran glauben.

„Ich

lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ Gott kann das gut hören. Und

ich, ich sollte das auch können. Ich hoffe sehr, dass an Stelle von

Todesurteilen eines Tages Segensworte über all jene gesprochen werden, die sich

trauen, ihre Meinung zu sagen, für ihre Freiheit auf die Straße zu gehen. Und ich

– ich fange einzeln und leise jetzt schon damit an: „Gott segne dich, lass

nicht von ihm!“ Denn Du sollst ein Segen sein.

Quellen:

(1) Lutherbibel 2017, 1. Mose

32,27.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 10.1.2023
  • Julia-Rebecca Riedel
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