Die
Worte aus den Nachrichten hallen in meinem Herzen nach. „… weil er Krieg gegen
Gott geführt hat.“ Deshalb ist er hingerichtet worden. Im Iran werden beinahe
täglich Menschen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Weil sie für ihre Freiheit
auf die Straße gehen, weil sie sich ein gutes Leben wünschen. Sage ich. Und
frage mich, was daran falsch ist. Aus Teheran heißt es: Sie führen Krieg gegen
Gott.
„Ich
lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ (1) Das sagt Jakob. Ein Mann
aus der Bibel. Er sagt es zu einem Engel. Oder sogar zu Gott selbst. So genau
kann man das bei den himmlischen Wesen immer nicht sagen. Jakob hat den Engel
im Schwitzkasten, hat Gott selbst im Schwitzkasten, kämpft mit ihm und scheint
stark zu sein, stark genug, um etwas fordern zu können: Wenn ich dich loslassen
soll, wenn du wieder in deinen Himmel willst, dann schenk‘ mir was. Schenk‘ mir
was richtig Gutes, was Großes; schenk‘ mir deinen Segen. Damit alle wissen:
Ich, Jakob, gehöre zu denen, die Gott liebhat. Weil dann. Dann bin ich sicher.
Dann kann mir keiner was. Dann hab‘ ich meinen Frieden. Dann ist alles gut.
Die Geschichte aus der Bibel zeigt:
Ein Kampf gegen Himmelsmächte, gegen Gott selbst ist ok. Es ist ok, etwas von
Gott zu fordern, es ist ok, Gott herauszufordern. Es ist ok ihm mein ganzes
Leben vorzuwerfen. Gott wird mich für all das nicht abstrafen oder gar zum Tode
verurteilen. Im Gegenteil. Gott ist an Frieden gelegen. Und deshalb segnet er
mich. Deshalb segnet er uns alle. Einfach so. Auch wenn ich ihn im
Schwitzkasten habe, so wie vor vielen hundert Jahren Jakob.
Wer sind wir Menschen, andere
Menschen zum Tode zur verurteilen, nur weil sie Freiheit fordern. Freiheit und
Frieden für alle Menschen. Wer sind wir, zu sagen, Gott habe etwas gegen die
Forderung, das Blutvergießen zu stoppen und alle die zu segnen, die schon kaum
noch daran glauben.
„Ich
lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ Gott kann das gut hören. Und
ich, ich sollte das auch können. Ich hoffe sehr, dass an Stelle von
Todesurteilen eines Tages Segensworte über all jene gesprochen werden, die sich
trauen, ihre Meinung zu sagen, für ihre Freiheit auf die Straße zu gehen. Und ich
– ich fange einzeln und leise jetzt schon damit an: „Gott segne dich, lass
nicht von ihm!“ Denn Du sollst ein Segen sein.
Quellen:
(1) Lutherbibel 2017, 1. Mose
32,27.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59933_WDR220230110Riedel.mp3