
Guten Morgen.
Ist Ihnen der Unterschied
schon einmal aufgefallen? Wenn man durch Stadtviertel geht, die überhaupt noch
so etwas wie ein kleines Stück Garten zur Straße hin haben, dann gibt es
meistens zwei Sorten davon: Ich nenne die eine Sorte die „Behalt-Gärten“ und
die andere Sorte die „Für-Euch-Gärten“. Die erste Sorte zeichnet sich durch
Abschottung aus, meistens mit einem hohen undurchsichtigen Zaun oder gar einer
Wand. Falls es dahinter einen schönen Garten geben sollte, kann man ihn jedenfalls
nicht sehen. Die Eigentümer behalten ihn für sich, daher nenne ich diese Gärten
„Behalt-Gärten“. Die „Für-Euch-Gärten“ dagegen verschenken ihre Schönheit an
alle, die auf der Straße vorübergehen.
Da gibt es also Menschen, die
ihren Garten so anlegen, dass andere daran ihre Freude haben können. Sie haben etwas
von dem begriffen, was Jesus einmal zu seinen Jüngerinnen und Jüngern gesagt hat:
„Niemand aber zündet ein Licht
an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er
setzt es auf einen Leuchter, damit alle, die das Haus betreten, das Licht sehen
können.“ (Die Bibel, Lukas 8,16ff Luther 2017 und Gute Nachricht Bibel)
Jesus meint damit die
Strahlkraft des Glaubens. Ich mag dieses Jesus-Wort. Und es fällt mir ein, wenn
ich an solchen „Für-Euch-Gärten“ vorbeigehe. Sie verströmen ihre Schönheit und
ihren Glanz selbstlos nach außen. Ah, da hat jemand Cosmeen gepflanzt und dort
drüben herrliche bunte Tulpen. Und hier kriechen die Vergissmeinnicht fast über
den Rand zum Gehweg hin. Ihr Anblick unterbricht den Strom meiner Gedanken, lässt
mich kurz innehalten und ich frage mich immer, wer da wohl wohnt und was das
für ein Mensch ist, der mich an seinem schönen Garten teilhaben lässt.
Neulich komme ich an einem
grauen, heruntergekommenen Häuser-Block vorbei. Hier wohnen vorübergehend
Obdachlose.
Und da leuchtet an einem
einzigen Fenster ein Topf mit knallroten Geranien. Das war auch so was wie ein
„Mini- Für-Euch-Garten“. Als würde da einer rufen: „Schaut her! Hier wird gelebt!“
Eins steht jedenfalls fest, wer immer da wohnt, er oder sie hat einen Sinn für Schönheit
und die Mitmenschen; ein Gefühl dafür, dass – wie ein altes Sprichwort sagt –
geteilte Freude doppelte Freude ist.
Ich wünsche Ihnen einen guten
Morgen, Ihre Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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