Gesang
Schirin Partowi: Baraye (Politisches Nachtgebet)
Autorin:
Baraye
zan, zendegi, azadi, singt die iranisch-deutsche Sängerin Schirin Partowi. Das
bedeutet „für Frau, Leben, Freiheit“. In diesem Lied von Shervin Hajipour
klingt der Protest gegen das iranische Regime durch die prall gefüllte
Düsseldorfer Kirche: für das Tanzen auf Straßen. Für Studierende, für die
Zukunft. Für alle, die verhaftet, misshandelt und zum Tode verurteilt werden.
Die
Synode, das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland,
hatte in Düsseldorf zu einem politischen Nachtgebet für die Demonstrierenden im
Iran eingeladen, und rund 200 Menschen waren gekommen.
Mucksmäuschenstill
ist es, als die im Iran geborene Diplom-Pädagogin Shabnam Arzt erzählt. Sie ist
von der Initiative „Frau.Leben.Freiheit. Solingen für den Iran“.
Schon
als kleines Mädchen hat sie Angst vor den Revolutionsgarden im Iran. Abends
steht sie am Fenster und wartet auf ihren Vater. Immer in der Angst, er könnte
verhaftet worden sein, er könnte nicht wiederkommen.
O-Ton
1 (Interview): Ich bin mit neun Jahren aus dem Land raus, das war 1983. Und
tatsächlich ist es so, dass ich immer noch manchmal Albträume habe, dass ich im
Land bin und nicht rauskomme.
Autorin:
Shabnam
Arzt weiß, wovon sie spricht, wenn sie im Nachtgebet über die Frauen im Iran sagt:
O-Ton
2 (politisches Nachtgebet): „Wir werden nicht aufhören, bis dieses Regime weg
ist. Welch ein Mut, wie großartig sind diese Frauen.“
Autorin:
Wieviel
Hoffnung hat sie, dass die Demonstrierenden zu ihrem Recht kommen werden?
O-Ton
4 (Interview): Dieses Mal sind alle Bevölkerungsschichten auf der Straße.
Frauen, Männer, Kinder, … alle sagen: Wir wollen nicht mehr. Wir wollen ein
selbstbestimmtes Leben. Deswegen ist meine Hoffnung groß. Und ich hoffe, dass
es nicht mehr so blutig verläuft wie bis jetzt.
Autorin:
Seit
Jahrzehnten Jahre leiden die Menschen im Iran. Shabnam Arzt sagt, es wichtig, jetzt
wirklich hinzuschauen.
O-Ton
5 (Interview): Denn wir haben im Westen leider den Fehler gemacht, in den
letzten 43 Jahren durch die wirtschaftlichen Beziehungen, dass wir die
Menschenrechte vernachlässigt haben, und dass wir die wirtschaftlichen
Interessen einmal vergessen und die Menschenrechte wirklich hochhalten. Dass
wir die Botschafter zum Beispiel ausweisen, dass wir die Revolutionsgarde auf
die Terrorliste setzen, dass wir alle Beziehungen zum Iran stoppen und auch
dafür sorgen, dass keine Menschen mehr hingerichtet werden.
Autorin: Die Evangelische Kirche
im Rheinland verurteilt in einer Solidaritätserklärung das „himmelschreiende
Unrecht und die schweren Menschenrechtsverletzungen“ im Iran. „Wir bewundern den
Mut, sich der Gewalt mit dem eigenen Leben entgegenzustellen.“, schreiben sie.
Und die evangelische Kirche befürwortet auch das Ansinnen des EU-Parlamentes,
die iranischen Revolutionsgarden auf die Liste der Terrororganisationen zu
setzen.
Leider
ist dies nun doch nicht geschehen.
Doch
ich will mit Shabnam Arzt und meinen Glaubensgeschwistern der Evangelischen
Kirche im Rheinland die Hoffnung nicht aufgeben.
O-Ton
6 (Interview): Das ist mein tägliches Gebet. Herr, erbarme dich! Denn aus
eigener Erfahrung weiß ich, dass er sich erbarmen wird. Das ist meine große
Hoffnung.
Quelle: https://landessynode.ekir.de/beitrag/landessynode-bekundet-solidaritaet-mit-protestierenden-im-iran/
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60295_WDR3520230210Schulze.mp3