Neulich
war Taufe im Gottesdienst. Die Fürbitten für die drei Taufkinder einer Familie
wurden von den Patinnen und Paten formuliert. Eine Frau wünschte den Kindern,
dass sie das gleiche Maß an Liebe erfahren können – equal messured love – sagte
sie auf Englisch. In einer großen Familie ist das manchmal leichter gesagt als
getan, das weiß ich. Vielleicht bleibt es deshalb in Erinnerung.
Ich
denke an eine Geschichte, die Jesus der Bibel nach, erzählt hat: Den Sohn eines
Vaters zieht es in die Welt – er verlässt das Haus der Eltern, lässt sich sein
Erbe auszahlen und ist weg. Er erlebt einen Höhenflug: Freund:innen, Feste,
Luxus und dann den Fall: kein Geld mehr, keine Freunde – alles weg. Er nimmt
schmutzige Arbeiten an, versucht sich über Wasser zu halten und kehrt
schließlich zerknirscht zurück zu seiner Familie. Sein Vater weint vor Freude,
als er ihn wiedersieht und organisiert ein großes Fest. Klingt nach einem guten
Ende… für ihn.
Da
gibt es aber noch einen anderen Sohn. Der war die ganze Zeit über da, brachte
sich für die Familie ein. Die große Aufmerksamkeit für seinen Bruder, der sich
ihnen abgewandt hatte, verletzt ihn – er will nicht mitfeiern. Der Vater
versichert ihm, dass ihm alles gehöre, was ihm selbst gehört. Er bittet ihn –
„Sei dabei, bitte!“ –
Ich
kenne es selbst gut, erstmal zu hadern – nach dem gerechten Maß zu fragen.
Und
doch, die Vorstellung, er ließe die Einladung in der Luft hängen kann ich nicht
gut ertragen: „Freu Dich mit – tanze und mach dein Herz weich!“ möchte ich ihm
sagen und meine eigentlich mich selbst.
Sprecherin: Lisa
Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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