Die Nacht ist dunkel

Kirche in WDR2 | 17.06.2022 | 00:00 Uhr

Vielleicht

haben Sie die Worte auch schon mal gehört? „Die Nacht ist dunkel und voller

Schrecken“. Fans der Serie „Game of Thrones“ kennen das Zitat natürlich. Bei

Game of Thrones gibt es Krieg, Verwüstung, sexuelle Gewalt und Menschen außer

Rand und Band. Und das alles in einer opulenten Mittelalter-Optik. Deswegen bin

ich da überhaupt eingestiegen. Die rothaarige Priesterin Melisandre sagt den

Satz. Sie ist nicht ganz sympathisch, aber sie hat Recht: Die Nacht ist dunkel

und voller Schrecken.

Im

Prinzip wissen wir das alle. Als Kind musste ich nach Hause kommen, wenn es

dunkel wird. Und meide nachts immer noch den schlecht beleuchteten Weg, der von

der Straßenbahn nachhause führt.

Das Dunkle ist selbst aus dem All sichtbar. Das

hat der deutsche Astronaut Matthias

Maurer nach seiner Rückkehr erzählt: "Als der Krieg losging, war auch die

Ukraine in der Nacht ganz dunkel", sagt er. Klar, aus Angst vor Angriffen

haben die Menschen die Lichter ausgemacht. Nur kleine Blitze durch

einschlagende Geschosse und Rauchsäulen hat Maurer von oben gesehen.

Nachts haben meine Sorgen und Probleme eine

andere Dimension. Dann wälze ich mich von der einen auf die andere Seite und kann

das alles kaum wegschieben. Dann versuche ich mir klarzumachen, dass das auch

nichts hilft. Dass ich jetzt vom Bett aus sowieso nichts lösen kann. Und dass

es auch wieder hell wird.

Ja, die Nacht ist manchmal dunkel und voller

Schrecken. Aber wir als Christ:innen wissen auch etwas Anderes. „Ihr seid das

Licht der Welt“, sagt Jesus in der Bergpredigt. Diese Zusage gilt uns allen.

Und bei Licht besehen ist manches nächtliche Grübeln

dann doch harmlos. Die Probleme lassen sich bei Sonnenschein durchaus angehen

und lösen. Und ich hoffe sehr, dass der Krieg gegen die Ukraine bald gestoppt

wird. Das liegt auch in unseren Händen.

Dietrich Bonhoeffer hat seiner Verlobten Maria von Wedemeyer aus dem Gestapo-Gefängnis geschrieben:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten

wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz

gewiss an jedem neuen Tag.“

Das Gedicht wurde x-mal vertont und das Lied hat

einen festen Platz im Gesangbuch, evangelisch wie katholisch. Wenn die Nacht also

mal wieder dunkel und voller Schrecken ist, dann können wir dieses wunderbare

Lied anstimmen oder zumindest summen.

Quellen:

https://www.tagesschau.de/inland/maurer-astronaut-rueckkehr-101.html

(zuletzt abgerufen am 23.5.22)

https://de.wikiedia.org/wiki/Von_guten_Mächten_treu_und_still_umgeben

(zuletzt abgerufen am 24.5.22)

https://www.srf.ch/kultur/film-serien/religion-und-game-of-thrones-was-got-uns-ueber-gott-sagt

(zuletzt abgerufen am 24.5.22)

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58420_WDR20220617Garbisch.mp3

  • 17.6.2022
  • Uta Garbisch
  • © CCO Pixabay
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