Alles neu macht der Mai

Kirche in WDR3 | 02.05.2022 | 00:00 Uhr

Autorin: Guten Morgen.

In meinem

Garten leuchten die Kirschblüten, strahlt der Flieder in zarten Farben.

Die Natur

blüht auf, bricht sich Bahn, kündet den Sommer an.

„Alles neu

macht der Mai“ – heißt es in einem Kinderlied. Auch wenn der Frühling bereits

im März begonnen hat, verbinden sich die schönsten Frühlingsgefühle mit dem

Wonnemonat Mai.

Ein Gefühl

von Neubeginn stellt sich ein.

Sprecherin:

Alles neu

macht der Mai

macht die Seele frisch und frei

Laßt das Haus, kommt hinaus,

windet einen Strauß!

Rings

erglänzet Sonnenschein

duftend pranget Flur und Hain

Vogelsang, Hörnerklang

tönt den Wald entlang

(Hermann Adam von Kamp um 1820)

Autorin: …heißt es in der 1. Strophe des Liedes. Es

wurde von Hermann Adam von Kamp in der Zeit der Romantik geschrieben, in der in

Dichtung und Kunst Gefühle so richtig zum Tragen kamen. Und ich kann es

förmlich nachempfinden: Endlich wieder raus! Nach zwei Jahren Pandemie

durchatmen, unbeschwert andere treffen, lachen, erzählen. Und auch innerlich

aufbrechen, neu anfangen, hinausstreben, das Alte hinter mir lassen.

Pläne

schmieden, Leichtigkeit finden, wieder mehr Sport treiben, das Leben genießen.

Doch ganz so

leicht fällt es mir nicht. Da ist so viel Unordnung in der Welt. Krieg, Leid,

Naturkatastrophen und immer noch Corona. Das kann ich nicht einfach vergessen

und drüber hinweggehen und unbeschwert meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Und

ich kann auch nicht einfach so tun, als würde mich das nichts angehen.

Trotz der

blühenden Gärten, dem anbrechenden Sommer mit seinen Verlockungen.

Doch

irgendwie scheint die Natur robust und davon unabhängig. Auch wenn die Sommer

trockener werden und die Klimaerwärmung voranschreitet, kann ich mich darauf

verlassen, dass das Leben jedes Jahr im Frühjahr wieder neu beginnt. Dass die

Bäume und Büsche Knospen und Blüten treiben und die Natur die kalte Jahreszeit

hinter sich lässt.

Sprecherin: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören

Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose

8,22)

Autorin:

… heißt es im ersten Buch der Bibel. Von der

großen Sintflut wird dort erzählt. Davon wie Regen und Wasser alles zerstören,

was ihnen in den Weg kommt. Schon damals eine Mahnung an uns Menschen. Aber

dann nach 40 Tagen und 40 Nächten verspricht Gott ein Ende des Regens und der

Flut. Es soll nicht aufhören Saat und Ernte, Sommer und Winter. Darum treibt

das Frühjahr wieder Blüten, darum erfreue ich mich jedes Jahr an der

aufbrechenden Natur, dem Garten in seinen zarten Grüntönen. Und atme wieder neu

auf, innerlich wie äußerlich. So endet auch die Bibel in ihrem letzten Buch mit

dem Versprechen Gottes auf einen neuen Himmel und eine neue Erde:

Sprecherin: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5)

Autorin: Wie eine große Klammer verbinden sich Anfang

und Ende der Bibel mit dem Kreislauf der Natur. Mit der Hoffnung auf Neubeginn

und Frühling. Auf alles, was wieder neu werden kann und darf.

Sprecherin:

Alles freut sich der Zeit

die verjüngt, erneut

Widerschein der Schöpfung blüht

uns erneuernd im Gemüt

Alles neu, frisch und frei

Macht der holde Mai. –

Autorin: Mit dieser 3. Strophe des alten Kinderliedes wünsche ich Ihnen

einen schönen Monat Mai. Lassen Sie ihren Gefühlen

freien Lauf…

Pfarrerin Christiane Neufang aus

Köln.

Redaktion:

Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58037_WDR3520220502Neufang.mp3

  • 2.5.2022
  • Christiane Neufang
  • © CCO Pixabay
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