Autorin: Guten Morgen.
In meinem
Garten leuchten die Kirschblüten, strahlt der Flieder in zarten Farben.
Die Natur
blüht auf, bricht sich Bahn, kündet den Sommer an.
„Alles neu
macht der Mai“ – heißt es in einem Kinderlied. Auch wenn der Frühling bereits
im März begonnen hat, verbinden sich die schönsten Frühlingsgefühle mit dem
Wonnemonat Mai.
Ein Gefühl
von Neubeginn stellt sich ein.
Sprecherin:
Alles neu
macht der Mai
macht die Seele frisch und frei
Laßt das Haus, kommt hinaus,
windet einen Strauß!
Rings
erglänzet Sonnenschein
duftend pranget Flur und Hain
Vogelsang, Hörnerklang
tönt den Wald entlang
(Hermann Adam von Kamp um 1820)
Autorin: …heißt es in der 1. Strophe des Liedes. Es
wurde von Hermann Adam von Kamp in der Zeit der Romantik geschrieben, in der in
Dichtung und Kunst Gefühle so richtig zum Tragen kamen. Und ich kann es
förmlich nachempfinden: Endlich wieder raus! Nach zwei Jahren Pandemie
durchatmen, unbeschwert andere treffen, lachen, erzählen. Und auch innerlich
aufbrechen, neu anfangen, hinausstreben, das Alte hinter mir lassen.
Pläne
schmieden, Leichtigkeit finden, wieder mehr Sport treiben, das Leben genießen.
Doch ganz so
leicht fällt es mir nicht. Da ist so viel Unordnung in der Welt. Krieg, Leid,
Naturkatastrophen und immer noch Corona. Das kann ich nicht einfach vergessen
und drüber hinweggehen und unbeschwert meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Und
ich kann auch nicht einfach so tun, als würde mich das nichts angehen.
Trotz der
blühenden Gärten, dem anbrechenden Sommer mit seinen Verlockungen.
Doch
irgendwie scheint die Natur robust und davon unabhängig. Auch wenn die Sommer
trockener werden und die Klimaerwärmung voranschreitet, kann ich mich darauf
verlassen, dass das Leben jedes Jahr im Frühjahr wieder neu beginnt. Dass die
Bäume und Büsche Knospen und Blüten treiben und die Natur die kalte Jahreszeit
hinter sich lässt.
Sprecherin: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören
Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose
8,22)
Autorin:
… heißt es im ersten Buch der Bibel. Von der
großen Sintflut wird dort erzählt. Davon wie Regen und Wasser alles zerstören,
was ihnen in den Weg kommt. Schon damals eine Mahnung an uns Menschen. Aber
dann nach 40 Tagen und 40 Nächten verspricht Gott ein Ende des Regens und der
Flut. Es soll nicht aufhören Saat und Ernte, Sommer und Winter. Darum treibt
das Frühjahr wieder Blüten, darum erfreue ich mich jedes Jahr an der
aufbrechenden Natur, dem Garten in seinen zarten Grüntönen. Und atme wieder neu
auf, innerlich wie äußerlich. So endet auch die Bibel in ihrem letzten Buch mit
dem Versprechen Gottes auf einen neuen Himmel und eine neue Erde:
Sprecherin: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5)
Autorin: Wie eine große Klammer verbinden sich Anfang
und Ende der Bibel mit dem Kreislauf der Natur. Mit der Hoffnung auf Neubeginn
und Frühling. Auf alles, was wieder neu werden kann und darf.
Sprecherin:
Alles freut sich der Zeit
die verjüngt, erneut
Widerschein der Schöpfung blüht
uns erneuernd im Gemüt
Alles neu, frisch und frei
Macht der holde Mai. –
Autorin: Mit dieser 3. Strophe des alten Kinderliedes wünsche ich Ihnen
einen schönen Monat Mai. Lassen Sie ihren Gefühlen
freien Lauf…
Pfarrerin Christiane Neufang aus
Köln.
Redaktion:
Landespfarrerin Petra Schulze
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