"Wenn der HERR nicht das Haus baut": Einführung von Kreuzkirchen-Pfarrer Martin Gröger durch den Bonner Superintendenten Dietmar Pistorius

Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius hat jetzt am Samstag, 26. März 2022, Dr. Martin Gröger auch offiziell mit einem Festgottesdienst als neuen Gemeindepfarrer an der Kreuzkirche eingeführt. Der Gottesdienst wurde musikalisch feierlich ausgestaltet von der Kantorei der Kreuzkirche unter Leitung von Karin Freist-Wissing sowie Stefan Horz an der Orgel. Es erklang sehr stimmungsvoll „Herr, wenn ich nur dich habe“ (Johann Michael Bach) und das Chorlied „Bleibe bei uns Herr“ (Johann Sebastian Bach). Superintendent Pistorius erinnerte unter anderem an das Bibelwort: „Wenn derHERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.“ Hier seine Predigt im Wortlaut: Superintendent Pistorius_Das Leben ist eine Baustelle_Predigt zur Einführung von Dr. Martin Gröger_032022

Seinen Dienst an der evangelischen Stadtkirche am Bonner Kaiserplatz hat Pfarrer Dr. Martin Gröger (43) bereits Anfang Februar aufgenommen. Er ist Nachfolger von Pfarrer Gerhard Schäfer auf der 1. Pfarrstelle der Kreuzkirchengemeinde. Pfarrer Gröger, zuletzt Pfarrer in Köln und aufgewachsen in Thüringen, ist mit seiner Familie bereits in das Pfarrhaus an der Kreuzkirche eingezogen.

Nach dem Gottesdienst Einladung zum Empfang

Pfarrer Martin Gröger ist Nachfolger von Pfarrer Gerhard Schäfer, der vor zwei Jahren nach Bremervörde gewechselt ist und auch zur Freude der Gemeinde zur Amtseinführung seines Nachfolgers eigens aus Norddeutschland angereist war und ein Segenwort sprach. Zwischenzeitlich zum Übergang hatte Pfarrerin Ingrid Schneider den Gemeindedienst an der Kreuzkirche versehen. Pfarrer Rüdiger Petrat auf der zweiten Pfarrstelle der Kreuzkirche ist jetzt im Januar in den Ruhestand verabschiedet worden. Dessen Dienst hat für ein gutes Jahr nun Pfarrerin in Probe Lea Wangen übernommen.

Nach dem Festgottesdienst zur Einführung von Martin Gröger jetzt am Samstag lud die Gemeinde durch den Vorsitzenden des Presbyteriums Thomas Gampp herzlich ein zu einem öffentlichen Empfang.

Pfarrer Dr. Martin Gröger stellt sich vor

Auf was freue ich mich an der Kreuzkirche?

Pfarrer Dr. Martin Gröger am Altar der Kreuzkirche (Foto: privat)

Pfarrer Martin Gröger: Ich freue mich auf die gemeinsame Gestaltung und Weiterentwicklung des Gemeindelebens hier an der Kreuzkirche. Durch ihre zentrale Lage als evangelische Stadtkirche muss dies immer eine Verknüpfung von Gemeinde- und Stadtkirchenarbeit sein. Das ist mit zahlreichen Herausforderungen und Chancen verbunden: da gilt es zum einen, dauerhafte gemeindliche Bindungen aufzubauen, zum anderen aber auch spontane Kontaktaufnahmen zu ermöglichen. Mehr denn je sind wir als christliche Kirchen herausgefordert, nicht nur unsere traditionellen Angebote ‚zukunftsfähig‘ zu machen, sondern überhaupt ansprechbar zu sein. Wir müssen Wege finden, um Menschen bei der Beantwortung ihrer existentiellen ethischen, diakonischen und religiösen Lebensfragen weiterhelfen zu können und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten. Lebensgeschichten hören, Lebensentwürfe wahrnehmen und die Möglichkeit zur christlichen Sinndeutung zu geben, sind für mich die Herausforderungen, die mein Beruf als Pfarrer mit sich bringen. Das glaubwürdige Zusammenführen der großen Vielfalt verschiedener Frömmigkeitstypen und Glaubensüberzeugungen ist immer wichtig für die Gemeindearbeit. Als Bonner Innenstadtgemeinde sind wir da natürlich besonders im Fokus des öffentlichen Interesses. Diese spannende Verknüpfung hat mich zur Bewerbung bewogen, und ich freue mich sehr, dass das Presbyterium der Kreuzkirche mir sein Vertrauen geschenkt hat.

Nicht nur in der Anfangszeit freue ich mich auf die vielen Gespräche zum Kennenlernen der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in der Gemeinde und darüber hinaus. Ich durfte schon einige Menschen kennenlernen, die durch ihre musikalischen, spirituellen und geistlichen Angebote und durch ihr ‚Mitmachen‘ das Leben hier an der Kreuzkirche prägen. Zudem freue ich mich über die Neugier und das Interesse – nicht nur seitens der Gemeinde, sondern auch seitens der Stadtöffentlichkeit. Das ist für mich eine gute Basis, um sich kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Das Vertrauen gegenüber der Kirche als Institution ist keine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit mehr. Für mich ist das ein Ansporn, für eine ansprechbare, offene und den Menschen zugewandte Kirche zu werben. Glücklicherweise gibt es hier an der Kreuzkirche ein großes Team von Engagierten. Zusammen mit allen engagierten Menschen möchte ich ‚Altes‘ bewahren und neue Impulse setzen. Neue Menschen und Orte kennenzulernen hat für mich auch immer den Charme, Neues ausprobieren zu können. Das funktioniert nur im Austausch und Gespräch miteinander. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Vernetzung sich ergeben werden. Für Ideen, Fragen und Anregungen bin ich offen und jederzeit ansprechbar.

Nach der langen Zeit des Übergangs seit dem Weggang meines Vorgängers wird es sicher auch das eine oder andere Angebot hier an der Kreuzkirche neu- und wiederzubeleben geben. Mit Freude habe ich aber auch wahrgenommen, dass Vieles auch gut so funktioniert hat.

Mein Lebensweg – eine persönliche Kurzvorstellung 

Pfarrer Martin Gröger: Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe drei Kinder: Emilie (8 Jahre), Julius (5 Jahre) und Samuel (1 Jahr). Meine Frau Anne-Christin arbeitet als Journalistin und schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung. Ihretwegen sind wir im Jahr 2014 nach Köln gezogen. Zuvor war ich in Halle an der Saale viele Jahre ‚Studieninspektor‘ und habe eine alte Stiftung wieder aufgebaut. Als ich kam, gab es zwei unsanierte Häuser. Als ich ging, wohnten im ‚Schlesischen Konvikt | Wohngemeinschaft für Studierende der Kirchenmusik und Theologie‘ knapp 60 Studierende und gestalteten das Leben. Für mich ist es noch immer einer Freude, dass wir den Häusern gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnen wieder studentisches Leben einhauchen konnten. Da es unter anderem gelang, zwei Orgeln im Konvikt zu erhalten, die das musikalische Leben ganz entscheidend prägen, freue ich mich an der Kreuzkirche natürlich auch besonders auf die großartige kirchenmusikalische Arbeit.

In Köln habe ich zunächst meine Doktorarbeit fertiggestellt. Im Jahr darauf startete das Vikariat in der Gemeinde Köln-Nippes. Schwerpunkte bildeten die Arbeit mit Kindern sowie Seniorinnen und Senioren. Zudem war ich in das Projekt der ‚Kulturkirche Köln‘ eingebunden, das die Lutherkirche Nippes für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen öffnete.

Anschließend war ich Pfarrer in der Gemeinde Köln. Schwerpunkte meiner Tätigkeit dort waren die Organisation der Veranstaltungen, die Konfirmandenarbeit und der Vorsitz des Bezirksausschusses der Kartäuserkirche. Damit verbunden ist die Leitung eines der vier Bezirke innerhalb der Innenstadtgemeinde. Zudem habe ich immer wieder Projekte organisiert, wie im Advent 2020 ‚Bei Anruf Andacht!‘ – als ich gemeinsam mit unserem Kirchenmusiker Gottesdienste auf ‚Bestellung‘ auf dem Gehweg gefeiert habe. Nach den letzten Sommerferien habe ich aus traurigem Anlass gemeinsam mit einer Kölner Karnevalsgesellschaft einen ‚Weingarten‘ rund um unsere Kirche organisiert. Zirka 70.000 Euro an Spenden konnten wir für die von der Hochwasser-Katastrophe vom Juli 2021 Betroffenen sammeln. Zuletzt habe ich gemeinsam mit unserem Organisten und einem Kollegen ein spirituelles Angebot in der Kapelle der Kartäuserkirche geschaffen: Immer mittwochs: ‚Mittagsruhe‘ – Musik, Stille, Psalm, Kaffeetrinken. Meine letzte Elternzeit habe ich genutzt, um Instagram für die Gemeindearbeit zu entdecken.

Studiert habe ich unter anderem an den Universitäten in Jena und Halle/Saale. Ein Höhepunkt war der Aufenthalt an der University of Stellenbosch in Südafrika. Aufgewachsen bin ich in einem Pfarrhaus in Thüringen.

Weitere Infos: www.kreuzkirche-bonn.de

  • 30.1.2022
  • Joachim Gerhardt
  • Red