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Kirche in WDR2 | 05.11.2022 | 00:00 Uhr

Er ist einfach ein

Stinkstiefel. Ein mächtiger König mit feinen Lederstiefeln mit goldenen

Schnallen, einem roten warmen Samt-Mantel mit kuscheligem Pelz am Kragen. Wenn

er mit seinen Burgwachen im Gefolge durch seine Burg schlendert, sieht er viel

Armut.

Einer der Bettler am Weg ruft

nach dem König. „He, du, gib mir bitte etwas Geld für eine Übernachtung und

etwas zu essen.“ Der König ist empört. Was will dieser Typ von mir. Soll er

doch arbeiten. Dann hat er Geld. Er lässt sich niemals erweichen.

Eines Tages steht er vor dem

Tor zum Himmel und klopft an: „Lasst mich rein. Hier ist König Pritzprotz der

Erste. Mein Platz ist im Paradies.“ Ein kleiner Engel öffnet die Tür zum

Paradies nur einen Spalt breit. „Du kommst hier nicht rein. Du hast auf der

Erde deine Hausaufgaben noch nicht gemacht.“ – „Wie bitte? Was glaubst du, wer

du bist.“, sagt der König. – „Du hast das Teilen noch nicht gelernt“, sagt der

Engel. „Du musst zurück. Wenn du das gelernt hast, kannst du wiederkommen.“ Der

König findet sich in der Burg wieder. Ein Mann sitzt am Wegrand auf dem Boden

und ruft: „König, bitte gebt mir etwas zum Wärmen und etwas zu essen.“ Der

König sagt: „Ich habe eine Mitteilung an dich: Betteln ist verboten. So, und

damit ist genug geteilt.“ Der König eilt zur Tür des Paradieses. Dort

angekommen schüttelt der kleine Engel den Kopf. „Du hast da was missverstanden.

Kennst du Sankt Martin? Der hat mit einem Bettler an einem kalten Tag seinen

Mantel geteilt. DAS ist mit Teilen gemeint. Nicht mit-teilen, sondern richtig

teilen.“ – „Ach so.“ – Der König muss zurück in die Burg. Wieder sieht er den

Bettler und ruft seine Burgwachen: „Holt eine Schere. Ich möchte meinen Mantel

mit diesem Bettler teilen.“

Sein Kammerdiener macht sich

an die Arbeit, aber der Mantel lässt sich nicht zerteilen. Da kommt dem König

eine Idee: „Hier hast du einen Stiefel von mir.“ Er zieht ihn aus und wirft ihn

de Bettler zu. Aber der weiß nicht so richtig, was er damit anfangen soll. –

Der König ist wütend: „Das reicht dir nicht? Da ist eine goldene Schnalle dran,

die kannst du verkaufen, dann kannst du dir jedes Hotel leisten“, sagt der

König. Und wirft ihm noch seine stinkende Socke hinterher. „Verschwinde, und

lass mich in Ruhe“, ruft er dem Bettler zu. Jetzt aber auf ins Paradies. Der

kleine Engel schüttelt den Kopf:

„So wird das nichts. Du hast

das Teilen noch immer nicht gelernt. Noch einmal zurück zur Erde.“ Der König

kommt in der Burg an. Aber was ist los? Er sitzt im Dreck. In seiner Hose sind

Löcher. Schuhe hat er keine. Er fleht die Bürger an. „Helft mir. Bitte ein Bad,

eine warme Decke und etwas zu essen.“ Alle gehen vorbei. Niemand hilft. Der

König kommt wieder zur Tür zum Paradies. „Das ist ja schrecklich“, sagt der

König. „Ja“, sagt der Engel. „Du hast es deinen Bürgern so vorgelebt. Deshalb

sind sie so.“ – „Da muss sich was ändern“, sagt der König. „Ich habe

verstanden.“ Er eilt auf die Erde zurück. Und lässt die Burgwachen ein Feuer

machen zum Wärmen und ein leckeres Essen für den Bettler. Die Leute staunen. „Ja

kennt ihr die Geschichte von Sankt Martin nicht?“, sagt König Pritzprotz. „Der

hat seinen Mantel mit einem Schwert geteilt und so einen Bettler vorm Erfrieren

gerettet. – Bringt Kerzen für alle“, ruft der König den Burgwachen zu. Kinder

und Erwachsene entzünden ihre Kerzen – eine beim anderen und so fort -und bald

breiten sich Licht und Wärme im Burghof aus. Der König lächelt und sagt: „Licht

wird mehr, wenn man es teilt. Leben, Liebe, ein warmes Essen und ein Zuhause

auch.“ Der kleine Engel freut sich. Mission erfüllt. Müde schließt er die Tür

zum Paradies. Für heute genug getan.

Quelle:

Eine

Geschichte zu Sankt Martin erzählt nach:

König Pritzprotz und die Socke, Susanne Kuttler, Petra

Schulze, illustriert von Sandra Rodenkirchen, Luther-Verlag Bielefeld, August

2020, für Kinder von 3-8 Jahre. (jedes Buch ist mit einem Bogen Aufklebern

versehen)

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59530_WDR220221105Schulze.mp3

  • 5.11.2022
  • Petra Schulze
  • © Pfeffer
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