Er ist einfach ein
Stinkstiefel. Ein mächtiger König mit feinen Lederstiefeln mit goldenen
Schnallen, einem roten warmen Samt-Mantel mit kuscheligem Pelz am Kragen. Wenn
er mit seinen Burgwachen im Gefolge durch seine Burg schlendert, sieht er viel
Armut.
Einer der Bettler am Weg ruft
nach dem König. „He, du, gib mir bitte etwas Geld für eine Übernachtung und
etwas zu essen.“ Der König ist empört. Was will dieser Typ von mir. Soll er
doch arbeiten. Dann hat er Geld. Er lässt sich niemals erweichen.
Eines Tages steht er vor dem
Tor zum Himmel und klopft an: „Lasst mich rein. Hier ist König Pritzprotz der
Erste. Mein Platz ist im Paradies.“ Ein kleiner Engel öffnet die Tür zum
Paradies nur einen Spalt breit. „Du kommst hier nicht rein. Du hast auf der
Erde deine Hausaufgaben noch nicht gemacht.“ – „Wie bitte? Was glaubst du, wer
du bist.“, sagt der König. – „Du hast das Teilen noch nicht gelernt“, sagt der
Engel. „Du musst zurück. Wenn du das gelernt hast, kannst du wiederkommen.“ Der
König findet sich in der Burg wieder. Ein Mann sitzt am Wegrand auf dem Boden
und ruft: „König, bitte gebt mir etwas zum Wärmen und etwas zu essen.“ Der
König sagt: „Ich habe eine Mitteilung an dich: Betteln ist verboten. So, und
damit ist genug geteilt.“ Der König eilt zur Tür des Paradieses. Dort
angekommen schüttelt der kleine Engel den Kopf. „Du hast da was missverstanden.
Kennst du Sankt Martin? Der hat mit einem Bettler an einem kalten Tag seinen
Mantel geteilt. DAS ist mit Teilen gemeint. Nicht mit-teilen, sondern richtig
teilen.“ – „Ach so.“ – Der König muss zurück in die Burg. Wieder sieht er den
Bettler und ruft seine Burgwachen: „Holt eine Schere. Ich möchte meinen Mantel
mit diesem Bettler teilen.“
Sein Kammerdiener macht sich
an die Arbeit, aber der Mantel lässt sich nicht zerteilen. Da kommt dem König
eine Idee: „Hier hast du einen Stiefel von mir.“ Er zieht ihn aus und wirft ihn
de Bettler zu. Aber der weiß nicht so richtig, was er damit anfangen soll. –
Der König ist wütend: „Das reicht dir nicht? Da ist eine goldene Schnalle dran,
die kannst du verkaufen, dann kannst du dir jedes Hotel leisten“, sagt der
König. Und wirft ihm noch seine stinkende Socke hinterher. „Verschwinde, und
lass mich in Ruhe“, ruft er dem Bettler zu. Jetzt aber auf ins Paradies. Der
kleine Engel schüttelt den Kopf:
„So wird das nichts. Du hast
das Teilen noch immer nicht gelernt. Noch einmal zurück zur Erde.“ Der König
kommt in der Burg an. Aber was ist los? Er sitzt im Dreck. In seiner Hose sind
Löcher. Schuhe hat er keine. Er fleht die Bürger an. „Helft mir. Bitte ein Bad,
eine warme Decke und etwas zu essen.“ Alle gehen vorbei. Niemand hilft. Der
König kommt wieder zur Tür zum Paradies. „Das ist ja schrecklich“, sagt der
König. „Ja“, sagt der Engel. „Du hast es deinen Bürgern so vorgelebt. Deshalb
sind sie so.“ – „Da muss sich was ändern“, sagt der König. „Ich habe
verstanden.“ Er eilt auf die Erde zurück. Und lässt die Burgwachen ein Feuer
machen zum Wärmen und ein leckeres Essen für den Bettler. Die Leute staunen. „Ja
kennt ihr die Geschichte von Sankt Martin nicht?“, sagt König Pritzprotz. „Der
hat seinen Mantel mit einem Schwert geteilt und so einen Bettler vorm Erfrieren
gerettet. – Bringt Kerzen für alle“, ruft der König den Burgwachen zu. Kinder
und Erwachsene entzünden ihre Kerzen – eine beim anderen und so fort -und bald
breiten sich Licht und Wärme im Burghof aus. Der König lächelt und sagt: „Licht
wird mehr, wenn man es teilt. Leben, Liebe, ein warmes Essen und ein Zuhause
auch.“ Der kleine Engel freut sich. Mission erfüllt. Müde schließt er die Tür
zum Paradies. Für heute genug getan.
Quelle:
Eine
Geschichte zu Sankt Martin erzählt nach:
König Pritzprotz und die Socke, Susanne Kuttler, Petra
Schulze, illustriert von Sandra Rodenkirchen, Luther-Verlag Bielefeld, August
2020, für Kinder von 3-8 Jahre. (jedes Buch ist mit einem Bogen Aufklebern
versehen)
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59530_WDR220221105Schulze.mp3