Ich habe einen Kollegen, der
mich extrem nervt. Grundsätzlich ist er nett und sympathisch – aber wenn es
darum geht, anderen zu helfen oder bei Engpässen einzuspringen – dann hört und
sieht man von ihm weit und breit nichts. Dabei nimmt er oft genug selbst
kollegiale Hilfe in Anspruch.
Also: Nehmen kann er gut,
doch wenn es darum geht, auch einmal zu geben, taucht er ab. Und das macht er
auch noch so geschickt, dass er dabei völlig unangreifbar bleibt. Immer hat er
Gründe, gegen die man nichts sagen kann.
Ich merke, wie mir und
anderen Kollegen schon längst die Lust vergangen ist, auf seine Bitten nach
Unterstützung oder Hilfe überhaupt noch zu reagieren. Was mich am meisten
ärgert: Ich habe dann auch noch ein schlechtes Gewissen! Ich müsste doch
hilfsbereit sein, ihm immer helfen, an die Nächstenliebe denken! Andererseits
fühle ich mich total ausgenutzt.
Und jetzt? Hilfsbereit möchte
ich bleiben, auch diesem Kollegen gegenüber. Doch das hat Grenzen. Liebe deinen
Nächsten wie dich selbst, steht in der Bibel. Ja, genau das beschreibt
so eine Situation. Das kann der Kollege nicht für mich regeln! Aber er muss es
akzeptieren. ´Liebe Deinen Nächsten´ und ´wie dich selbst´ sind zwei
gleichberechtigte Teile des Satzes und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt
werden.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
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