Ausgenutzt

Kirche in 1Live | 04.05.2022 | 00:00 Uhr

Ich habe einen Kollegen, der

mich extrem nervt. Grundsätzlich ist er nett und sympathisch – aber wenn es

darum geht, anderen zu helfen oder bei Engpässen einzuspringen – dann hört und

sieht man von ihm weit und breit nichts. Dabei nimmt er oft genug selbst

kollegiale Hilfe in Anspruch.

Also: Nehmen kann er gut,

doch wenn es darum geht, auch einmal zu geben, taucht er ab. Und das macht er

auch noch so geschickt, dass er dabei völlig unangreifbar bleibt. Immer hat er

Gründe, gegen die man nichts sagen kann.

Ich merke, wie mir und

anderen Kollegen schon längst die Lust vergangen ist, auf seine Bitten nach

Unterstützung oder Hilfe überhaupt noch zu reagieren. Was mich am meisten

ärgert: Ich habe dann auch noch ein schlechtes Gewissen! Ich müsste doch

hilfsbereit sein, ihm immer helfen, an die Nächstenliebe denken! Andererseits

fühle ich mich total ausgenutzt.

Und jetzt? Hilfsbereit möchte

ich bleiben, auch diesem Kollegen gegenüber. Doch das hat Grenzen. Liebe deinen

Nächsten wie dich selbst, steht in der Bibel. Ja, genau das beschreibt

so eine Situation. Das kann der Kollege nicht für mich regeln! Aber er muss es

akzeptieren. ´Liebe Deinen Nächsten´ und ´wie dich selbst´ sind zwei

gleichberechtigte Teile des Satzes und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt

werden.

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 4.5.2022
  • Annette Schmitz-Dowidat
  • © CCO Pixabay
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