Guten Morgen,
das Besondere kam heute mal wieder unerwartet vorbei, wie immer
eigentlich, ohne große Vorankündigung.
Ich hatte so ganz und gar nicht damit gerechnet.
Aber gerade das ist ja das Schöne am Besonderen.
Das Besondere taucht überall da auf, wo es nicht zu etwas gezwungen
wird.
Das Besondere lässt sich einladen, aber man darf nicht enttäuscht
sein, wenn es zu einem anderen Zeitpunkt erscheint. Dann muss man es nur noch
reinlassen und zulassen, dass es heute mal besonders wird.
Das Spannende ist: Nahezu alles kann besonders sein.
Fast nichts ist in der Lage nicht besonders zu sein.
Aber nichts kann immer besonders sein. Das Besondere ist immer
nur eine kurze Angelegenheit, sonst wäre es nichts Besonderes.
Schon einige wollten das Besondere festlegen, wollten es einsperren
und für sich ganz allein behalten. Aber das lässt das Besondere nicht zu. Immer
wieder fragt es sich, was es sich heute für eine Überraschung überlegen könnte.
Dabei versucht es, immer gerecht zu bleiben und bei möglichst
vielen verschiedenen Menschen, Momenten und Orten vorbeizuschauen.
So taucht das Besondere einmal mitten im Regen auf. Es macht den
Spaziergang zu einem kleinen Abenteuer. Obwohl anfangs alle keine Lust haben,
sorgt das Besondere mit einer guten Idee für den Extraspaß an diesem Tag.
Pfützenspringen! Mama, Papa, die Kinder, sogar der Hund sind glücklich, als sie
pitschepatschenass nach Hause kommen.
Das Besondere geht natürlich auch gern Feiern. Das Besondere mag es,
wenn alle zusammenkommen und Spaß miteinander haben. Dabei braucht es nicht
einmal schicke Kleidung oder einen bestimmten Ort. Es braucht nur offene
Begegnungen und vielleicht ein bisschen Musik und Tanz und schon ist es dabei.
Das Besondere geschieht auch oft im Alltäglichen. Wenn ein Fremder dir
auf einmal einen Gefallen tut und sagt: Komm, ich
helfe dir dabei.
Oder wenn sich auf einmal jemand Zeit für mich nimmt, wo sich andere
schon längst keine Zeit mehr nehmen.
In solchen Momenten taucht das Besondere dann gern auf und hinterlässt
bleibenden Eindruck.
Das Besondere liebt auch das Mitgefühl. Weil es beim Mitgefühl immer
diesen einen Augenblick gibt, wo sich der andere verstanden fühlt. Dann weiß
das Besondere, das es hier goldrichtig ist.
Das Besondere wird oft verwechselt mit Dingen, die man bezahlen kann.
Das kann das Besondere nicht verstehen, weil es ja ohne Gegenleistung
funktioniert.
Deshalb sagen manche, das Besondere ist ein
Segen im Leben.
Es wird dir geschenkt, und du kannst nichts
dafür tun.
Du kannst das Besondere in deinem Leben empfangen und besonders für
andere sein.
Ich wünsche Ihnen, dass das Besondere immer
wieder unerwartet in Ihr Leben tritt.
Pfarrerin Anne Wellmann aus Tönisvorst.
Quelle: Inspiriert durch „Das Besondere“ von Kurt
Marti, aus: Ders.: Werkauswahl in fünf Bänden, 1996, Nagel & Kimche in der
MG Medien Verlags GmbH München.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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