Guten Morgen,
wieder einmal sehe ich ihn. Der Schauer prasselt heftig auf die
Straße, sodass ich schnell meinen Regenschirm aufspanne und zum Auto laufe. Als
ich dort im Trockenen sitze, bricht plötzlich aus einem Stück wolkenlosen Himmel
die Sonne hervor, und er stellte sich weit über die Landschaft: ein
wunderschöner Regenbogen.
Ein ganz besonderes Wetterphänomen. Und seit Jahrtausenden sagen
die Menschen: ein Wink des Himmels. Schon für die Babylonier war der Regenbogen
ein Zeichen ihres Gottes Marduk. Der stellte seinen Kriegsbogen zum Zeichen des
Sieges über die Göttin Tiamat an den Himmel.
In der
Bibel taucht der Regenbogen in der bekannten Geschichte von Noah auf. Als der nach
großen Sturzfluten sein selbstgebautes Schiff verließ und wieder auf trockenem
Land stand, war er so froh darüber, dass er Gott aus Dankbarkeit ein Opfer
brachte. Gott reagierte auf dieses Opfer, indem er mit Noah einen Deal machte:“Weil
du so dankbar bist“, sagte Gott, “verpflichte ich mich feierlich, meiner
Schöpfung treu zu bleiben. Obwohl die Menschen so unverantwortlich und
mörderisch mit meiner Schöpfung umgehen, werde ich niemals etwas an den
Jahreszeiten ändern und die Natur wird alles bekommen, was sie braucht, damit
ihr Menschen säen und ernten könnt. Und als Erinnerung an diesen Deal stelle
ich nun den Regenbogen an den Himmel.“
Der
Regenbogen als Zeichen der Treue Gottes. Für Christinnen und Christen ist dieser
Bogen also kein Kriegsbogen, keine am Himmel abgelegte Waffe eines
kriegerischen Gottes, wie bei den Babyloniern. Sondern ein Zeichen, das an die
Treue Gottes erinnert, und daran, was ein dankbarer und verantwortungsvoller
Umgang mit der Schöpfung bewirken kann. Dieser Bogen beschreibt auch sehr
eindrucksvoll, was wir brauchen, damit wir säen und ernten können. Damit der
Regenbogen entsteht, braucht es Regen. Deshalb heißt er Regenbogen. Aber durch Regen
allein kommt es nicht zu diesem besonderen Wetterphänomen. Es braucht auch die
Sonne, damit sich ihre Strahlen in den Regentropfen brechen und die bunte
Vielfalt der Farben an den Himmel malt. Menschen, Tiere, Pflanzen- brauchen meistens
auch beides: Die Sonne, die mit ihrer Wärme und ihrem Licht alles aufblühen
lässt und uns immer wieder nach draußen zieht.
Zugleich brauchen wir auch den Regen, der das Wachstum schenkt und
von den Landwirten besonders im Mai geschätzt ist. Ich möchte es lernen, mehr
dankbar zu sein. Nicht gleich zu meckern, wenn ich mal bei einem Schauer nicht
den Regenschirm dabeihabe, oder mich die Sonne blendet. Und zugleich alles mir
Mögliche zu tun, damit das von uns Menschen gestörte Gleichgewicht in der Natur
erhalten bleibt. Denn die Natur ist für den Menschen beides: Sie kann uns an
Leib und Leben bedrohen und sie schenkt uns alles, was wir zum Leben brauchen, schützt
uns und lässt uns wachsen. Je nach Klima und Region.
Daran will ich mich immer wieder erinnern lassen, nicht nur, wenn
ich mal einen Regenbogen sehe.
Ihr Pastor Christoph
Neumann aus Iserlohn.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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