Ich bin von Beruf Musiker und im Sommer durften wir
ein wunderschönes Open-Air-Konzert an einem See spielen. Bei bestem Wetter war
der Park voll und es gab bestimmt viele Leute, die uns aus der Ferne zugehört
haben. Aber vor der Bühne selbst gab es tatsächlich nur zwei Konzertbesucher.
Während des Konzerts machte sich deshalb bei mir immer mal wieder schlechte
Laune breit und ich merkte, wie ich auf einmal nicht mehr ganz motiviert war,
alles zu geben. Auch wenn uns vielleicht viele aus der Ferne lauschten, – der
magere Applaus war doch ganz schön deprimierend.
Und wieder einmal hab ich gemerkt, wie sehr ich vom
Applaus und anderen abhängig bin. Ist für mich als Künstler zwar wichtig,
sollte aber nicht die alles entscheidende Motivation sein – dieses ´Hauptsache
gesehen werden´. Auch in meinem Alltag bin ich oftmals nicht bereit alles zu
geben, wenn es um Arbeiten geht, die keiner sieht und für die mir keiner
applaudiert. Sei es das saubere Hinterlassen des Autobahnparkplatzes, das
Einräumen der Spülmaschine oder das Aufheben von Müll. Dinge, für die sich
niemals jemand bei mir bedanken wird, weil es keiner gesehen hat.
Dabei merke ich, wie ein biblisches Prinzip hier
ganz praktisch wird. Jesus sagte einmal: Nur wenn wir es gelernt haben im
Kleinen treu zu sein, nur dann werden wir es auch in den großen Dingen sein. Denn
meine Motivation darf nicht vom Applaus allein abhängig sein. Und so hab ich
die Chance mit den zwei Konzertbesuchern genutzt, um im Kleinen alles zu geben
und auch für diese beiden ein tolles Konzert zu spielen.
Sprecher: Jan
Primke
Redaktion: Daniel
Schneider
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