Internationale Gemeinden

Kirche in WDR3 | 10.03.2023 | 00:00 Uhr

Autor: Guten Morgen!

Wenn Pfarrerin Beate

Heßler mit ihrem Fahrrad sonntags durch Dortmund fährt…

O-Ton 1 Beate Heßler: …dann achte ich darauf, was ich aus

den Hinterhöfen und aus den Straßen höre, und oftmals höre ich fröhliche Musik,

manchmal auch laute Predigten. Und wenn ich dann meinem Ohr folge, treffe ich

Gemeinden, die sich in der Dortmunder Nordstadt zum Beispiel am Sonntag

treffen, um miteinander Gottesdienst zu feiern. Das ist immer eine wunderbare

Erfahrung.

Autor: Beate Heßler arbeitet beim Oikos-Institut für Mission und Ökumene der

Evangelischen Kirche von Westfalen. Und sie weiß: Viele Menschen, die nach

Deutschland kommen, fliehen vor Krieg oder Unterdrückung. Und viele bauen sich

hier langfristig mit ihrer Familie ein neues Leben auf.

Seelisch auftanken können sie in einem der Gottesdienste wie sie Beate

Heßler bei ihrer Fahrt durch die Stadt hört. Die meisten finden am

Sonntagnachmittag statt. In Fabriken oder Sporthallen singen und beten die

Menschen in ihrer Muttersprache. Beate Heßler entdeckt bei diesen internationalen

Gemeinden einen lebendigen Glauben. Und sie setzt sich dafür ein, dass dieser Reichtum

an Erfahrungen auch bekannt wird.

O-Ton 2 Beate Heßler: Zum einen ist der Internationale

Kirchenkonvent gegründet worden. In Nordrhein-Westfalen haben sich so etwa

hundertzwanzig internationale Gemeinden mit der Rheinischen und der Westfälischen

Kirche zusammengeschlossen. Wir arbeiten zusammen als eine Gemeinschaft von

Schwestern und Brüdern und versuchen auszudrücken, dass wir eine kirchliche

Vielfalt in Nordrhein-Westfalen repräsentieren.

Autor: Dort wird nicht nur diskutiert, man betet zusammen und hilft einander.

Spiritualität und Hilfsbereitschaft zeigen sich auch in internationalen

Gottesdiensten. Immer wird viel gesungen, manchmal getanzt – je nach

Herkunftsland und Konfession, und oft werden danach Nachrichten aus der Heimat ausgetauscht

und man überlegt, was man für die Menschen hier und dort tun kann. Um so einen

Gottesdienst zu feiern braucht es oft nicht mal eigene Räume.

O-Ton 3 Beate Heßler: Ich hab‘ mal einmal in der ersten

Etage eines Hauses in der Dortmunder Nordstadt bei offenem Fenster Menschen

singen hören, und es stellte sich heraus, das waren rumänische und bulgarische

Wanderarbeiter mit ihren Familien, die dort einem Prediger lauschten und

zusammen sangen. Ich hatte vorher keine Idee, dass in Wohnhäusern Gottesdienst

gefeiert wird.

Autor: Ich bewundere das, wie andere Christinnen und Christen Mittel und Wege

finden, um Gottesdienste auch unter ungünstigen Bedingungen zu gestalten. Für

sie ist es wichtig, ihre besondere Verbindung zu Gott aufrecht zu erhalten. Manche

gehen auch in deutsche Gemeinden. Und danach feiern sie noch einmal in ihrer

Heimatsprache und mit ihren Riten und ihrer Musik einen Gottesdienst. Ich

wünsche mir, dass solche Begeisterung auch andere Christinnen und Christen dazu

bringt, ihre eigene Verwurzelung im Glauben wieder zu entdecken. Und dann

werden sich vielleicht viele fragen: Wie sieht ein Gottesdienst aus, der mir

Spaß macht, mich aufrichtet und trägt? Pfarrerin Heßler meint:

O-Ton 4 Beate Heßler: Ich stelle fest, dass da ein großes

Bedürfnis ist nach Spiritualität, was aber inzwischen auch von deutschen

Gemeindegliedern geteilt wird, die auch gerne in internationale Gottesdienste

gehen. Die Gottesdienste werden bunter, die Gemeinden mischen sich miteinander,

und ich glaube das ist in unserer Gesellschaft, die ist ja von Migration

geprägt, ein guter Weg.

Autor: Ich wünsche Ihnen

einen gesegneten Tag. Ihr Pfarrer Michael Nitzke aus Dortmund.

Quellen:

(1) Interview von Michael Nitzke mit Pfarrerin Beate

Heßler, Oikos-Institut für Mission und Ökumene der Ev. Kirche von Westfalen,

Dortmund. Siehe auch:

https://www.oikos-institut.de/angebot/internationaler-kirchenkonvent-rheinland-westfalen/

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60528_WDR3520230310Nitzke.mp3

  • 10.3.2023
  • Michael Nitzke
  • © epd-Bild
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