Ich habe echt Pech mit
Smartphones. Immer wieder gehen mir diese Dinger kaputt. Am Wochenende gerade
wieder. Ich bin abends unterwegs, hole mein Handy aus der Hosentasche, um
Nachrichten zu checken, doch der Touchscreen reagiert nicht. Ich tippe, drücke,
klopfe – nichts passiert. Ich stelle es komplett aus und wieder an, es bleibt
weiter alles schwarz. Ich bin genervt und merke, wie abhängig ich von diesem
Ding bin.
Von jetzt auf gleich kann ich
keine Nachrichten mehr schreiben oder empfangen. Ich kann weder auf mein
Bahnticket noch auf meinen digitalen Coronapass zugreifen. Selbst das
bargeldlose Bezahlen funktioniert nicht mehr. Nutzt ja nix, ich stecke das
Handy in die Tasche. Zwangspause! Und: Überraschung! Ich kann den Abend richtig
genießen, ohne abgelenkt zu werden. Keine Nachrichten die stören, keine
Möglichkeit, noch irgendjemanden etwas mitzuteilen. Ich bin voll im Moment! Aber
mich stört was anderes: ich merke, wie es mich nervt, wenn meine Freunde alle
drei Minuten Nachrichten auf ihrem Handy checken, obwohl wir mitten im Gespräch
sind. Ist mir früher gar nicht aufgefallen. Bin ich auch so?
Aus dem Talmud, einem
bedeutenden Schriftstück aus dem Judentum, stammen diese Sätze: Achte auf deine
Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn
sie werden dein Charakter. Der Offline-Abend hat mir geholfen. Ich möchte
schöne Momente aufmerksam wahrnehmen, in Gesprächen ganz da sein. Ich hoffe
nur, dass ich demnächst selbstständig entscheiden darf, wann ich eine digitale Pause
einlegen möchte und nicht mein Handy.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
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