Guten Morgen!
Wann war der erste Tag?
Vor 14 Milliarden Jahren,
sagen die Naturwissenschaftler: Da war der Urknall, und mit dem nahm die
Entwicklung des Lebens ihren Anfang.
Am 23. Oktober 4004 vor
Christi Geburt, sagen Kreationisten: An diesem Datum war die Welt fertig. In
sechs Tagen von Gott geschaffen, haargenau so, wie es in der Bibel steht.
Und dann gibt es da etwas
zwischen naturwissenschaftlicher Urknalltheorie und knalligem Buchstabenglauben:
die Theologie. Das Fragen und Suchen nach Gott, auch mithilfe
wissenschaftlicher Methoden. Die Rede von Gott, die immer ein Tasten und
Versuchen bleibt und ein Antworten auf sein Wort.
„Im Anfang schuf Gott den
Himmel und die Erde“: Diesen Satz haben Theologen vor ungefähr 2500 Jahren aufgeschrieben.
Es sind die ersten Worte der Bibel. Und weiter schrieben sie: „Und die Erde war
tohu wabohu“, das heißt übersetzt „wüst und leer“, „Irrsal und Wirrsal“.
Diese Theologen damals wollen
nicht erklären, wie die Welt entstanden ist und wie lange das gedauert hat. Sie
wollen mit ihrer Erzählung etwas ganz anderes: sich selbst und ihren
Zeitgenossen in irren und wirren Zeiten Mut machen zum Weiterleben. Sie fragen:
Was können wir glauben? Worauf können wir hoffen? Was ist der Sinn? Haben wir
Zukunft?
Und genauso fragen Menschen heute
in diesen irren und wirren Zeiten wieder sehr dringlich. Mit brennender
Leidenschaft, mit kritischem Zweifel, viele auch mit beklommener Angst.
Tohuwabohu: Dieses biblische
Wort ist längst in unseren Sprachschatz eingewandert. Ein einziges Wort, und
alle wissen, was gemeint ist. Tohuwabohu eben. Heilloses, dunkles Durcheinander.
Und die Sehnsucht, dass jemand spricht „Es werde Licht“. Diese Sehnsucht ist lebendig
wie selten. Und Gott sprach: „Es werde Licht.“, heißt es in der Bibel weiter.
Wir wissen heute so viel mehr
als die Theologen jener Zeit. Wir wissen heute, woher die bedrohlichen Wasserfluten
kommen, wir wissen von den Gesetzmäßigkeiten und Kipppunkten in der Natur. Ja,
wir wissen viel. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – wird immer mehr im
Leben ungewiss. Wo ist Gottes Stimme, die spricht: „Es werde Licht“?
Aus Gottes Wort kommen neue
Anfänge.
Gott spricht – und es werden
Licht und Leben. Bis heute.
Bis heute – und heute erst
recht! – ist es Gottes Sache, die Welt aus dem Tohuwabohu zu retten. Kein
Mensch kann und muss das tun. Nur Gott kann seine Schöpfung wirklich bewahren.
Wer darauf vertraut, wird buchstäblich
groß und stark. Und kann in dieser irren und wirren Zeit das tun, was jetzt
dran ist. Nichts brauchen wir heute mehr als solche Hoffnung auf Gott. Nichts
brauchen wir nötiger als den Mut, der daraus wächst.
Wann ist der erste Tag? Er
könnte heute sein!
Einen hoffnungsvollen und
mutigen Tag wünscht Ihnen Annette Kurschus aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59419_WDR3520221017Kurschus.mp3