Der erste Tag

Kirche in WDR3 | 17.10.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Wann war der erste Tag?

Vor 14 Milliarden Jahren,

sagen die Naturwissenschaftler: Da war der Urknall, und mit dem nahm die

Entwicklung des Lebens ihren Anfang.

Am 23. Oktober 4004 vor

Christi Geburt, sagen Kreationisten: An diesem Datum war die Welt fertig. In

sechs Tagen von Gott geschaffen, haargenau so, wie es in der Bibel steht.

Und dann gibt es da etwas

zwischen naturwissenschaftlicher Urknalltheorie und knalligem Buchstabenglauben:

die Theologie. Das Fragen und Suchen nach Gott, auch mithilfe

wissenschaftlicher Methoden. Die Rede von Gott, die immer ein Tasten und

Versuchen bleibt und ein Antworten auf sein Wort.

„Im Anfang schuf Gott den

Himmel und die Erde“: Diesen Satz haben Theologen vor ungefähr 2500 Jahren aufgeschrieben.

Es sind die ersten Worte der Bibel. Und weiter schrieben sie: „Und die Erde war

tohu wabohu“, das heißt übersetzt „wüst und leer“, „Irrsal und Wirrsal“.

Diese Theologen damals wollen

nicht erklären, wie die Welt entstanden ist und wie lange das gedauert hat. Sie

wollen mit ihrer Erzählung etwas ganz anderes: sich selbst und ihren

Zeitgenossen in irren und wirren Zeiten Mut machen zum Weiterleben. Sie fragen:

Was können wir glauben? Worauf können wir hoffen? Was ist der Sinn? Haben wir

Zukunft?

Und genauso fragen Menschen heute

in diesen irren und wirren Zeiten wieder sehr dringlich. Mit brennender

Leidenschaft, mit kritischem Zweifel, viele auch mit beklommener Angst.

Tohuwabohu: Dieses biblische

Wort ist längst in unseren Sprachschatz eingewandert. Ein einziges Wort, und

alle wissen, was gemeint ist. Tohuwabohu eben. Heilloses, dunkles Durcheinander.

Und die Sehnsucht, dass jemand spricht „Es werde Licht“. Diese Sehnsucht ist lebendig

wie selten. Und Gott sprach: „Es werde Licht.“, heißt es in der Bibel weiter.

Wir wissen heute so viel mehr

als die Theologen jener Zeit. Wir wissen heute, woher die bedrohlichen Wasserfluten

kommen, wir wissen von den Gesetzmäßigkeiten und Kipppunkten in der Natur. Ja,

wir wissen viel. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – wird immer mehr im

Leben ungewiss. Wo ist Gottes Stimme, die spricht: „Es werde Licht“?

Aus Gottes Wort kommen neue

Anfänge.

Gott spricht – und es werden

Licht und Leben. Bis heute.

Bis heute – und heute erst

recht! – ist es Gottes Sache, die Welt aus dem Tohuwabohu zu retten. Kein

Mensch kann und muss das tun. Nur Gott kann seine Schöpfung wirklich bewahren.

Wer darauf vertraut, wird buchstäblich

groß und stark. Und kann in dieser irren und wirren Zeit das tun, was jetzt

dran ist. Nichts brauchen wir heute mehr als solche Hoffnung auf Gott. Nichts

brauchen wir nötiger als den Mut, der daraus wächst.

Wann ist der erste Tag? Er

könnte heute sein!

Einen hoffnungsvollen und

mutigen Tag wünscht Ihnen Annette Kurschus aus Bielefeld.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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  • 17.10.2022
  • Annette Kurschus
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