„Liebt
eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“. Mth 5,44
Echt
jetzt?
Meint
Jesus das wirklich so?
Das
ist doch eine Zumutung – fast eine Unverschämtheit.
Feinde lieben? Täter? Nicht weit von hier,
in der Ukraine, morden und vergewaltigen Soldaten, Frauen, Kinder, Männer. Weit
von hier – Gott sei es geklagt – geschieht das auch an anderen Orten überall
auf der Welt. Meist außerhalb unserer Wahrnehmung.
Feinde lieben? Menschenfeinde lieben? Echt
jetzt? Das ist viel verlangt. Zu viel?
Wie soll das gehen? Ich bin – ehrlich gesagt
– schon ganz froh, wenn es klappt, nicht zu hassen. Wenn ich auf Rache verzichten kann. Und – vielleicht
kennen Sie das auch von sich -– einfach mal einen Moment weiteratme.
im Bewusstsein das Jesus mich liebevoll
ansieht, – und dann die kleinen, bis größeren Varianten von „beleidigt sein,
dem zeig´ ich es noch, warte nur ab, und so weiter, – bei mir selbst wahrnehme.
Die weißen Westen sind alle. Kommen in
dieser Schöpfung auch nicht mehr rein. Und die, die behaupten sie tragen
welche, haben meist Schwierigkeiten, das Blut rauszukriegen.
Also: Täter, mehr oder ja – eben auch
weniger, bin ich auch. Natürlich gibt es Unterschiede. Dennoch bleibt die Frage: Lieben? Wie? Was?
Die Tat? Mit Sicherheit nicht. Den Täter? Die Unterscheidung ist wichtig. Und
bei extremen Taten Hochleistungssport. Ich sage das als Gefängnisseelsorger.
Gut, dass jetzt bald Pfingsten ist. Ja,
klar, Ferien und so. Meine ich jetzt gerade nicht. Sondern: Gut, dass bald Pfingsten
ist, denn: der Heilige Geist kommt dann in die Welt.
Und der bewirkt, so erzählt es die Bibel in
der Apostelgeschichte, dass die Menschen einander verstehen, obwohl sie
unterschiedliche Muttersprachen sprechen.
Das wäre ja was. Wenn ich den oder die
andere verstehen würde, wenn ich mich verstehen würde, indem was ich nicht,
überhaupt nicht lieben kann.
Das wäre was. Lieben könnte ich den Feind
wahrscheinlich immer noch nicht. Aber wohl sehen, dass er oder sie und ich
geliebt bin.
Unvollkommen und vollkommen geliebt.
Redaktion:
Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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