Guten
Morgen!
Das
kleine Haus ist voller Menschen, bis auf die Straße stehen sie, um ihn zu
hören: Jesus, den Wanderprediger aus Nazareth. Mit seinen Worten und Taten versetzt
er alle Welt in Erstaunen, fasziniert, begeistert, ruft aber auch Widerspruch
hervor. Wo er hinkommt, strömen die Armen, die Kranken, die zu kurz Gekommenen,
die Verzweifelten zu ihm. Sie hängen an seinen Lippen, versuchen ihn zu
berühren. Und man hört Unglaubliches über ihn: Unheilbar Kranke soll er heilen,
Blinde sehend, Taube hörend machen. Und er erzählt den Leuten von Gott. Er
erzählt unerhörte Dinge, in einer Sprache, die jeder versteht. Kein Wunder,
dass ihn so viele hören wollen und die religiösen Autoritäten im Land Judäa da
skeptisch und misstrauisch werden.
Nun
kommen vier Freunde, die einen Gelähmten auf einer Matte tragen. Sie sind
sicher: Jesus kann ihn heilen. Aber es ist aussichtslos: kein Durchkommen in
das Haus, schon gar nicht für den gelähmten Mann und seine vier Freunde. Jesus
ist im Haus, umringt von vielen Menschen. Dann passiert es: Auf einmal rieselt
Sand von der Decke, Staub kommt herunter. Tageslicht fällt durch ein Loch, das
sich da oben plötzlich auftut. Die vier Freunde sind kurzerhand auf das flache
Dach gestiegen und haben es geöffnet. An Seilen wird der gelähmte Mann auf
seiner Matte behutsam heruntergelassen und kommt direkt vor den Füßen Jesu zu
liegen.
Plötzlich
ist es ganz still. Spannung liegt in der Luft. Der Gelähmte liegt da und schaut
erwartungsvoll auf Jesus. Und Jesus schaut auf ihn. Und sagt, was niemand
erwartet: „Mein Kind, deine Schuld ist dir vergeben.“
Gemurmel
wird laut. Schuld vergeben? Sünden vergeben? Das kann nur Gott, finden die
gelehrten Männer, die unter den Zuhörern sind. Was maßt sich dieser Jesus an,
dieser dahergelaufene Kerl? Hält er sich für Gott?
Alle
schauen auf Jesus. Er erwidert: „Was ist leichter? Dem Gelähmten zu sagen: ‚Deine
Schuld ist dir vergeben‘, oder zu sagen: ‚Steh auf, nimm deine Matte und geh
umher‘?“ Jesus möchte, dass alle erkennen: Gott hat ihm die Vollmacht gegeben,
hier auf der Erde den Menschen ihre Schuld zu vergeben. Dann sagt er zum Gelähmten:
„Steh auf, nimm deine Matte und geh!“ Der steht tatsächlich auf. Vor aller Augen
nimmt er die Matte und geht.
Was
ist hier passiert? Ein Wunder? Das größere Wunder ist: Gott hat Jesus die
Autorität verliehen, Schuld zu vergeben. Um das zu zeigen, wird diese
Geschichte aus der Bibel bis heute erzählt: Jeder Mensch macht Fehler, wird
schuldig, auch ohne es zu wollen. Auch der Gelähmte war, wie jeder Mensch,
irgendwann schuldig geworden. Mit seiner Behinderung hatte das nichts zu tun. Und
die vier Freunde: Im Vertrauen auf Gott, der Schuld und Krankheit heilen kann, haben
sie sich mit dem Gelähmten bis aufs Dach gekämpft und hindurch. Ein Vertrauen,
das Mut, Erfindungsreichtum und Ausdauer hervorbringt.
Dass
Sie dieses Vertrauen heute spüren, wünscht Ihnen
Ihr Andreas
Duderstedt aus Lemgo.
Redaktion:
Landespfarrerin
Petra Schulze
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