Nah bei den Menschen

Seelsorge

Als ich kürzlich für ein paar Tage ins Krankenhaus musste, war die Kirche schon da. Kaum im Zimmer angekommen, fand ich – coronatauglich – einen geschriebenen Gruß vor: mit den Angeboten der Krankenhausseelsorge. Der Fernseher gab mir auf Kanal 1 den Hinweis auf Seelsorge am Telefon. Meine Freude als Patient, der in dieser ungewissen Situation Unterstützung und Hilfe angeboten bekommt, habe ich gleich bei Facebook geteilt.

Heute macht Kirche einmal mehr mit abnehmenden Zahlen Schlagzeilen. Grund zu verzagen? Nein, meine ich, denn die Bedeutung des Evangeliums spiegelt sich nicht in Trends und Zahlen. Sie ist vielmehr existenziell berührend. Menschen, die Grenzerfahrungen machen müssen, erleben genau das.

Es gibt eine Seite von Kirche, die nicht in die Öffentlichkeit gehört. Davon nimmt nur derjenige Notiz, der besucht, der persönlich begleitet, mit dem gebetet wird. Dieses starke Stück kirchlicher Arbeit passiert an vielen Orten. Im Krankenhaus zum Beispiel, in der Kirchengemeinde, in Justizvollzugsanstalten, am Flughafen, unter Polizistinnen und Polizisten oder nach den Ferien auch wieder an den Schulen.

Im Schutz der Verschwiegenheit passiert eine Menge. Ja, ich sage: Da ist Kirche ganz bei sich, weil sie nah beim anderen ist. Dieser tiefen Überzeugung werde ich in den kommenden Wochen Ausdruck geben, wenn ich bei meinen Sommerbesuchen Seelsorgerinnen und Seelsorger treffe. Um zu hören, vor allem aber um zu lernen. Jesus Christus hat sich um diejenigen gekümmert, die am Rand standen und die in Not waren. Er hatte ein Herz für sie. Er bewegte Menschen – und veränderte auf diese Weise die Welt. Solange wir in seiner Spur unterwegs sind, sind wir als Kirche ganz bei uns, weil wir ganz bei den Menschen sind.

  • 27.6.2020