„Dafür
habe ich echt gebraucht. Das hat mich richtig was gekostet. Ich hab´ trainieren
müssen und: das war eine echte Überwindung für mich. Mich zu wehren. Alles, um
kein Opfer mehr zu sein“. Sagt ein Jugendlicher, als ich versuche über den Teil
der Bergpredigt zu predigen, indem Jesus die Sache mit der Wange sagt.
Jesus
sagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber
sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: Wenn dich
jemand auf deine rechte Backe schlägt, dann biete ihm die andere auch dar.“
Der
jugendliche Gottesdienstbesucher kann es nicht fassen. Auch die anderen staunen:
Meint
der das ernst? Meint Jesus das wirklich ernst? Wie kann das sein?
Will
Jesus denn allen ernstes, das ich mich zum Opfer mache? Das ich mir alles
gefallen lassen muss, dass nur noch die Macht des Stärkeren zählt?
Wie
kann das sein?
Der
Jugendliche hat ja Recht: Wehrlos wird er schnell zum Opfer des Stärkeren: der
ihn beleidigen, bedrohen, schlagen kann. Soll ich dem Täter die andere Wange
hinhalten?
Echt
jetzt?
Dem
Jugendlichen habe ich gesagt, dass ich seine Frage teile. Diese Frage nicht
ernst zu nehmen, bedeutet die Opfer zu verhöhnen.
Jesus
fordert im Weiteren dazu auf seine Feinde zu lieben, die Brüder und Schwestern
zu lieben, ist keine Kunst, ist vergleichsweise einfach. Die Spitze ist seine
Forderung: „Seid vollkommen, wie Gott vollkommen ist.“
Und
nun?
Offensichtlich
traut Jesus mir zu, was für mich unvorstellbar ist: Vollkommenheit. Wohl zuerst
in der Liebe. Und: ich glaube, Jesus weiß, wen er vor sich hat. Kennt meine
Angst, mein Misstrauen, kennt den Wunsch nach Vergeltung. Und was ist jetzt mit
der anderen Wange? Ehrlich gesagt, ich weiß nicht wirklich, wie man aus der
Nummer rauskommt. Ich würde mich wahrscheinlich eher verteidigen, als die
andere Wange hinzuhalten. Lieben kann ich meinen Feind auch nicht. Wozu ich –
und auch das manchmal mühsam – bereit bin ist: ihn zu respektieren, nicht in dem,
was er tut, sondern weil er, oder sie, ein Geschöpf Gottes ist. Weil: wie Jesus
sagt: “Gott seine Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse und regnen lässt über
Gerechte und Ungerechte.“
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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