Ich mag die Zahl sieben und
ich mag Samstage, da fängt das Wochenende an. Egal ob ich da frei habe oder
nicht. Samstage sind anders als andere Wochentage. Mir gefällt die Vorstellung
der Bibel, dass der erste Tag in der Woche der Sonntag ist. Samstag endet das
Alte in Ruhe und Frieden. Sonntag beginnt etwas Neues.
Bei den Juden und Jüdinnen ist
das anders. Vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag wünschen
sie sich „Shabbat Shalom“, einen friedlichen Shabbat. Das ist so viel mehr ist
als „nur“ ein „Schönes Wochenende“. „Shabbat Shalom“ ist mehr als die Abwesenheit
von Krieg, Gewalt, Streit oder Arbeit. Es ist ein Frieden voller Gerechtigkeit
und Versöhnung. „Shabat Shalom“ ist eine Verheißung und steht für Frieden mit
sich selbst, mit den anderen, der Schöpfung und mit Gott. Der Shabbat, der
siebte Tag in der Bibel, ist frei von Verpflichtungen ist in der Bibel heilig.
Ich finde das wunderbar. Heiligkeit hat nichts zu tun mit Arbeiten oder sogar
erkämpfen. Heilig sind nicht die Werke oder Ergebnisse oder Erfolge, sondern
die Zeit, in der alles anders ist.
Was ich mir wünsche, ist ein
regelmäßiges Sabbatical. Ein siebtes Jahr, in dem alles anders ist. Wo etwas zu
Ende geht, damit etwas Neues beginnen kann. Die Woche hat einen Zyklus, das
Jahr hat Jahreszeiten, aber was kommt danach? Eine endlose Aneinanderreihung
von Jahren. Was hat sich schon geändert von 2021 auf 2022. Nichts, das ist nur
eine Zahl, mit dem Jahreswechsel hat sich nichts geändert.
Ich träume von einem
Sabbatical für mich und auch für die Erde, die Tiere, uns alle.
Ein Jahr, in dem sich alles
erholen und zur Ruhe kommen kann – und Frieden findet.
„Sechs Jahre sollst du dein
Land bestellen und die Ernte einbringen.11Aber im siebten
Jahrsollst du es brachliegen lassen und nicht bestellen. Was wächst,
sollen die Armen deines Volkes essen. Was sie übriglassen, sollen die Tiere fressen.“
So steht es vorne in der Bibel. (Exodus 23, 10 und 11)
Ich träume von so einem
Sabbatical für uns alle.
Nicht gleichzeitig für die
ganze Erde, aber für jeden, jede von uns alle sieben Jahre. Für jeden Menschen,
jedes Feld, jeden Bereich des Lebens, für alles, was lebt. Was wäre das für
eine Welt, in der alle so leben, dass sie immer wieder ein Jahr haben, in dem
sie zur Ruhe kommen und sich versöhnen können. Was wäre das für eine Welt, in
der wir uns nie von einem Stück Land oder einem Arbeitsfeld oder
Wirtschaftszweig so abhängig machen, dass wir nicht ein Jahr darauf verzichten
können. Was wäre das für eine Welt, in der besonders arme Menschen ernten
dürfen, was sie nicht gesät haben. Was wäre das für eine Welt, in der sogar für
die Tiere genug übrigbleibt? Ich glaube, es wäre eine andere Welt. Wir wären
alle anders.
Ich mag die Zahl sieben. Es
ist die Zahl der Vollkommenheit.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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