Goldene Regel

Das aktuelle „Wort zum Sonntag" aus der Rundschau

In diesen Tagen bekommt für mich ein altes Bibelwort eine ganz neue Bedeutung: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ Jesus sagt das in seiner großen Bergpredigt zu den Jüngern (Matthäus 7,12). Auch bekannt in der negativen Variante „Was Du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“

Es ist die sogenannte „Goldene Regel“, die einlädt: Fühl dich in den anderen ein. Er ist am Ende so wie du! – Der Satz kann einen davor bewahren, sich im Selbstmitleid über die eigene Situation zu verlieren. Denke an den anderen und was ihm guttut, das tut auch dir gut! Die Worte Jesu sind eine Einladung, mal wieder die Blickrichtung zu wechseln.

Menschen, denen das nicht gelingt, stehen in der Gefahr, depressiv zu werden – oder aggressiv. Sie können die Unsicherheiten dieser Wochen nicht ertragen, suchen Schuldige, flüchten sich in Phantasien von Verschwörungen, wie sie zuletzt immer lauter werden. Diese Phantasien zerstören das Leben, weil sie Vertrauen und Gemeinschaft zerstören.

Die Goldene Regel lehrt, dass wir Menschen aufeinander angewiesen sind. Alle. Diese Einsicht löst nicht die Angst, die Fragen der Corona-Pandemie, aber sie gibt meinem Leben einen positiven, eben einen goldenen Grundton. Ich schaue, was mein Nächster braucht, und spüre in ihm auch meine Hoffnungen und Wünsche. Das geht ganz nah, das geht auf zwei Meter Abstand und auch mit großer Distanz. Probieren Sie es aus!Joachim Gerhardt

Ein geistlicher Impuls zum Sonntag

Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das „Wort zum Sonntag“ in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de

  • 14.5.2020
  • EKiR.de