Lola rennt - ich renne

Kirche in 1Live | 12.08.2022 | 00:00 Uhr

Ich warte auf den Zug. Ein Mann sprintet in Richtung Treppe.

Eine Frau kurz danach in Gegenrichtung. Beide geben ihr Bestes. Manchmal renne

ich auch. Die letzten hundert Meter zur S-Bahn oder um nicht zu spät zum Termin

zu kommen. Manchmal schaff‘ ich es, manchmal nicht.

Manchmal erreich ich mein Ziel und manchmal muss ich mich neu

sortieren. Und oft, wirklich oft denk ich dann an einen meiner Lieblingsfilme.

„Lola rennt.“ Franka Potente ist Lola. Sie rennt im Film durch Berlin, um ihrem

Freund zu helfen, der sehr schnell sehr viel Geld braucht. Das Besondere; „Lola

rennt“ erzählt die Geschichte in drei Versionen. Sie beginnt immer mit der

gleichen Szene. Dann ändert sich nur ein Detail. Lola schreckt vor einem Hund

zurück oder stößt mit jemandem zusammen und durch diese Kleinigkeit ändert

sich… ja….tatsächlich …alles.

Als ich den Film das erste Mal gesehen, hat mich das tagelang

beschäftigt. Beeinflusst jede kleine Entscheidung beeinflusst wirklich alles,

was danach kommt? Irgendwie hat mich das fasziniert und nachdenklich gemacht.

Und ich habe gemerkt: ich hab‘ viel weniger in der Hand als ich denke. Ich kann

strampeln und rennen, soviel ich will. Es gibt zu viele Unbekannte. Das kann

Angst machen. Und entlasten. Ich weiss nicht, wie das auf euch wirkt. Ich renne

immer noch und ärgere mich oder bin enttäuscht, wenn ich mein Ziel nicht

erreiche. Aber wenn mein Ärger verraucht ist, wenn ich wieder Luft kriege, guck

ich mich um. Und oft tut sich dann was Neues auf.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 12.8.2022
  • Beate Raguse-Dörr
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