„Die Menschen stellen sich darauf ein, dass der Krieg auch hierherkommt“

Präses Dr. Thorsten Latzel zu Besuch in Berehowe in der Westukraine

Düsseldorf/Berehowe. „Man braucht 20 Jahre, um etwas aufzubauen, und es reicht ein einziger Tag, um es zu zerstören.“ Dieser Satz hat Präses Dr. Thorsten Latzel während eines eintägigen Besuchs in Berehowe (ungarisch: Beregszàsz) in der Karpato-Ukraine nahe der Grenze zu Ungarn besonders beeindruckt. In einem Video berichtet er von seinen Erfahrungen. Noch bis Montag besucht eine Delegation der Evangelischen Kirche im Rheinland die Reformierte Kirche in Ungarn.

Krieg herrsche in Berehowe derzeit nicht, aber er verändere das Leben in der Stadt dennoch grundlegend, so der Präses. In der Stadt lebten in normalen Zeiten 18 000 Menschen, nun seien 12 000 Menschen auf der Flucht dazugekommen. Die reformierte Gemeinde vor Ort habe dagegen statt 1500 aktuell nur noch rund 800 Gemeindeglieder, weil viele die Stadt schon verlassen hätten. Ein Beispiel für die Notlage bietet eine Bäckerei, die mit täglich 1600 gebackenen Broten nicht nur die Geflüchteten in Berehowe versorgt, sondern einen Teil davon auch in das 800 Kilometer entfernte Kiew liefert.

Keller wird zum Bunker für bis zu 1300 Menschen ausgebaut

In einem Internat der reformierten Gemeinde sind derzeit 25 geflüchtete Familien untergebracht. Dort sprach Präses Latzel unter anderem mit der Englischlehrerin Lilia Kalitochka aus Charkiw , die mit ihrem zwölfjährigen Sohn und ihrer siebenjährigen Tochter vor den russischen Angriffen auf ihre Heimatstadt in den äußersten Westen des Landes geflohen ist. Als bedrückend empfand Latzel auch den Besuch in einem Keller, der derzeit zu einem Bunker für bis zu 1300 Menschen ausgebaut wird. „Im Augenblick fallen hier keine Bomben. Aber die Menschen stellen sich darauf ein, dass der Krieg, dass die ganze zerstörerische Kraft auch hierherkommen kann.“

  • 2.4.2022
  • Ekkehard Rüger
  • Marcel Kuß