Endlich FREI-Tag

Kirche in WDR3 | 06.05.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen.

„Endlich Freitag“ – schreibt mir ein Freund in einer

Kurznachricht.

Nach einer anstrengenden Woche, endlich frei von Verpflichtungen,

Abhängigkeiten, Zwängen, von Arbeitsrhythmus und Schule. Am Wochenende ticken

die Uhren anders.

Klar, gibt es da auch Aufgaben: einkaufen, kochen, putzen, Rasen

mähen, Sport treiben. Aber alles mit mehr Muße, Zeit zum Ausschlafen, ohne

Druck und Stress.

Endlich frei – sagen wir auch nach zwei Jahren Coronapandemie,

zumindest vorläufig.

Endlich wieder fast ohne Einschränkung Leute treffen, feiern,

reisen, leben.

Die Maske ablegen, wo es möglich ist. Wieder das tun, wozu ich

Lust habe.

Die Sehnsucht nach Freiheit ist so alt wie die Menschheit. Frei zu

sagen und schreiben, was ich denke und nicht, was andere als Wahrheit verkaufen.

Einfach mal die Phantasie schweifen lassen, ohne von

anderen bewertet zu werden. Die Chance, sich frei entfalten zu können.

Zugleich weiß ich auch, meine Freiheit kennt Grenzen, ist an

bestimmte Bedingungen geknüpft. Sie endet dort, wo die Freiheit des Anderen

beginnt, hat der große Philosoph Immanuel Kant einmal formuliert. Die Freiheit

meines Gegenübers, die Freiheit meiner Mitmenschen, die Freiheit der Natur.

So sehr ich es brauche, mich frei zu fühlen, zu bewegen, mich frei

zu entscheiden, so sehr bin ich zugleich immer gebunden an das Leben um mich

herum und mit ihm verbunden. Es gibt Werte und Normen, die Zusammenhänge und

gemeinschaftliche Strukturen regeln: im Umgang mit der Schöpfung, auf den

Straßen, im Verkehr und auch in der Pandemie.

Ich

bin dankbar und froh in einem Land zu leben, in dem meine Freiheitsrechte nicht

mit Füßen getreten werden. Weltweit

müssen Menschen fliehen, weil sie in ihrem Land verfolgt und gedemütigt werden,

weil Gewalt und Krieg dort herrschen. In vielen Ländern dürfen

Menschen ihre Meinung nicht frei äußern, müssen um Leib und Leben fürchten,

wenn sie ihre Religion und ihren Glauben öffentlich

bekennen.

Schon für den Apostel Paulus, von dem die Bibel berichtet, gibt es

nichts Höheres als die Freiheit. Das ist sein Lebensthema. „Zur Freiheit hat

uns Christus befreit!“ schreibt er in einem Brief.

Interessant

ist: Für Paulus gehört das zusammen: sich im innersten mit Jesus Christus

verbunden fühlen und zugleich frei sein. Sein Glaube ist für ihn wie ein

innerer Kompass, der ihm die Richtung weist. In aller Freiheit. Zuviel Freiheit

kann auch schwindelig machen. Wenn ich zu viele Optionen habe, mich für einen

Weg zu entscheiden. Paulus merkt: Es gibt mir Halt, wenn ich mich an Jesus

Christus orientiere, mit ihm Verbindung bin. Und es gibt mir zugleich eine

große Freiheit von dem, was andere – oft zu Unrecht – von mir verlangen.

Das

eine ist, ohne das andere, nicht zu haben.

Die

richtige Balance zwischen Bindung und Freiheit im Leben zu finden, das wär‘s.

Zwischen

Eingebundensein im Alltag und Freiheit am Wochenende.

Zwischen

strengen Coronaregeln und dem Schutz, der wieder Freiheit für alle gewährt.

Genießen Sie die freie Zeit am Wochenende, damit Sie am Montag

wieder gestärkt ans Werk gehen können.

Das wünscht Pfarrerin

Christiane Neufang aus Köln.

Redaktion:

Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58044_WDR3520220506Neufang.mp3

  • 6.5.2022
  • Christiane Neufang
  • © CCO Pixabay
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