Reformationstag

Kirche in WDR3 | 31.10.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Heute ist Brückentag. Einige haben ein langes Wochenende, andere freuen sich, morgen

einfach mal auszuschlafen. Denn morgen ist Feiertag.

An diesen

Feiertag denkt auch der Mönch Martin Luther vor über 500 Jahren. Er hat seine

95 Thesen zu Erneuerung der Kirche fertig und will, dass möglichst viele seine

Gedanken kennenlernen. Am 1. November ist Allerheiligen, da sind die Kirchen

sehr gut besucht. Also hängt er seine Thesen an die bedeutendste Kirche der

Stadt. Luther prangert die Kirchenvertreter an, die zu viel ans Geld denken und

zu wenig an den Glauben.

Die

Aufmerksamkeit bleibt nicht aus. Martin Luther tritt eine Lawine los, und legt

sich mit dem Papst an und darüber dann auch mit dem Kaiser. Der Papst will sich

das nicht bieten lassen und denkt: „Die geballte Macht von Kirche und Staat wird

wohl mit einem kleinen aufsässigen Mönch fertig werden.“

Luther soll

schließlich vor dem Reichstag und dem Kaiser seinen Irrtum eingestehen. Aber er

bleibt standhaft und weicht nicht von seiner Meinung ab: „Hier stehe ich und

kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!“ So hat er sich sinngemäß geäußert.

Nur dem Wort

Gottes will er gehorchen, und das steht nun mal in der Bibel. Aber kaum jemand

kann damals die Bibel lesen. Die zornigen Handlanger des Kaisers sind nun

hinter Luther her. Doch sein Landesvater bringt ihn auf einer Burg, der

Wartburg, in Sicherheit. Dort hat Martin Luther nun viel Zeit. Und er nutzt

sie, um die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Er ist damit nicht der erste,

aber seine Übersetzung wird ein Renner. 1522, vor 500 Jahren, wird das Neue

Testament fertig, und man reißt die Blätter den fliegenden Händlern aus den

Händen.

Niemand kommt

nun an Luther vorbei. Doch in Rom hat man andere Sorgen:

Hat Michelangelo nun endlich alle Bilder in der Sixtinischen Kapelle fertig? (1)

Und wann geht

es mit dem Bau des Petersdoms weiter? (2)

Während

Luther auf der Wartburg sitzt, wird ein neuer Papst gewählt. Hadrian der

Sechste kommt aus Utrecht. Die Niederlande sind schon damals modern und

innovativ. Und so tut Hadrian, was vor ihm noch nie ein Papst getan hat. Er

gesteht ein, dass seine Kirche Fehler macht. (3)

Das wird ihm

wenig gedankt. Und er lebt nicht lange genug, um die Reformgedanken und die 95

Thesen zur Erneuerung der Kirche von Martin Luther aufzugreifen und sie für die

gesamte Kirche positiv zu nutzen. Später dann kommt es zur Trennung zwischen

der katholischen und den evangelischen Kirchen.

Heute ist

Reformationstag. 500 Jahre nachdem Luther die Bibel ins Deutsche übersetzt hat.

Für viele ist an diesem Tag vor Allerheiligen Brückentag. Das könnte ein Symbol

sein. Viele kleine Brücken werden immer wieder zwischen Evangelischen und

Katholischen gebaut.

Doch bis irgendwann

einmal eine tragfähige Brücke die christlichen Kirchen dauerhaft verbindet, werden

sich die Mitglieder auf allen Seiten noch viele Fehler eingestehen müssen.

Die Bibel hilft,

die gemeinsame Linie nicht aus dem Auge zu verlieren. Im Johannes-Evangelium

sagt Jesus: Die „zum Glauben an mich kommen, sollen alle untrennbar eins sein!“

(4)

Zum Glauben

an Christus kommen – das heißt auch, Fehler einzugestehen. Schuld zu bekennen.

Und dafür auch Verantwortung zu übernehmen. Keine Einheit ohne diese Aufgabe.

Einen

gesegneten Brückentag wünscht Ihnen Ihr Pfarrer Michael Nitzke aus Dortmund.

Quellen:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Michelangelo

(abgerufen 08.09.2022)

(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Petersdom

(abgerufen 08.09.2022)

(3) Volker Reinhardt: Luther, der Ketzer. Rom

und die Reformation. München 2016, Seite 193 ff.

(4) Aus Johannes-Ev. 17,20-21 nach der

Basis-Bibel.

Redaktion: Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59516_WDR3520221031Nitzke.mp3

  • 31.10.2022
  • Michael Nitzke
  • © Anika Kempf
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