Was bleibt?

Kirche in WDR3 | 02.12.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Was bleibt von mir, wenn ich einmal nicht mehr bin?

Eigentlich möchte ich, wie so viele, gerne in guter Erinnerung bleiben. Ich

möchte so etwas wie ein Vermächtnis hinterlassen, etwas das bleibt. Es muss ja

nicht gleich in die Geschichtsbücher eingehen oder ein Denkmal sein. Aber

etwas, das mit mir in Verbindung steht.

In der Bibel lese ich dann in Psalm 39:

„Gott, sieh doch, nur eine Handvoll Tage hast du mir

auf Erden gegeben. Die Zeit, die mir zum Leben bleibt, ist vor dir so gut wie

nichts. Nur ein Hauch ist der Mensch. Er steht mit leeren Händen da.“ (Psalm 39,6

Basisbibel)

Was bleibt von meinem Leben? Welche Spuren hinterlasse

ich? Vielleicht gar keine. Vielleicht nur ganz kleine. Der Psalm zeigt mir,

dass es gar nicht der Sinn meines Lebens ist, darauf zu schauen, was bleibt.

Vor Gott ist ein solches Streben nach Anerkennung und Wirkung gar nicht

lohnenswert.

Mein Leben hier auf der Welt, mein irdisches und

materielles Leben ist verschwindend gering vor der Unendlichkeit Gottes. Nur

eine Handvoll Tage habe ich angesichts der Ewigkeit. Die Zeit ist so gut wie

nichts. Ein Wimpernschlag. Das kann zum Verzweifeln sein. Ist alles sinnlos?

Nur Schall und Rauch?

Klar, mein Leben kann jederzeit vorbei sein. Ich weiß

nicht wann. Aber ich brauche an den Tagen, die mir geschenkt sind, nichts

Besonderes zu leisten. Ich darf leben. Und als Ausstattung habe ich so vieles

mitbekommen, womit ich mich selbst und andere glücklich machen kann.

Und wenn ich mich umschaue, wo ich lebe, dann bin ich

dankbar, für Frieden und Sicherheit Dankbar für meinen Partner, meine

erfüllende Arbeit, gute Freundinnen und Freunde. Oder einfach eine heiße Tasse Tee

am Abend und einer gemütlichen Decke auf der Couch. Vielleicht ermöglicht mir

gerade das, in mich hineinzuhorchen. Zu entdecken, wo mein Leben hier und jetzt

voll und wertvoll ist. Wo ich mit meinem Mitmenschen und mit meinem Gott im

Einklang bin, wo ich mithelfe, in die Welt ein bisschen mehr Licht für alle zu

bringen.

„Sieh doch, nur eine Handvoll Tage hast du mir auf Erden

gegeben.“

Ich weiß nicht, wann meine Tage aufgebraucht sein

werden. Aber jeder einzelne von ihnen ist wertvoll. Nein, ich muss nicht

verzweifeln, weil ich weiß, dass mein Leben einmal zu Ende geht.

Und ich muss auch nicht nach der Größe meiner Fußspuren

streben. Denn ich weiß, mein Weg geht weiter. Nicht auf dieser Welt. Und ich

kann nicht sagen wie. Aber Gott hat es mir versprochen. Und so kann ich mich

dem letzten Satz aus dem 39. Psalm anschließen:

„Ich will noch ein wenig

fröhlich sein, bevor ich gehen muss und nicht mehr bin.“ (Psalm 39,14b Basisbibel)

Ihr Pfarrer Oliver Mahn aus

Köln.

Redaktion:

Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59678_WDR3520221202Mahn.mp3

  • 2.12.2022
  • Oliver J. Mahn
  • © CCO Pixabay
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