„Hallo,
ich würde das hier gerne umtauschen.“ Etwas verlegen halte ich der Verkäuferin
eine Plastiktüte entgegen.
„Was
ist der Grund für den Umtausch?“ schnarrt sie.
Ich
bin geschockt. „Was geht Sie das an?“ Blaffe ich sie an.
Sie
schaut mich über ihre Brille hinweg an. „Wir führen hier eine Statistik über
die umgetauschten Artikel. Also: Grund für den Umtausch?“
Ich
überlege fieberhaft, dann sehe ich der Verkäuferin in die Augen und sage: „Das ist
das schlimmste Geschenk, das ich jemals bekommen habe.“
Sie
nimmt das Geschenk aus der Tüte und zum Vorschein kommt ein Pullover mit einer
glitzernden Darstellung von Maria, die das Jesusbaby im Arm hält.
Die
Verkäuferin schaut mich wieder über ihre Brille an. „Mögen Sie Weihnachten
nicht?“
„Oh,
doch doch, antworte ich schnell. Es ist alles okay mit Weihnachten.“
„Aber
Sie mögen Maria nicht?“ „Doch, auch Maria ist okay“.
„Dann
schaut sie mich eindringlich an, „Dann liegt es an dem Baby, nicht wahr?“
„Mögen
Sie keine Kinder?“ „Ich mag Kinder“ seufze ich.
„Aber
dann verstehe ich nicht, warum Sie den Pullover nicht behalten wollen.“
Wieder
dieser Blick über den Brillenrand, der mich beginnt, wahnsinnig zu machen.
„Na
nun schauen Sie doch hin.“ Ich zeige auf den Pullover. Das ist doch kitschig
und überhaupt: Jesus hatte keine blonden Haare und Maria sah auch nicht so
nordeuropäisch aus. Und so gestylt. Überlegen Sie mal. Die Strapazen der
Geburt, das Wochenbett und davor die lange und mühsame Reise von Nazareth nach
Bethlehem.“
„Aber
darum geht es doch gar nicht.“ Die Verkäuferin lächelt mich wissend an. „Und um
was geht es dann Ihrer Meinung nach?“ frage ich noch etwas genervt zurück.
Jetzt will ich es auch wissen.
„Gott
wird Mensch und wird von einer Frau geboren. Es ist doch vom Prinzip her
vollkommen egal, wie Jesus ausgesehen hat“, sagt die Verkäuferin. „Es geht doch
um den Glauben. Es geht doch darum, dass Gott an Weihnachten auf diese Welt
kommt.“
Ich
stutze über die weihnachtliche Botschaft an der Ladentheke und schaue mir den
Pullover nochmal an. „Naja“, sage ich, „so schlimm ist er vielleicht doch
nicht.“
Die
Verkäuferin lächelt mich über ihre Brillengläser an und sagt: „Nein, so schlimm
ist er nicht.“ Ich nehme den Pullover wieder von der Ladentheke, packe ihn
zurück in meine Tasche und gehe nach Hause. Ob ich ihn jemals tragen werde,
weiß ich nicht. Aber es ist gut zu wissen, die weihnachtliche Botschaft immer
greifbar im Kleiderschrank zu haben.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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