Wenn Versprechen nicht
eingehalten werden, wie geht man damit eigentlich am besten um?
Diese Frage stelle ich mir in
den vergangenen Jahren öfter. Dabei geht es mir um die Versprechen, die ich
selbst gegeben habe.
Diejenigen, die mir gegeben
wurden, finde ich gar nicht so problematisch. Entweder hab` ich auch vergessen,
was mir versprochen wurde, oder es nagt noch an mir, solange bis ich es dann
schließlich auch vergesse.
Was ich anderen versprochen
und nicht eingehalten habe, beschäftigt mich. Jedenfalls wenn es ein größeres
Versprechen ist als: „Ich komme demnächst noch mal auf einen Kaffee vorbei.“
Einmal habe ich jemandem versprochen, dass ich ihm Bescheid gebe, wenn ich
meinen alten Käfer verkaufen würde. Allerdings musste dann doch alles ganz
schnell gehen und der Kontakt war auch nicht mehr so eng. Also geschenkt!
Bei wichtigen Versprechen,
die ich nicht eingehalten habe, habe ich auch schon einmal einen Brief an die
Person geschrieben; Vielleicht hilft das ja, dachte ich. Beim Aufräumen ist mir
vor kurzem solch ein Brief in die Hände gefallen:
„Lieber Hartmut“, lese ich
da, „ich habe es nicht vergessen, das mit der Beerdigung. Du wolltest, dass ich
die Trauerrede an deinem Grab halte. Dazu ist es nicht gekommen. Ich war nicht
beharrlich genug, deinen Wunsch durchzusetzen. Das tut mir, erst recht jetzt,
wo nichts mehr geändert werden kann, leid. Zumindest hätte ich sagen sollen,
dass es dein Wunsch war, dass ich an deinem Grab rede. Aber selbst das habe ich
nicht fertig gebracht. Sicher, es ist viel Zeit ins Land gegangen und für mich
ist es nicht leicht gewesen, die unzähligen Auf´s und Ab`s in deinem Leben
mitzugehen. Du wolltest, dass ich dein Freund bin, aber das konnte ich nicht
sein. Ich konnte es einfach nicht. Allerdings bin ich des öfteren zur Stelle
gewesen, wenn bei dir gar nichts mehr ging. In so einer Situation habe ich dir
das Versprechen auch gegeben. Für deine Beerdigung hätte ich bestimmt einen
Vers aus den Psalmen gewählt. Einer der zu deiner, wie du es nanntest
„schwarzen, verlorenen Seele“ passt:
„Ich hoffe auf Gott, alles in
mir hofft. Und ich warte auf sein Wort.“ (Psalm 130,5) Du hofftest, dass Gott
dir vergeben würde und konntest es nicht glauben. Nun hoffe ich, dass du in
seinem Frieden ruhst und sein Wort dich erlöst hat von allen Leiden, die du dir
und deiner Seele angetan hast.“
Redaktion: Pastorin Sabine
Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59355_WDR220221007DahlRuddies.mp3