Jahresrückblick

Kirche in WDR2 | 31.12.2022 | 00:00 Uhr

An diesem Morgen wacht er ein

bisschen zu früh auf. Sein Wecker klingelt um kurz nach sechs. Also erst in

zehn Minuten. Aber ihm ist klar: Mit Schlafen wird das nichts mehr.

Stattdessen bleibt er noch

ein bisschen liegen, genießt die Stille im Haus und denkt über das zu Ende

gehende Jahr nach. Erinnert sich an den Urlaub im Sommer, sonnig und warm, für

ihn fast schon zu warm. Aber gut erholt haben sie sich, keine Frage. Das ist

auch nötig, denn auf der Arbeit ist immer viel los und jede Menge Stress. Bloß

gut, dass jetzt endlich der eine Kollege gekündigt hat. Mit dem ist wirklich

niemand klargekommen.

Er denkt auch an seinen Sohn.

Der hat in diesem Jahr mit dem Führerschein angefangen und darf jetzt in

Begleitung Autofahren. Das läuft eigentlich ganz gut. Aber ihm wird immer noch

unwohl, wenn er daran denkt, wie der Sohn im Kreisverkehr dem anderen

Autofahrer die Vorfahrt genommen hat. Er selbst auf dem Beifahrersitz hat es in

Gedanken schon krachen gehört. Aber der andere hat eine Vollbremsung hingelegt.

Und so ist alles gut gegangen.

Eigentlich ein Grund, dankbar

zu sein, denkt er, während er noch mal nach seinem Wecker sieht. Ein paar

Minuten hat er noch bis zum Aufstehen. Aber wem soll man dankbar sein? Dem

anderen Autofahrer? Klar, das auch. Aber irgendwie fühlt es sich für ihn an,

als würde das nicht reichen. Er denkt an den Gottesdienst zum Schulabschluss

seiner Tochter. Wo die Pfarrerin genau darauf hingewiesen hat: Dass wir ganz

viel Grund haben, dankbar zu sein. Mehr, als uns oft bewusst ist. Manchmal, an

besonderen Tagen wird einem das klar. Wie bei einem Schulabschluss, wo man sich

erinnert an die zurückliegende Zeit.

Oder an einem

Silvestermorgen. Wenn man zurückblickt auf das Jahr. Und einem deutlich wird,

wieviel Gutes in diesen zwölf Monaten dringesteckt hat. Auch Gutes, für das er

selbst gar nicht so viel kann. Weil er z.B. mit anderen zusammen arbeitet. Von

der Sache mit dem Kreisverkehr gar nicht zu reden.

Ja, wenn er es sich so recht

überlegt: Das Leben ist ein Geschenk. An jedem neuen Tag. Es lohnt sich, dass

immer wieder neu zu wahrzunehmen. Dankbar zu sein für das Leben, für das Gute

darin und für die Bewahrung in kritischen Situationen. Dadurch können wir auch

zuversichtlich sein für das Neue, das kommt. Können Hoffnung haben und darauf

vertrauen, dass auch das gelingen wird, was vor uns liegt. In diesem Fall konkret:

das neue Jahr.

Redaktion: Pfarrerin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 31.12.2022
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