Autorin:
Guten
Morgen!
Rassismus,
sagt Sarah Vecera, Buchautorin und Theologin, Rassismus ist etwas, das in ihrer
Kindheit so beschrieben worden ist …
O-Ton
Sarah Vecera: „dass das nur Menschen tun, die auch eine böse Absicht haben. Aber
es wurde nicht benannt, dass Rassismus etwas ist, das überall in unserer
Gesellschaft ist und überall auch in uns Menschen ist – auch in mir.“
Autorin:
Und
in mir. Obwohl ich das gar nicht will. Obwohl ich glaube, dass alle Menschen
gleich sind. Vor allem gleich geliebt. Von Gott. Aber Rassismus ist
kompliziert, sagt Sarah Vecera. Und meine Gedankenlosigkeit kann Menschen tief
verletzen.
Sarah
Vecera hat ein Buch geschrieben. Ihr Buch heißt ‚Wie ist Jesus weiß geworden?‘
und beschäftigt sich damit, dass die Kirche eigentlich ein Ort sein sollte, an
dem sich alle Menschen sicher aufgehoben und geborgen fühlen können, an dem kein
Mensch Angst haben muss. Aber, so Sarah Vecera, das schafft die Kirche leider nicht.
Es fühlen sich in der Kirche eben nicht alle aufgehoben und geborgen. Und nicht
nur dort. Viel zu oft wird auch Sarah Vecera gefragt: ‚Wo kommst du denn her?‘
Und die Antwort Oberhausen ist in ihrer Kindheit falsch gewesen und ist es für
viele auch heute noch. Eben weil sie nicht so aussieht.
O-Ton
Sarah Vecera:
„Ja,
das fühlt sich ziemlich doof an, weil ich ja auch dazu gehöre, ich bin deutsch,
genauso wie weiße Menschen deutsch sind. Und ich fühl mich jedes Mal, wenn
Leute mir diese Frage stellen, dann fühl ich mich ausgegrenzt, dann fühl ich
mich nicht dazugehörig und das ist einfach ein ziemlich blödes Gefühl, weil wir
alle irgendwo gerne dazu gehören wollen und nicht ausgegrenzt werden wollen.“
Autorin:
Ausgrenzen.
Das können wir bei der Kirche leider auch zu gut. Und das fängt zum Beispiel
damit an, dass unter meinem Weihnachtsbaum in der Kirche aber auch zuhause eine
Krippe steht, in der ein weißes Jesusbaby mit goldenen Locken liegt.
In
den meisten Gemeinden wär’s wahrscheinlich ein echter Aufreger, wenn am Heiligen
Abend an Stelle eines blonden, blauäugigen Jungen einer mit dunkler Haut vom
Esel im Stall beschnuppert würde. Und das ist ein Problem. Denn wenn ich mich
darüber aufrege, sage ich ja: Gottes Familie, das sind Weiße. Gott hat nichts
mit Schwarzen, Gott hat nichts mit People of Colour zu tun. Dass das weh tut, dämmert
mir langsam. Dank Sarah Veceras Buch.
Sarah
Vecera arbeitet bei der VEM, also bei der Vereinten Evangelischen Mission. Das
ist eine Gemeinschaft von 39 Kirchen in Asien, Afrika und Deutschland. Sie ist Rassismus
Expertin. Und auch wenn die Kirche oftmals kein sicherer Ort für People of
Colour ist, so tut sie doch jede Menge dafür, Rassismus und Diskriminierung
entgegenzuwirken:
O-Ton
Sarah Vecera: „Ich mag an der Kirche, dass unterschiedliche Menschen
zusammenkommen und voneinander lernen können und dass wir an einen Gott
glauben, der oder die schon immer an der Seite derer war, die ausgegrenzt
worden sind, die ausgeschlossen wurden. Wenn wir uns Geschichten von Jesus
anschauen: Jesus ist zu Menschen gegangen, die ausgegrenzt worden sind, ob das
Frauen waren, ob das kranke Menschen waren, ob das arme Menschen waren, Jesus
war an ihrer Seite. Dass wir da miteinander eine Gemeinschaft sein können, von ganz
unterschiedlichen Menschen. Und so voneinander auch total viel lernen können
und unsere Gesellschaft und unsere Welt dadurch verändern können.“
That’s
the spirit. Und dazu gehört auch, zu- und hinzuhören, was verletzt und wie mein
Gegenüber angesprochen und behandelt werden möchte. Jesus hat das
vorgelebt. Und. Kleiner Reminder: Jesus kam aus Palästina. Von wegen goldblond.
Dass
uns Farben nicht so wichtig sind, dafür aber Herz und Haltung um so mehr, dass
wünscht sich Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze
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