Ab zur Uniklinik. Ich will
eine Freundin besuchen. Vor einer Woche ist sie die Treppe runtergefallen und
hat sich den Fuß gebrochen. Da, endlich! Ein freier Parkplatz, nach fast 20
Minuten Suche. Jetzt muss ich nur noch das richtige Gebäude finden auf dem
großen Gelände!
Ich komme am Notfallzentrum
vorbei, an der Einfahrt wird gerade jemand auf einer Trage aus einem
Rettungswagen geschoben. Ein kurzes Stück weiter begegnet mir ein Mann mit
einem kleinen Kind an der Hand, in der anderen Hand trägt er einen großen
Blumenstrauß. Aha, er geht Richtung Geburtsklinik. Ich bleibe einen Moment
stehen. Wie nah hier alles beieinanderliegt. Jemand hatte einen Unfall, ein
Kind ist gerade geboren worden – und vielleicht stirbt hier auch gerade jemand.
Und alles gleichzeitig. Freude und Leid, neues Leben und das Ende des Lebens
hier auf der Erde. An diesem Ort passiert das alles an einem Tag.
Dann komme ich an einer
kleinen Kapelle vorbei, die mitten auf dem Gelände steht. Mit einer Wiese davor
und ein paar Bäumen. Wie eine Insel.
Hier kann man Kerzen anzünden.
Das mache ich: Für den mir unbekannten Menschen, der hier heute vielleicht
gestorben ist. Und eine zweite für den, der geboren wurde. Ich glaube, dass
alles liegt in einer Hand, die auch mich hält. Daneben liegt ein Gebetsbuch.
Ich schreibe:
Danke Gott, dass du da bist!
Dann gehe ich weiter, meine
Freundin besuchen.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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