Weltfahrradtag

Kirche in WDR3 | 03.06.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Heute ist „Weltfahrradtag“. Erst vor wenigen Jahren haben die Vereinten

Nationen diesen Tag ausgerufen. Ein einzelner Fahrradaktivist aus den USA,

Professor Leszek Sibilski und seine Studierenden hatten eine Kampagne ins Leben

gerufen, die letztlich die Vereinten Nationen von einem solchen Tag

überzeugten.

Der Wind bläst mir ins Gesicht. Ich höre die Vögel zwitschern und sehe

das tiefe Blau des Himmels und das Grün der Felder. Es riecht nach frischem

Gras. Die Landschaft zieht langsam an mir vorbei. Mein Atem geht zugegeben

etwas keuchend; ich muss mich anstrengen, um mit dem Fahrrad gegen den Wind

anzukommen. Trotzdem genieße ich es, so auf einer Fahrradtour unterwegs zu

sein.

Fahrradfahren ist so ganz anders, als in einem von allen Seiten

geschlossenen Auto zu sitzen. Ich bin unmittelbarer in der Natur, rieche und

höre anders, genieße die Bewegung, lasse meine Gedanken schweifen, atme tief

durch, bin langsamer unterwegs. Das tut mir gut. Aber es tut auch dem Klima und

der Schöpfung gut. Daran soll der heutige Weltfahrradtag vor allem erinnern:

Radfahren ist umweltverträglich und nachhaltig, gleichzeitig gesund und

kostengünstig.

Wer Rad fährt, trägt zur Bewahrung der Schöpfung bei. Und die Schöpfung

zu bewahren, ist den Menschen schon von Anfang an aufgetragen. Auf den ersten

Seiten der Bibel wird davon auf schöne Weise erzählt. Es geht weniger darum, ob

dies genauso geschehen ist, es ist für mich vielmehr ein sehr sprechendes Bild:

Gott erschafft den Menschen und setzt diesen in einen Garten, den Garten Eden. Aber

er sagt nicht einfach: „Lasst es euch gutgehen“, sondern er gibt den Menschen

einen Auftrag. Sie sollen den Garten „bebauen und bewahren“, wie es heißt. Die

Menschen dürfen diesen Garten nutzen. Er soll sie versorgen. Aber sie sollen

ihn eben nicht nur bebauen, sondern auch bewahren. Wenn sie den Garten für sich

nutzen, dann sollen sie ihn dabei nicht zerstören, sondern ihn erhalten. Diese

Geschichte war für die Zeit der Bibel ganz ungewöhnlich. Auch in anderen

Religionen erzählte man sich ähnliche Geschichten. Doch dort sollen die

Menschen mit ihrer Arbeit die Götter bedienen und ihnen die Arbeit abnehmen.

Die Geschichte vom Menschen im Garten Eden erzählt davon, dass Gott den

Menschen etwas anvertraut. Er möchte sie als verantwortliches Gegenüber. Sie tragen

Verantwortung für den Garten Eden.

Wir leben nicht mehr im Garten Eden, aber wir leben immer noch in Gottes

Schöpfung. Gott hat uns seine Erde anvertraut, damit wir sie bewahren und

schützen. Wir tragen Verantwortung für diese Schöpfung. Sie soll auch für die

kommenden Generationen noch einen Lebensraum bieten.

Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, kann ich die Schönheit der Natur mit

allen Sinnen genießen. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Ich sehe

eben auch abgestorbene Wälder, achtlos weggeworfenen Müll am Wegesrand. Wenn

ich in der Stadt unterwegs bin, steigen mir die Abgase in die Nase, bedrängen

mich der Lärm und die Menge der Fahrzeuge.

Auf dem Fahrrad nehme ich eben auch die Verletzungen wahr, die wir

Menschen der Schöpfung zufügen. Die Schönheit der Schöpfung und ihre

Verletzungen – beides ist für mich Ansporn, mich für die Bewahrung dieser

Schöpfung einzusetzen.

Es grüßt Sie Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus Detmold.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58236_WDR3520220603Arends.mp3

  • 3.6.2022
  • Dietmar Arends
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