Guten Morgen!
Heute ist „Weltfahrradtag“. Erst vor wenigen Jahren haben die Vereinten
Nationen diesen Tag ausgerufen. Ein einzelner Fahrradaktivist aus den USA,
Professor Leszek Sibilski und seine Studierenden hatten eine Kampagne ins Leben
gerufen, die letztlich die Vereinten Nationen von einem solchen Tag
überzeugten.
Der Wind bläst mir ins Gesicht. Ich höre die Vögel zwitschern und sehe
das tiefe Blau des Himmels und das Grün der Felder. Es riecht nach frischem
Gras. Die Landschaft zieht langsam an mir vorbei. Mein Atem geht zugegeben
etwas keuchend; ich muss mich anstrengen, um mit dem Fahrrad gegen den Wind
anzukommen. Trotzdem genieße ich es, so auf einer Fahrradtour unterwegs zu
sein.
Fahrradfahren ist so ganz anders, als in einem von allen Seiten
geschlossenen Auto zu sitzen. Ich bin unmittelbarer in der Natur, rieche und
höre anders, genieße die Bewegung, lasse meine Gedanken schweifen, atme tief
durch, bin langsamer unterwegs. Das tut mir gut. Aber es tut auch dem Klima und
der Schöpfung gut. Daran soll der heutige Weltfahrradtag vor allem erinnern:
Radfahren ist umweltverträglich und nachhaltig, gleichzeitig gesund und
kostengünstig.
Wer Rad fährt, trägt zur Bewahrung der Schöpfung bei. Und die Schöpfung
zu bewahren, ist den Menschen schon von Anfang an aufgetragen. Auf den ersten
Seiten der Bibel wird davon auf schöne Weise erzählt. Es geht weniger darum, ob
dies genauso geschehen ist, es ist für mich vielmehr ein sehr sprechendes Bild:
Gott erschafft den Menschen und setzt diesen in einen Garten, den Garten Eden. Aber
er sagt nicht einfach: „Lasst es euch gutgehen“, sondern er gibt den Menschen
einen Auftrag. Sie sollen den Garten „bebauen und bewahren“, wie es heißt. Die
Menschen dürfen diesen Garten nutzen. Er soll sie versorgen. Aber sie sollen
ihn eben nicht nur bebauen, sondern auch bewahren. Wenn sie den Garten für sich
nutzen, dann sollen sie ihn dabei nicht zerstören, sondern ihn erhalten. Diese
Geschichte war für die Zeit der Bibel ganz ungewöhnlich. Auch in anderen
Religionen erzählte man sich ähnliche Geschichten. Doch dort sollen die
Menschen mit ihrer Arbeit die Götter bedienen und ihnen die Arbeit abnehmen.
Die Geschichte vom Menschen im Garten Eden erzählt davon, dass Gott den
Menschen etwas anvertraut. Er möchte sie als verantwortliches Gegenüber. Sie tragen
Verantwortung für den Garten Eden.
Wir leben nicht mehr im Garten Eden, aber wir leben immer noch in Gottes
Schöpfung. Gott hat uns seine Erde anvertraut, damit wir sie bewahren und
schützen. Wir tragen Verantwortung für diese Schöpfung. Sie soll auch für die
kommenden Generationen noch einen Lebensraum bieten.
Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, kann ich die Schönheit der Natur mit
allen Sinnen genießen. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Ich sehe
eben auch abgestorbene Wälder, achtlos weggeworfenen Müll am Wegesrand. Wenn
ich in der Stadt unterwegs bin, steigen mir die Abgase in die Nase, bedrängen
mich der Lärm und die Menge der Fahrzeuge.
Auf dem Fahrrad nehme ich eben auch die Verletzungen wahr, die wir
Menschen der Schöpfung zufügen. Die Schönheit der Schöpfung und ihre
Verletzungen – beides ist für mich Ansporn, mich für die Bewahrung dieser
Schöpfung einzusetzen.
Es grüßt Sie Ihr Dietmar Arends, Landessuperintendent aus Detmold.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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