Ich bin bei der Post und muss
meinen Namen nennen. „Kielbassa“ sage ich und will gerade mit dem Buchstabieren
beginnen, als ein Mädchen mich antippt und fragt: „Bist du Polin?"
„Nein" antworte ich knapp, weil ich ahne, wohin das Gespräch führt. Ich
dreh mich schnell wieder um. Doch die Lady lässt mich nicht entkommen: „Weißt
du, was Kielbassa heißt?“ fragt sie „Ja" antworte ich wieder knapp und
verderbe ihr damit offensichtlich den Spaß.
Denn Kielbassa heißt Wurst
auf polnisch und sobald das klar ist, sorgt mein Nachname immer wieder für
Lacher. Klar, ich kann das nachvollziehen, aber ich kann mittlerweile auch die
Situationen nicht mehr zählen in denen ich dadurch ungewollt zur Witzfigur
geworden bin: In der Schule, auf der Arbeit oder mitten auf einer Party. Jedes
Mal war ich einfach nur genervt und fand die Situation gar nicht witzig.
Und es sind die Situationen,
in denen ich erahne, wie es Menschen gehen muss, die aufgrund ihrer Hautfarbe
diskriminiert werden – und zwar richtig krass: Die nicht nur zur Witzfigur des
Abends werden, sondern auch keine Wohnung oder einen Job bekommen, weil sie
buchstäblich nicht aus ihrer Haut können.
Um das Problem beim Namen zu
nennen: Rassismus gibt’s immer noch: In unseren Köpfen, in unseren
Institutionen und in unserer Gesellschaft. Wir Menschen schaffen diese
Strukturen. Deswegen muss auch die Veränderung bei mir anfangen. Ich muss mich
mit Rassismus auseinandersetzen, meine Privilegien hinterfragen und lernen wie
ich, als weiße Frau mit dem komischen Nachnamen eine Verbündete sein kann
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel
Schneider
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