Ich weiß nicht woher. Aber
Google weiß, wie viel ich wiege. Nämlich zu viel. Und Google will, dass ich
abnehme. Egal, wonach ich suche, ganz oben stehen jetzt immer Links zu Seiten
wie: Die 20 besten Abnehmtipps. Diät und Ernährung. Mehr Sport im Alter. Danke
schön. Und wenn ich draufklicke, erklären mir Fitnessstudio-geformte
Mittzwanziger, dass ich mich, so wie ich aussehe, in der Öffentlichkeit nicht
mehr sehen lassen kann. Da muss dringend was gemacht werden. Das Dauerfeuer hat
Erfolg: Ich habe mich zwar immer noch nicht im Fitnessstudio angemeldet. Und
ich esse nicht weniger. Aber ich fühle mich jetzt schlecht deswegen. Und auch
das weiß Google. Neulich haben sie mir eine Seite angezeigt, da hat mir ein
Mann erklärt: Heutzutage setzt man auf body positivity. Dh.: Ich bin zwar dick,
und das ist eigentlich nicht akzeptabel, aber ich muss das annehmen und darf
mich deswegen auf keinen Fall schlecht fühlen. Na toll: Jetzt fühle ich mich
schlecht wegen meiner Kilos. Und habe dazu noch ein schlechtes Gewissen, weil
ich mich schlecht fühle. Jetzt haben sie mich. So geht das nicht weiter. Ich
muss dringend mal über meine Prioritäten nachdenken. Die Frage „Bin ich ok, so
wie ich bin?“, ist ganz offensichtlich keine, die man Google überlassen sollte.
Und auch nicht Instagram, Tiktok, irgendwelchen Hochglanz-Zeitschriften. Oder
Heidi Klum. Ich überlege kurz: In der Bibel habe ich mal etwas Anderes gelesen.
Da geht es viel um die Frage, ob ein Mensch ok ist, wie er ist. Ganz am Anfang,
als Gott den Menschen gemacht hat, da hat er ihn zum Ebenbild Gottes gemacht.
Steht da. Und damit hat der Mensch eine Würde, die er sich nicht verdienen muss
und die er auch nicht verlieren kann. Ob ich ok bin, ist also keine Frage der
Kleidergröße. Auch nicht der persönlichen Fitness, der Intelligenz oder wo ich
gerade auf der Karriereleiter stehe. Das ist nämlich schon längst klar. Ich bin
ok, einfach, weil ich da bin. Gut, da bleibt die Frage offen: Was mache ich
daraus? Und das kann sicherlich mal besser und mal weniger gut sein. Und
vielleicht gehört: „Mehr Sport und weniger Pommes“ zu dem, was man besser
machen kann. Genauso wie „rücksichtsvoller und freundlicher sein“. „Weniger
aufs Geld, mehr aufs Herz schauen“. Es gibt bestimmt Vieles, das man besser
machen kann. Wo Veränderung wirklich Sinn macht. Aber das ändert nichts an der
Basis. Ich muss nicht zufrieden sein, mit dem, was ich so mache. Aber ich darf
sicher sein: Ich bin ok. Ich bin gewollt. Ich bin wertvoll. Und das kann mir
keiner wegnehmen. Manchmal ist es gut, seine Prioritäten zu überprüfen. Und
seine Google-Einstellungen.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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