Neulich war
ich bei Lady Gaga. Eher zufällig – die Karte ein Geschenk. Das Konzert in
Düsseldorf war der Auftakt zu ihrer Welttournee. 60.000 Menschen waren
gekommen– eine riesen Gaga Gemeinde, die bunter nicht hätte sein können.
Lady
Gaga erscheint auf der Bühne, 60.000 springen von ihren Sitzen auf und geraten
außer sich. „Ich habe Euch so vermisst“, flötet sie ins Mikro. „Ich dachte, ich
könne nie wieder auftreten“. Tosender Applaus. Auch die Gemeinde hat sie
vermisst. Jeder und jede einzelne fühlt sich angesprochen. Insbesondere als sie
noch hinzufügt: „I need you“. Ich brauche Euch. Man glaubt es ihr sofort.
Seit Little Monsters hat
Gaga die Beziehungen zu ihren Fans gepflegt. Auf einem sehr persönlichen Niveau.
Kein Wunder, dass sie für viele Fans so eine Art Göttin ist. Mother monster –
Die Mutter der kleinen Monster.
Gaga-Fan zu sein, das ist eben wie einer Religion anzugehören. Gagas Credo: „I’m beautiful in my way’cause God makes no mistakes“. Ich bin auf meine Art wundervoll, denn: Gott macht keine Fehler.
Die Fans akzeptieren
sich gegenseitig, so wie sie sind – auch die Außenseiter sind integriert. Und
sie haben endlich das Gefühl, irgendwo dazuzugehören.
Doch es geht um noch mehr: Lady Gaga bittet ihre Fans, ja sie
fleht sie regelrecht an: „Glaubt immer an euch und gebt Euer Bestes. Selbst
wenn Ihr damit nie Erster, sondern Zweiter, Dritter oder sogar Letzter sein werdet.“
Starke Worte – ohne Zweifel – aber sie wirken um so mehr, weil viele ihrer Fans
wissen: Lady Gaga leidet unter Depressionen. Und trotzdem: Sie gibt nie auf.
Die Sehnsucht so akzeptiert zu werden wie ich bin, von mir selbst,
von anderen, irgendwo dazu zugehören und mein Bestes zu geben, ist das was
meine Religion auch verkündet. Aber offensichtlich weniger erfolgreich. Und
eindeutig weniger sexy. Als früheres GoGo Girl weiß Lady Gaga sich so zu
bewegen, dass es immer sexy, aber niemals peinlich ist.
Kein Zweifel: Lady Gaga glaubt an Gott und sie fühlt sich berufen:
Auf einer Pressekonferenz in Las Vegas erzählt sie: „Gott hat mir meine
Stimme geschenkt, ich muss sie für Gutes nutzen.“
Und ein Letztes: dem Wort folgt die Tat. Schon 2011 hat Lady
Gaga mit ihrer Mutter und anderen eine Stiftung gegründet: Born this way
foundation. Die Stiftung engagiert sich für Jugendliche, die diskriminiert oder
gemobbt werden. Lady Gaga sagt: Ich träume von einer besseren Gesellschaft, in
der jeder, jede als die Person akzeptiert und geliebt wird, die er sein möchte.
Lady Gaga ist für mich zutiefst christlich. Nachfolge einmal anders: schrill,
schmerzhaft und sexy.
Quellen:
„Am Ende pusht sie sich mit Whisky“ vonPhilip Cassier,
Textchef ICON/Welt am Sonntag, zuletzt aufgerufen am 8.8.2022
„10 Gründe warum Lady Gag die Welt verändert
hat“ von Alim Kheraj, 12. April 2018, 10:14 qm, zuletzt aufgerufen am 8.8.2022
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