Der Rosenschmied

Kirche in WDR2 | 12.01.2022 | 00:00 Uhr

Autorin: Zusammen mit Rüdiger Schwenk stehe ich im hessischen Aarbergen am Amboss.

Energisch treibt der Schmied das glühende Eisen; Funken sprühen. Wir sprechen

über die Flut im rheinland-pfälzischen Ahrtal.

Der Schmied

erinnert sich:

O-Ton Rüdiger Schwenk: „Da dachte ich mir: Man muss

irgendwas machen und was tun, damit man an diese Menschen denkt, die da

gestorben sind, ganz schlimm.“

Autorin: Rüdiger Schwenks Idee: Ein Mahnmal für die Opfer der Flut. Er schmiedet

ein Kreuz. Dazu eine vergoldete Rose.

O-Ton Rüdiger Schwenk: „Das Kreuz habe ich dann auf eine

Platte montiert; die Platte soll einen Grabhügel darstellen. Und auf dieser

Grabhügelplatte habe ich dann 134 Nagelköpfe eingebracht und auch von Hand

geschmiedet. Und jeder Nagelkopf steht für einen Menschen, der sein Leben

gelassen hat.“

Autorin: 134 Nägel für 134 Verstorbene der Flutnacht. Ein Mahnmal mit Kreuz und

Rose. Was steckt hinter diesen Symbolen?

O-Ton Rüdiger Schwenk: „Also das Kreuz steht ja bei uns

im christlichen Glauben auch für Tod, und deshalb habe ich das Kreuz gewählt. Und

die Rose wiederum steht ja für Liebe, Hoffnung und das Nicht-Vergessen.“

Autorin: Das geschmiedete Kreuz mit der goldenen Rose als Erinnerung an die Opfer

der Flut steht auf einem Weinfass…

O-Ton Rüdiger Schwenk: „… das hat die Flut mitgemacht.

Das schwamm in der Flut – hat auch ein paar Macken – und das wurde dann

rausgefischt und ich habe das gewählt, weil es auch mit Schlamm noch behaftet

ist, der von der Flutkatastrophe kommt.“

Autorin: Die goldene Rose dagegen…

O-Ton Rüdiger Schwenk: „… sollte sich auch hervorheben. Auch

wenn es für einen traurigen Anlass geschaffen wurde, es soll aber trotzdem den

Menschen auch gefallen. Gefallen, Trost spenden und ein Platz für die Trauer

sein. Und deshalb wollte ich es schön machen.“

Autorin: Liebe, Hoffnung, Nicht-Vergessen. Ja, ich denke, dass das wichtig ist. Niemand

darf vergessen werden. Weder die Toten noch die Lebenden. Deshalb ist es

Rüdiger Schwenk wichtig, dass das Kreuz …

O-Ton Rüdiger Schwenk: „… dann von Kirche zu Kirche stetig

wandert, damit es in allen Ortschaften – wo Menschen gestorben sind – auch mal

präsent ist.“

Autorin: Ein mobiles Kreuz. Immer einsatzbereit zum Gedenken. Rüdiger Schwenk hat

sich das genauso gewünscht. Und noch etwas anders:

O-Ton Rüdiger Schwenk: „Die Grundidee war ja, das Kreuz

sollte – oder das Mahnmal sollte – versteigert werden und der Erlös sollte der

Ahrtalhilfe zukommen.“

Autorin: Für rund 24.000 Euro hat das Kreuz – das Mahnmal für die Opfer der

Flutnächte im rheinland-pfälzischen Ahrtal – den Besitzer gewechselt. Der

hessische Schmied hat also beides geschafft:

O-Ton Rüdiger Schwenk: „Einmal konnte ich dadurch, dass

es versteigert wurde, auch finanzielle Hilfe bringen. Und trotzdem ein Mahnmal,

wo man den Toten gedenken kann.“

Autorin: Hilfe und Erinnerung. Das ist es, was im Ahrtal gebraucht

wird. Aktuell und noch für lange Zeit. Gut, dass Rüdiger Schwenks mobiles

Mahnmal das möglich macht.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/57188_WDR220220112Riedel.mp3

  • 12.1.2022
  • Julia-Rebecca Riedel
  • © Rüdiger Schwenk
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