Von meinem Großvater habe ich
ein altes Telefon geerbt – Das ist über siebzig Jahre alt. Mit einer
Wählscheibe mit Löchern und Ziffern.
Ich bin neugierig, ob es noch
funktioniert! Immerhin hat er das Kabel mit einem modernen Stecker
nachgerüstet. Zuletzt stand es auf dem Dachboden in einer Kiste herum.
Also: Kabel entwirren,
Stecker in die Telefonbuchse – und dann nehme ich den Hörer von der Gabel.
Tatsächlich – ein Freizeichen!
Ich lege mein Smartphone
daneben. Klein, flach, multifunktional, ab und zu telefoniere ich damit,
ansonsten surfe ich durchs Netz, chatte und checke meine Kanäle. Bei meinem
Großvater hat früher vielleicht einmal am Tag das Telefon geklingelt. Und er
konnte nicht einmal sehen, wer anrief. Unglaublich langweilig. Man musste zu
Hause sein, um zu telefonieren, und draußen konnte man nur mit Leuten Kontakt
haben, die auch gerade da waren, wo man selbst war. Irgendwie besonders.
Und wenn ich es mir richtig
überlege: Vielleicht auch schön, alles muss viel langsamer gewesen sein. Aber
auch umständlicher. Das ist heute alles viel praktischer – und schneller halt.
Wenig Luft zum Atmen dazwischen. Wenig Luft zum Atmen aber nur, wenn ich es
zulasse. Denn wählen kann ich auch heute, ganz ohne Wählscheibe. Am Ende
entscheide ich selbst, wofür ich mir Zeit nehme. Und ich wähle jetzt die Nummer
mit dem alten Telefon von meinem Opa die Nummer meiner Oma – die wollte ich
schon lange mal wieder anrufen.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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