Überarbeitete Wiederholung,
WDR 4 vom 25.03.18
Frohe
Weihnachten!
Eine
Kerze. Und frische Blumen.
Ja, frische
Blumen. Und Glanz.
Beides
bringt Gabriel mit, als er zu Maria kommt.
Frische
Blumen – weiße duftende Lilien.
Maria
versteht, was Gabriel ihr damit sagen will.
Seine
Botschaft ist wichtig.
Zu
überwältigend, um unverblümt damit ins Haus zu fallen.
So
geheimnisvoll diese Botschaft, dass er sie durch die Blume sagen muss, damit er
ihren Zauber nicht zerstört.
Weiße
Lilien – Maria dreht sich ein wenig zur Seite.
Sie
fühlt sich geschmeichelt, einerseits.
Andererseits
ist er ihr ein bisschen unheimlich:
Dieser
Gabriel, der ist zu schön für diese Welt.
Ein
Glanz umgibt ihn. Als käme er direkt vom Himmel.
Ganz
anders als ihr Verlobter Josef.
Der
ist Zimmermann und nach der Arbeit meist verschwitzt, mit Sägespänen bedeckt.
Aber
Josef nennt sie manchmal zärtlich „du Lilie unter Dornen“. (Hoheslied 2,2
Elberfelder).
Die
ganze Szene scheint nicht von dieser Welt zu sein.
Dieser
Glanz. Diese Erhabenheit, die Gabriel ausstrahlt.
Maria
ist überwältigt.
Er
beginnt zu sprechen oder kann sie seine Gedanken lesen?
„Sei
gegrüßt, Maria! Du bist beschenkt mit großer Gnade. Du kannst dich freuen! Gott
ist mit dir!“
Die
Lilien duften.
Maria
denkt an ihre Mutter Anna. Sie hatte aus Lilien Medizin gemacht. Gut gegen
Wunden auf der Haut. Der Duft: Auch gut, um das Herz wieder froh zu machen.
Mutter
Anna hat ihr von Gott erzählt. Und von seinen Boten, den Engeln.
Wer
bist du, Gabriel?, fragt sich Maria.
Da
erreicht die nächste Botschaft ihr Herz:
„Maria,
Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen,
den
du Jesus nennen sollst. Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt
werden.“
Marias
Herz schlägt laut. Ein Kind, ja, das wünscht sie sich.
Aber
doch nicht eines mit einer so großen Aufgabe. Sohn Gottes.
Vielleicht
ist sie es wirklich – eine Lilie unter Dornen.
Eine
junge Frau mit einer besonderen Aufgabe.
Mutter
eines Sohnes zu werden, der die Welt verändern wird.
Die
Lilien verströmen weiter ihren Duft. Marias Herz beruhigt sich.
Sie
empfängt eine himmlische Botschaft.
Der
Glanz dieses Augenblicks wird sie noch lange tragen.
Bis
zur Geburt ihres Kindes wird noch viel passieren.
Mancher
Weg wird durch Dornen gehen.
Sie
wird es schwer haben bis zum nächsten von Gott beglänzten Augenblick neun
Monate später.
Wenn
ein Engel den Hirten auf den Feldern begegnet.
In
Glanz von Gott gehüllt.
Und
ihnen unverblümt sagt: „Habt keine Angst.
Ich
habe eine Freudenbotschaft für euch und das ganze Volk.
Heute
ist euch der Retter geboren, in der Stadt Davids: Christus, der Herr!
Und
dies ist das Zeichen, an dem ihr ihn erkennt:
Ihr
werdet ein neugeborenes Kind finden, das liegt in Windeln gewickelt in einer
Futterkrippe.“
Und
wenn plötzlich bei dem Engel all die vielen anderen Engeln sind, die im Himmel
Gott dienen, und rufen:
“Groß
ist von jetzt an Gottes Herrlichkeit im Himmel;
denn
sein Friede ist herabgekommen auf die Erde zu den Menschen, die er erwählt hat
und die er liebt!“ (Lukas 2, Neues Leben, Die Bibel, leicht verändert)
Der
Duft der Lilien – ob er sie hat einschlummern lassen? Maria reckt sich. Schaut
sich um. Keiner zu sehen. Doch bald muss Josef nach Hause kommen.
Vielleicht
erzählt sie ihm von ihrem Traum.
Einen
gesegneten 2. Weihnachtsfeiertag wünsche ich Ihnen – mit Blumenduft und
Kerzenschein und verheißungsvollen, hoffnungsvollen Träumen für das kommende
Jahr.
Ihre
Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.
Informationen:
Lilie:
https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/lilie/ch/c4c47034157316c4df19169dcb899840/
Zur
Begegnung von Maria und Gabriel / Tag der Verkündigung des Herrn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verkündigung_des_Herrn
Verkündigung
des Herrn, lateinisch Annuntiatio Domini, auch Mariä Verkündigung (In
Annuntiatione Beatæ Mariæ Virginis), ist ein Fest im Kirchenjahr und zugleich
die Bezeichnung für das im Lukasevangelium geschilderte Ereignis der
Verkündigung durch den Engel Gabriel, dass die Jungfrau Maria den Sohn Gottes
vom Heiligen Geist empfangen und ihn gebären werde.
Evangelische
und anglikanische Kirche
Auch
evangelische Kirchen wie die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in
Deutschland, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika und die Lutherische
Kirche der Missouri-Synode verzeichnen das Datum in ihrem Kalender, Martin
Luther bezeichnete es als „eins der fürnehmsten Feste“. In der anglikanischen
Kirche wird das Fest ebenfalls gefeiert.
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59850_WDR3520221226Schulze.mp3