Ich
schließe die Wohnungstür auf und werfe die Sporttasche in die Ecke. Meine
persönliche Regel lautet: Nach dem Fitnessstudio erst die Tasche auspacken, dann
etwas zu essen machen. Hinterher vergesse ich das Auspacken. Das ist mir heute
aber egal, denn ich habe echt Hunger. Kaum stehe ich in der Küche, da ruft mich
meine Freundin an. „Hey, ich stehe gerade in der Dönerbude, willst du auch
was?“ „Bock habe ich schon, aber ich muss jetzt was gesundes essen.“, sage ich.
„Muss?
Pass bloß auf, dass das nicht zur Orthorexie wird.“
„Was
für’n Rexie?“
mal! In der Zeit bringe ich dir was zu essen mit.“
Orthorexie ist eine extreme Form gesundheitsbewussten
Ernährungsverhaltens.Also, wenn gesund essen zum Zwang wird, das heißt
Orthorexie. Eine neue Form der Essstörung, bei der selbstauferlegte Regeln rund
ums gesunde Essen den Tagesablauf bestimmen. Ich mache sofort den angebotenen
Selbsttest im Internet. Negativ! Meine Freundin neigt zur Übertreibung. Doch
ich bin ein bisschen schockiert, dass das Vorhaben, sich gut zu ernähren, zu
einer Essstörung werden kann. Mir ist gesunde, ausgewogene Ernährung sehr
wichtig, aber eine Fixierung auf das Essen oder Nicht-Essen ist in jedem Fall
schädlich.
Die
Wohnungstür geht auf: „Hey, schau mal“, ruft meine Freundin mir zu. „Ich habe
uns sogar Nachtisch mitgebracht.“
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
Recherchelink: https://www.dw.com/de/orthorexie-die-sucht-nach-gesundem-essen/a-50820736
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