Wofür brennen Sie?

Kirche in WDR3 | 29.05.2023 | 00:00 Uhr

Autor:

Guten

Morgen!

Wofür

brennen Sie?

Ich

habe dazu einmal eine nicht repräsentative Meinungsumfrage in unserer Küche

gestartet.

Meine

Frau Anette: Das Meer. Die Sonne. Der Wald. Der Frühling. Das Grün. Vögel

beobachten und Schwimmen.

Josephine,

20: Gute Frage. Keine Ahnung. Ich bin nicht so leicht entflammbar. Frauenrechte

und Schutz von sexuellen Minderheiten. Mode, Hunde mag ich auch.

Julius,

14: Fantasy, Bücher, Familie, Wissenschaft, Glauben, Schokolade.

„Für

etwas brennen.“ Das hat mit Emotionen zu tun. Wut, Liebe, Leidenschaft können

in mir brennen. Es beschreibt, was mir Energie gibt und mich zum Handeln

treibt.

Es

gibt Zeiten, da brennt nichts in mir. Ausgebrannt. Ein Gefühl kurz vorm Urlaub

oder Umfallen.

Und in

der Gesellschaft sprechen wir dann schnell von „burn out“.

Wobei

wirkliche Erschöpfungsdepressionen noch einmal etwas ganz anderes sind.

Ein

anderer Grund für fehlendes Feuer kann manchmal auch Langeweile sein. „bore

out“.

Ich

absolviere den Alltag, meine Arbeit, all die Dinge, die täglich zu erledigen

sind –

aber

eigentlich berühren sie mich nicht. Ich öde mich so durchs Leben.

Ein

kalter Seelen-Ofen durch fehlenden Funkenflug.

Wofür

brenne ich?

In

der biblischen Pfingstgeschichte heißt es:

Sprecherin: „Und es

erschienen den Jüngerinnen und Jüngern Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und

setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem

Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist

ihnen zu reden eingab.“ (Die Bibel, Apostelgeschichte 2,3f)

Autor:

Wow,

was für ein starkes Bild: Zungen, zerteilt, wie von Feuer.

Die

Geburtsstunde der Kirche: Sie beginnt mit einer brennenden Inspiration.

Den

Jüngerinnen und Jüngern brennt es gleichsam auf den Lippen.

Sie

haben eine Botschaft, die sie erfüllt, antreibt.

Die

raus zu den Menschen will. Zu allen Menschen, egal, welche Sprache sie

sprechen.

Sprecherin: „Christus lebt.

Dem Tod ist die Macht genommen. Die Herren dieser Welt haben nicht das letzte

Wort. Und wir sind frei, anders miteinander zu leben.“

Autor:

Das

hat Gottes Geist in ihnen entfacht. Weil Feuer sich nur an Feuer entzünden

kann.

So

eigenartig, fremd die alte Geschichte klingen mag: Sie beschreibt für mich das,

wofür ich brenne. Wieso ich glaube, mich in der Kirche engagiere und letztlich

Pfarrer geworden bin.

Die

brennende Hoffnung in mir.

Stellen

Sie sich vor: Ihnen wird auf einmal klar, dass das wirklich wahr ist.

Dass

in Christus die Welt einen anderen Lauf nimmt. Dass Tod, Leid, Gewalt am Ende nicht

das letzte Wort haben. Und dass einmal Frieden, Gerechtigkeit herrschen werden.

Und dass ich selbst schon jetzt Teil davon bin.

Wie

sollte man davon schweigen?

Für

diese Hoffnung brenne ich. Und dafür will ich mich einsetzen mit brennender

Geduld:

dass

Gottes Liebe unter uns Raum greift, wenn wir Hungrige satt machen, Traurige

trösten, Fremde aufnehmen, Einsame besuchen, Unrecht und Gewalt nicht den Sieg

lassen. Und Gottes Schöpfung schützen.

Im

Trott des Alltags droht mir das leicht aus dem Blick zu geraten, das innere

Feuer droht zu erlöschen.

Deswegen

ist es gut, wenn wir einander immer wieder danach fragen: „Wofür brennst Du

eigentlich?“

Ihr

Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/61166_WDR3520230529Latzel.mp3

  • 29.5.2023
  • Thorsten Latzel
  • © CCO Pixabay
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