Autor:
Guten
Morgen!
Wofür
brennen Sie?
Ich
habe dazu einmal eine nicht repräsentative Meinungsumfrage in unserer Küche
gestartet.
Meine
Frau Anette: Das Meer. Die Sonne. Der Wald. Der Frühling. Das Grün. Vögel
beobachten und Schwimmen.
Josephine,
20: Gute Frage. Keine Ahnung. Ich bin nicht so leicht entflammbar. Frauenrechte
und Schutz von sexuellen Minderheiten. Mode, Hunde mag ich auch.
Julius,
14: Fantasy, Bücher, Familie, Wissenschaft, Glauben, Schokolade.
„Für
etwas brennen.“ Das hat mit Emotionen zu tun. Wut, Liebe, Leidenschaft können
in mir brennen. Es beschreibt, was mir Energie gibt und mich zum Handeln
treibt.
Es
gibt Zeiten, da brennt nichts in mir. Ausgebrannt. Ein Gefühl kurz vorm Urlaub
oder Umfallen.
Und in
der Gesellschaft sprechen wir dann schnell von „burn out“.
Wobei
wirkliche Erschöpfungsdepressionen noch einmal etwas ganz anderes sind.
Ein
anderer Grund für fehlendes Feuer kann manchmal auch Langeweile sein. „bore
out“.
Ich
absolviere den Alltag, meine Arbeit, all die Dinge, die täglich zu erledigen
sind –
aber
eigentlich berühren sie mich nicht. Ich öde mich so durchs Leben.
Ein
kalter Seelen-Ofen durch fehlenden Funkenflug.
Wofür
brenne ich?
In
der biblischen Pfingstgeschichte heißt es:
Sprecherin: „Und es
erschienen den Jüngerinnen und Jüngern Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und
setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem
Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist
ihnen zu reden eingab.“ (Die Bibel, Apostelgeschichte 2,3f)
Autor:
Wow,
was für ein starkes Bild: Zungen, zerteilt, wie von Feuer.
Die
Geburtsstunde der Kirche: Sie beginnt mit einer brennenden Inspiration.
Den
Jüngerinnen und Jüngern brennt es gleichsam auf den Lippen.
Sie
haben eine Botschaft, die sie erfüllt, antreibt.
Die
raus zu den Menschen will. Zu allen Menschen, egal, welche Sprache sie
sprechen.
Sprecherin: „Christus lebt.
Dem Tod ist die Macht genommen. Die Herren dieser Welt haben nicht das letzte
Wort. Und wir sind frei, anders miteinander zu leben.“
Autor:
Das
hat Gottes Geist in ihnen entfacht. Weil Feuer sich nur an Feuer entzünden
kann.
So
eigenartig, fremd die alte Geschichte klingen mag: Sie beschreibt für mich das,
wofür ich brenne. Wieso ich glaube, mich in der Kirche engagiere und letztlich
Pfarrer geworden bin.
Die
brennende Hoffnung in mir.
Stellen
Sie sich vor: Ihnen wird auf einmal klar, dass das wirklich wahr ist.
Dass
in Christus die Welt einen anderen Lauf nimmt. Dass Tod, Leid, Gewalt am Ende nicht
das letzte Wort haben. Und dass einmal Frieden, Gerechtigkeit herrschen werden.
Und dass ich selbst schon jetzt Teil davon bin.
Wie
sollte man davon schweigen?
Für
diese Hoffnung brenne ich. Und dafür will ich mich einsetzen mit brennender
Geduld:
dass
Gottes Liebe unter uns Raum greift, wenn wir Hungrige satt machen, Traurige
trösten, Fremde aufnehmen, Einsame besuchen, Unrecht und Gewalt nicht den Sieg
lassen. Und Gottes Schöpfung schützen.
Im
Trott des Alltags droht mir das leicht aus dem Blick zu geraten, das innere
Feuer droht zu erlöschen.
Deswegen
ist es gut, wenn wir einander immer wieder danach fragen: „Wofür brennst Du
eigentlich?“
Ihr
Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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