Mein Kumpel Martin hat sich
ein Elektroauto gekauft. Oh, sage ich und haue mein ganzes Halbwissen aus dem
Internet raus: … Verlagerung der Abgase aus den Städten in die Kraftwerke…. Und
man weiß noch gar nicht, was man mit den ganzen Akkus mal machen soll. Und die Edelmetalle
werden unter superschlechten Bedingungen in Afrika abgebaut. Und überhaupt ist
das nicht die Lösung für die ganzen Probleme des Klimawandels. Als ich mit
meinem Monolog fertig bin, warte ich auf eine empörte Reaktion von Martin. Aber
die bleibt aus.
„Genau“ sagt er stattdessen.
Er ist gar nicht genervt. „Alles, was Du
sagst, stimmt. Es gilt, einen ganzen Haufen Probleme zu lösen. Aber so ist das
eben mit neuen Dingen. Ich sage nicht, dass ich mit meinem neuen Auto alle
Probleme gelöst werden.
Aber ich hoffe, dass eben auch mit Elektroautos ein Umdenken im
Verkehr eingeleitet wird.
Benziner und Diesel fahren ja
auch mit unglaublichen Problemen hier rum. Und da tut sich seit Jahrzehnten
wenig. Die stinken immer noch.“
Uff. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Auf einmal diskutieren wir auf einer ganz anderen Ebene.
Und als mir Martin dann noch
erzählt, dass er das Auto mit einem Freund zusammengekauft hat und sie sich
nun, anstatt beide einen Benziner vor der Tür stehen zu haben, zusammen ein Elektroauto teilen, fühle ich mich
gar nicht mehr so moralisch überlegen und muss zugeben: Zumindest redet Martin
nicht nur.
Das täte mir auch ganz gut.
Nicht nur beim Thema E-Autos.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel
Schneider
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