Deine Gedanken entscheiden über dein Leben

Kirche in WDR2 | 14.06.2022 | 00:00 Uhr

Auf dem Bahnhofsvorplatz habe

ich neulich das Gespräch zweier älterer Damen belauscht. Die eine,

schätzungsweise Ende siebzig, war mit dem E-Bike vorgefahren und hatte sich

gerade das neue neun Euro Ticket für alle drei Monate gekauft.

„Ich weiß zwar noch nicht, ob

ich fahre, aber wenn ich fahre, habe ich ordentlich was gespart.“ „Ich weiß

nicht, entgegnet die andere. Hier ist doch sowieso dauernd

Schienenersatzverkehr. Und wenn mal ein Zug kommt, ist es mit dem neuen Ticket

so voll, da bekommst du vom vielen Körper aneinander schubbern noch die

Affenpocken!“

Ich überlege kurz, mich ins

Gespräch einzuschalten und zu erwidern: „Nee, die Affenpocken kommen von den

Chemtrails! Besinne mich dann aber eines Besseren, um nicht mit einem dummen

Spruch das zarte Pflänzchen der Mobilitätswende zu gefährden und beschließe dem

Gespräch besser nicht mehr zu folgen.

Ich habe nämlich den

Verdacht, dass es so endet, wie viele Gespräche dieser Art enden: In einer sich

immer weiter in den Abgrund drehenden Spirale über den schlechten Zustand der

Welt und Deutschland im Besonderen.

Ausschlaggebend für diese Art

Weltbetrachtung ist das zwei Dinge gleichberechtig nebeneinandergestellt

werden, die sich widersprechen. Der Wunsch nach faktenbasierter Weltdeutung und

das Recht auf Beibehaltung der eigenen Meinung, die den Fakten widerspricht.

Noch während ich den

Bahnhofsvorplatz verlasse, ärgere ich mich darüber, dass mir statt des blöden

Spruchs mit den Chemtrails nicht ein Bibelwort eingefallen ist. Manchmal sind

Bibelworte nämlich alles andere als sperrig, sondern geradezu sehr

lebenspraktisch. An einer Stelle heißt es einmal: „Achte auf deine Gedanken,

denn sie entscheiden über dein Leben.“ (Sprüche 4,23 Hoffnung für Alle).

„Achte auf deine Gedanken,

denn sie entscheiden über dein Leben“, ist dann vielleicht ein guter Ratschlag

sich gegen den Trend „es wird eh alles immer schlimmer“ zur Wehr zu setzen.

Mit mir wird es nämlich immer

nur dann schlimmer, wenn die schlechten Gedanken sich wie von selbst einstellen

und das Gute, das mir eigentlich tagtäglich widerfährt, gar nicht mehr in den

Blick kommt.

Ich weiß, es erfordert einige

Anstrengung am Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen aufzustehen und zu

sagen: „Ich freue mich richtig auf das, was der Tag mir bringen mag.“ Aber das

muss ja auch gar nicht. Es reicht, sich nicht von apokalyptischen Unkenrufen

beirren zu lassen.

Schließlich geht es um Dein

Leben!

Redaktion: Pastorin

Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58418_WDR20220614Dahl.mp3

  • 14.6.2022
  • Knut Dahl-Ruddies
  • © CCO Pixabay
Downloads