Tag der Arbeit

Kirche in WDR3 | 01.05.2023 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Mal ehrlich: Kann ein Monat besser

beginnen? Gestern Sonntag, heute Monatserster – und statt Montagsblues direkt mal

Feiertag. Ausschlafen, ausführlich frühstücken, kurz nach dem Wetter gucken und

dann: „Mach, was du willst.“ Was will man mehr? Für die allermeisten heißt es heute:

Arbeit? Gott bewahre!

Wobei man der Arbeit an einem

01. Mai am Ende eben NICHT entgehen kann. Im Gegenteil: der ganze schöne freie Feiertag

ist gerade ihr gewidmet. „Tag der Arbeit“, „Tag der Arbeiterbewegung“,

„Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse“ – die Namen variieren, das Thema ist

weltweit das gleiche. Australische und amerikanische Arbeiter haben das Datum im

19. Jahrhundert durch ihren Kampf erobert. Statt täglich zwölf sollten künftig

acht Stunden Maloche genügen – an sechs Tagen in der Woche wohlgemerkt. Generalstreiks,

Massenaussperrungen, Protestmärsche und Demonstrationen – man stritt erbittert

um eine erträgliche Arbeitszeit. Bis Anfang Mai 1886 die Lage in Chicago eskaliert.

Bombenterror, Schusswechsel, Tote und Verletzte, zum Tode verurteilte

Arbeiterführer. Der Kampf um den Achtstundentag schafft Mythen und Märtyrer; der

so genannte Haymarket Riot, benannt nach dem Schauplatz der Ereignisse am Chicagoer

Haymarket Square, wird zum Ursprung des „Labor Day“. Drei Jahre später beschließt

die Sozialistische Internationale, diesen Tag weltweit zum Tag der Arbeit auszurufen.

Und heute?

In vielen Ländern der Erde

ähneln die Arbeitsbedingungen immer noch dem 19. Jahrhundert. Gnadenlose

Endlosschichten für einen Hungerlohn, rechtlose Arbeitsmigranten mitten in

Europa, der Skandal der Kinderarbeit – all das ist weiterhin Realität.

Und doch ist was geschafft:

Bei uns hat der lange Kampf der Gewerkschaften nach und nach andere

Verhältnisse geschaffen. Sozialversicherungen, Tarifsysteme, Arbeits- und

Kündigungsschutzgesetze, Mindestlohn und Mitbestimmung – der Markt wird in

diesem Teil der Welt sozial gestaltet und gebändigt. Jedenfalls, wenn es nach

Recht und Gesetz geht. Gott sei Dank! Bei allem, was dauerhaft zu tun und zu

verbessern bleibt.

Bei uns in NRW übrigens hat dieser

01. Mai laut Feiertagsgesetz einen eigenen Namen: „Tag des Bekenntnisses zu

Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und

Menschenwürde“. Da kommt zusammen, was zusammengehört. Und dafür lohnt es sich

zu arbeiten, 365 Tage im Jahr. Das gilt ganz besonders auch für die für die

christlichen Kirchen – die übrigens damals nicht auf Seiten der Arbeiter gestanden

haben.

Freiheit und Frieden, soziale

Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde: Darum geht’s, das gibt dem

Leben seinen Sinn – in Gottes Namen und um Himmels Willen. Ein Blick in die

Bibel genügt. Schauen Sie mal bei Psalm 146. Zeit wäre ja heute.

Es grüßt Sie, Ulf Schlüter

aus Bielefeld.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60994_WDR3520230501SchlueterWDR34.mp3

  • 1.5.2023
  • Ulf Schlüter
  • © kenny eliason (unsplash)
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