Autor: Guten Morgen!
Alles hat seine Grenzen!
Wirklich? Meistens sagt das nur jemand, dem irgendwas nicht passt.
Alles hat seine Grenzen?
Stimmt nicht, höre ich da schon jemanden rufen, denn Liebe hat keine
Grenzen.
Das stimmt! Die Liebe zwischen Menschen kann alle Grenzen überwinden!
Von solch einer Liebe lese ich in der Bibel.
Eine Frau lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in der Stadt Bethlehem in
Juda. Sie heißt Noomi. Bald weiß Noomi nicht mehr, wie sie das Essen für ihre
Familie auf den Tisch bringen soll. Denn es gibt eine Hungersnot in Bethlehem.
Es bleibt nur ein Ausweg. Der Weg mit der ganzen Familie über die Grenze ins Nachbarland
der Moabiter. Dieser Weg kostet Überwindung. Seit uralten Zeiten haben die
Judäer nicht mehr mit den Moabitern gesprochen. Zu viele Dinge sind früher
vorgefallen und darüber ist man sich fremd geworden.
Der Hunger aber ist stärker als die alten Geschichten. Noomi wird mit
ihrer Familie in Moab freundlich aufgenommen, und sie haben wieder regelmäßig
etwas zu essen. Dann stirbt plötzlich ihr Mann. Gut, dass die beiden Söhne hier
nette Frauen kennen gelernt haben und sogar heiraten können. Liebe überwindet
Grenzen. Aber nach zehn Jahren sterben auch die beiden Söhne. Nun ist Noomi
allein mit ihren Schwiegertöchtern Rut und Orpa.
Noomi will wieder nach Bethlehem zurück in ihr Heimatland Juda. Zuerst
wollen die beiden jungen Frauen sie dahin begleiten. Orpa fehlt letztlich dann
doch der Mut dazu. Aber Rut bleibt bei Noomi. Die Liebe, die sie ihrem verstorbenen
Mann gegeben hat, gibt sie nun seiner Mutter.
Und sie tut das mit Worten, die bis heute zeigen, dass Liebe Grenzen
überwindet:
Sprecherin: „Wo du hingehst, Noomi, da will ich auch hingehen; wo du bleibst,
da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ (1)
Autor: Rut
begleitet ihre Schwiegermutter Noomi in deren Heimatland Juda. Sie liebt sie,
und bleibt ihr treu.
Was sich so leicht anhört, ist nicht so einfach. Noomi hat Angst. Mit
offenen Armen wird man sie in ihrer alten Heimat bestimmt nicht empfangen. Sie
kommt ja aus der Fremde mit leeren Händen zurück. Und für Rut ist sowieso alles
fremd.
Aber Rut packt an. Sie sammelt in ihrer neuen Heimat auf den Feldern
auf, was die Erntearbeiter fallen lassen. Das ist armen Menschen erlaubt.
Boas, der Besitzer der Felder, sagt seinen Leuten: Lasst einfach absichtlich
von der Ernte etwas mehr fallen, damit Rut es aufsammeln kann. So entwickelt
sich zwischen Boas und Rut eine innige Liebe, eine Liebe über alle Grenzen
hinweg.
Hier könnte die Geschichte enden, denn alles hat seine Grenzen. Aber
diese ist ja eine Geschichte von grenzenloser Liebe, deshalb geht sie weiter.
Boas und Rut heiraten und bekommen ein Kind. Und dieses Kind der
Moabiterin Rut wird einmal der Großvater des Königs David, dem großen
Hoffnungsträger der Israeliten. Und damit gehört Rut auch zu den Vorfahren von
Jesus, der später in Bethlehem geboren wird – in der Heimatstadt Noomis.
Alles hat seine Grenzen? – Vielleicht. Aber Liebe kann auch vermeintlich
feste Grenzen überwinden.
Grenzen zwischen Menschen. Grenzen zwischen Ländern. Grenzen zwischen
Religionen.
Denn Liebe kennt keine Grenzen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag. Ihr Pfarrer Michael Nitzke aus
Dortmund.
Quellen:
(1) Die Bibel. Das Buch Ruth (Rut) 1,16.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60526_WDR3520230308Nitzke.mp3