Sprecherin:
Es
werden mehrere Jahrtausende von Liebe nötig sein, um den Tieren ihre Dienste
und Verdienste an uns zu vergelten. (1)
Autorin:
Mehr als hundert
Jahre ist es her, dass der Dichter Christian Morgenstern dies geschrieben hat.
Lebte er heute, er hätte vielleicht von Milliarden Jahren gesprochen. Der
Mensch rottet immer mehr Tierarten aus oder quält sie in Massentierhaltungen.
Flüsse und Seen kippen um, Fische und andere Flussbewohner ersticken in Massen
wie in diesem Sommer in der Elbe.
Das Verhältnis
zwischen Tier und Mensch, es ist ein wunderschönes und ein extrem belastetes.
Ich möchte dem auf die Spur kommen, was Menschen und Tiere verbindet und wie
sie gut leben können. Dazu spreche ich mit Bärbel Wartenberg-Potter. Sie war
bis 2008 Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch
Lutherischen Kirche für den Sprengel Holstein Lübeck und ist Vorsitzende des
Kuratoriums des „Instituts für Theologische Zoologie“ in Münster. Sowie mit
Sandra Honigs, stellvertretende Direktorin vom Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf.
Und mit Ralf Nellen, der in seinem Kater Henry einen echten Kumpel gefunden
hat.
O-Ton Nellen: Ich habe ´ne Hornhauttransplantation
bekommen und in der Zeit ging es mir seelisch sehr, sehr schlecht, weil ich
Angst hatte zu erblinden,
Autorin: … sagt Ralf
Nellen. Wie gut, dass er nicht allein ist in dieser Zeit. Sein Kater Sir Henry
Pempelfort ist bei ihm.
O-Ton Nellen: Und er hat mich in der Zeit eigentlich begleitet und hat mich
getröstet.
Wenn
ich geweint habe, hat er mir die Tränen weggeleckt, ist auf meinen Schoss
gekommen und hat ganz nah bei mir geschlafen. Hat mich verfolgt, egal. Das
macht er heute noch. Wenn ich aufs Klo gehe, kommt er mit. Wenn ich in ein
anderes Zimmer gehe, kommt er mit und wir sind dadurch so eine enge Bindung
eingegangen. Und wie gesagt, ich habe auch in der Zeit, weil ich Angst hatte zu
erblinden, unter starken Depressionen gelitten, und er hat mich eigentlich
immer wieder „aufmontiert“ und mir immer gezeigt: Du, das Leben ist. Schön, wir
beide schaffen das. Ich tröste dich. Und ich bleibe bei dir. Und ich habe von
ihm viel gelernt: großzügig zu sein, mit Tieren besser umzugehen und einfach
festzustellen, dass Tiere eine Seele haben. Dass die einen genau verstehen und
genau wissen, was sie wollen und auch, was sie nicht wollen. Und ich habe von
ihm gelernt, ihn als Partner, als Kumpel zu akzeptieren und respektieren vor
allen Dingen.
Und
jedes Tier hat ja ein Recht auf Eigenständigkeit. Um auch zu sagen: Hier das
mag ich und das mag ich nicht. (R5 Ende) Das ist das Unglaubliche an Tieren
Wenn man die lässt, dann werden die zu Freunden.
Sprecherin: Alle Geschöpfe
der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle
Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns
gleichgestellte Werke des allmächtigen Schöpfers – unsere Brüder. Franz von
Assisi
Autorin:
Dass
Tiere fühlende Wesen sind und denken können, ist erwiesen. Dazu die Vorsitzende
des Kuratoriums des Instituts für Theologische Zoologie, Bärbel
Wartenberg-Potter:
O-Ton
Wartenberg-Potter: Es gibt ja heute viel Forschung über die Tiere. Man hat ja
entdeckt, dass die Tiere denken können, dass die Tiere lernen können, dass die
Tiere auch – also manche – ein Ich-Bewusstsein haben, sich wiedererkennen
können und dass sie Geselligkeit suchen – also viele Tiere – und Emotionen
haben, dass wenn Sie sich einen Freund, einen Hund denken, da wissen Sie, was
es heißt, wenn ein Tier sich freut, wenn es sein Frauchen wiedersieht. Und
diese Sachen hat man den Tieren früher ja alle abgesprochen.
Autorin:
Als
unsere Schöpfungsgeschwister in der von Gott geschaffenen Welt erkennen wir sie
häufig am ehesten im Haustier. In dieser Beziehung von Mensch und Haustier
finden sich viele anrührende Beispiele für Bindungen, ja für Seelenverwandtschaften.
Gefunden haben Ralf und Henry sich schon vor Ralfs Erkrankung, …
O-Ton Nellen: …als meine Partnerschaft zu Ende ging, da habe
ich gemerkt, ich brauche einen Kumpel und jemand, der ja zu mir steht und der
mit mir durch dick und dünn geht.
Autorin:
Frei
nach dem biblischen Motto: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ralf
Nellen hat schon immer Tiere gehabt. Doch als Koch hatte er dann lange keine
Zeit mehr dafür. Jetzt erwacht der Wunsch nach einem Haustier erneut. Er geht ins
Tierheim. Im letzten Quarantänekäfig saß ein kleiner getigerter Kater ganz oben
in einem Kästchen. Das ist Sir Henry. So haben sie im Tierheim den Kater
getauft, weil er immer so majestätisch guckt.
O-Ton Nellen: … und habe mich
dann unter den Kratzbaum gesetzt und habe hoch geguckt und Henry hat runter
geguckt. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, und irgendwann habe ich gesagt:
Hättest du nicht Lust mit zu mir nach Hause zu kommen? Du bist ja hier nicht am
richtigen Platz. Wie wär’s? Ich glaube, bei mir fühlst du dich bestimmt wohl.
Ich habe einen Garten und du könntest raus. Und dann ist er von oben
runtergekommen, ist auf meinen Schoss gekommen, hat sein Köpfchen unter meinen
Arm gesteckt und hat sich bei mir zusammengerollt auf dem Schoß und wollte auch
nicht mehr weggehen.
Das war direkt
eine Verbindung. Wir haben direkt irgendwie gemerkt so: Hmh, wir gehören
irgendwie zusammen.
Autorin:
Bevor
er ins Tierheim gefahren ist, hat Ralf in der Zeitung gelesen, dass über 60
Katzen, aus einer Messiewohnung befreit worden sind. Auf 70 Quadratmetern lagen
die Katzen da zum Teil in ihren eigenen Fäkalien. Für die reinlichen Tiere
Höchststrafe.
O-Ton Nellen: Darunter war auch mein Freund Henry und der war sehr, sehr
abgemagert, hatte nur viereinhalb Kilo und jetzt hat er mittlerweile über sechs
Kilo und ist schon properes Kerlchen.
Autorin:
Die
beiden sind unzertrennlich. Mittlerweile gibt es eine neue Partnerin in Ralfs
Leben, die brachte eine Hündin mit. Als diese starb…
O-Ton Nellen: … sind wir zum Tierschutz, und da haben wir der Frau vom Tierschutz
gesagt: Okay, wir nehmen gerne einen Hund auf, aber er muss Katzen kompatibel
sein. (…) Und dann kam die Dame vom Tierschutz, die Frau Wunder, und es war
auch wirklich ein Wunder. Sie setzt den Hund ab und der Kater läuft auf den
Hund zu oder auf die Hündin und begrüßt sie, leckt ihr über den Kopf und dann
war klar, dass der Hund jetzt bei uns bleibt. Und die beiden sind
unzertrennlich. Die schlafen in einem Bett, die liegen auf einer Couch, die
gehen zusammen spazieren und das klappt wunderbar.
Autorin:
Man
kann sagen, die beiden mögen sich. Glücklicherweise.
O-Ton Nellen: Genau wie Menschen haben Tiere ´nen Charakter, eine Seele. Und das
sind Persönlichkeiten. Es gibt dumme Katzen, es gibt schlaue Katzen, wie es
dumme und schlaue Menschen gibt. Und manche sind halt ein bisschen einfacher
strukturiert, sage ich mal, aber wenn man die kommen lässt und wenn die wissen,
sie entfalten sich, dann zeigen die auch ihren wahren Charakter, ihr Innerstes
und offenbaren einem auch ihr Herz. Und die Liebe, die man vom Tier kriegt, die
ist das Schönste, was man eigentlich bekommen kann, weil ohne Hintergedanken.
Autorin:
Bärbel
Wartenberg-Potter, Kuratoriums-Vorsitzende des Instituts für Theologische
Zoologie meint zu dieser Beziehung:
O-Ton
Wartenberg-Potter: Da muss man sich auch dafür öffnen, weil die Beziehung
zwischen Mensch und Tier kann so viel reichhaltiger sein und so viel
vielfältiger. Und deshalb sind auch viele Menschen mit den Haustieren in so
besonderer Beziehung, weil die öffnen gegenseitig etwas, was sie sonst nicht
kriegen. Weder der Mensch noch das Tier.
Ja, natürlich
haben die Tiere eine Seele. Wie klein auch immer, oder? Also die Seele, die ist
ja nicht irgendwas. Das besteht ja nicht in sich selber, sondern das ist etwas,
was sich zeigt im Miteinander. Und da können Sie ganz deutlich sehen, dass in
dem Tier etwas ist, was antwortet auf Sie, auch Schmerzen, auch Freude, auch
natürlich Hunger und Wut auch, alle diese Eigenschaften, die wir auch haben.
Und daraus bildet sich die Seele. (…) Also es ist ein Beziehungsgeschehen (…) das
ist eine Beziehung, die was Seelisches, seelische Qualitäten auch bei den
Tieren sichtbar macht.
Autorin:
Für
Ralf ist es wichtig, dass ein Tier ein Tier bleibt mit seinen eigenen
Bedürfnissen, dass es aber eben in Kontakt mit dem Menschen treten kann:
O-Ton Nellen: Ein Tier ist genauso ein Lebewesen wie ein Mensch auch. Also, bloß
weil es nicht sprechen kann alphabetisch, kann es doch anders mit uns
kommunizieren. Und wenn man sich die Zeit nimmt, zuzuhören, auf die Reaktionen
zu achten, dann kann man von einem Tier sehr viel lernen. Geduld vor allen
Dingen. Und Liebe. Weil Tiere sind ja nicht materialistisch oder manipulativ,
sondern – okay, natürlich, die wollen ihr Fresschen haben, die wollen was zu
trinken, die wollen warmen Platz zum Schlafen haben -, aber die haben ja noch
mehr zu sagen. Wenn man die Sympathie eines Tieres hat, dann ist das auch so,
dann sagen die: Hey, ich schätze dich, du bist bist gut, und ich fühle mich
wohl bei dir.
Autorin:
Sandra
Honigs, stellvertretende Direktorin im Aquazoo Löbbecke Museum dreht das
Verhältnis um:
O-Ton
Honigs: In meinen Augen ist der Mensch ja auch ein Tier. Wir sind ja Primaten,
gehören zur Gattung Homo sapiens. Und damit sind wir in meinen Augen und auch
in vielen Augen anderer Wissenschaftler auch ein Tier und gehören im Prinzip
auch zur Tierwelt. Natürlich sind wir Menschen und zeichnen uns durch
verschiedene Eigenschaften aus, die uns besonders machen. Andere Tiere aber
auch. Könnte man jetzt abwägen, was jetzt spannender oder wertiger ist? Aber
das werte ich nicht.
Autorin:
Der
Mensch habe nur eine andere Kultur entwickelt, meint Sandra Honigs:
O-Ton
Honigs: Tiere haben großartige Kulturen. Tiere kommunizieren auch anders als
wir. Tiere haben auch Sprache, eine andere Sprache als wir. Unsere ist nur
komplexer.
Autorin:
Hat
der Mensch die Tiere dabei abgehängt? Frage ich.
O-Ton
Honigs: Wir haben die Tiere abgehängt, und leider haben wir sie auch vergessen.
Ein Stück weit. Und was viel schlimmer in meinen Augen ist, haben wir auch die
Natur vergessen. Viele indigene Völker und viele Naturvölker zeichnet aus, dass
sie mit der Natur leben, dass sie die Natur nicht abgehängt haben, dass sie
wissen, dass sie die Natur brauchen, um zu überleben, der Natur etwas
zurückzugeben und sie nicht auszunutzen. Und dieses Miteinander und Füreinander
macht es aus, dass man koexistieren kann und dass der eine den anderen nicht
ausnutzt und beide Seiten profitieren. Es ist quasi so eine Art Symbiose. Und
wenn der Nutzen nur auf der einen Seite liegt, ist das nicht gut. Und der
Mensch nutzt gnadenlos wirklich alle Ressourcen der Erde aus. Und das in einer
Geschwindigkeit und in einem Umfang, der nicht akzeptabel ist in meinen Augen. Und
das geht nicht, weil wir geben der Natur nichts zurück. Nicht in dem Umfang
sicherlich. (…) Wir kriegen die Rechnung.
Viele
verstehen nicht, dass die Natur ein komplexes System ist, eine Kette, eine
Perlenkette. Und wenn nur ein Teilchen fehlt, egal wie groß oder wie klein es
ist, dann fällt dieses System zusammen. Viele sagen: Na ja, was soll es denn,
wenn das Ende der Kette fehlt?
Meinetwegen
die Orang-Utans im Regenwald. Dann sind die halt weg. Ist doch das Ende der
Kette. Nein, ist es eben nicht. Orang-Utans fressen zum Beispiel Früchte und
verteilen dadurch die Samen im Regenwald oder im Wald überhaupt. Und die keimen
dann irgendwo anders wieder. Und man weiß, dass Samen, die durch den Körper
eines Tieres gegangen sind, egal ob es jetzt eine Katze oder ein Primat ist
oder vielleicht sogar ein Frosch oder eine Schildkröte, die keimen schneller
und besser als Samen, die das nicht gemacht haben. Und dadurch verteilen diese
Tiere natürlich die Pflanzen. Sie sind quasi die Gärtner des Regenwaldes. (…) Also
das ist halt ein Kreislauf und das ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig alle
Arten sind. Und ja, das ist einfach so komplex, dass man das einfach kaum
jemandem erklären kann, wie alles zusammenhängt.
Autorin:
Wissenschaftlerinnen
wie die stellvertretende Direktorin vom Aquazoo Löbbecke Museum Sandra Honigs
schauen genau hin in der Natur und lassen sich von ihr begeistern:
O-Ton
Honigs: Manchmal,
wenn ich eine fantastische Pflanze sehe, die irgendwas super Tolles kann. Es
gibt so viele Pflanzen, die super Sachen können, bewegen sich, spucken und weiß
ich nicht… es gibt Pflanzen, das glauben Sie gar nicht. Da werde ich irre. Also,
das macht mich einfach glücklich. So was macht mich glücklich. (…) Menschen
können auch tolle Sachen. Die Natur ist besser.
Autorin:
Das
zeigt Sandra Honigs Kindern, die in das Aquazoo Löbbecke Museum kommen:
Spinnen, Reptilien, Schlangen und Echsen können sie hier kennenlernen. Ein
besonderer Moment:
O-Ton
Honigs: Als ich noch im Zoo Landau in der Pfalz gearbeitet habe, da haben wir
das zum Beispiel auch mit Kaninchen gemacht, die man ja ganz gut händeln kann.
Und da hatten wir ein Kind und dieses Kind war schwerstbehindert und war in so
einem Liege-Rollstuhl und konnte sich auch kaum bewegen, hatte solche
spastischen Anfälle und musste immer so zucken. Und wir haben diesem Kind aber
versucht zu ermöglichen, ein Kaninchen zu streicheln und haben also mit
Rücksprache mit den Pflegerinnen und mit den Eltern das Kaninchen dann auch
vorsichtig auf den Schoß gesetzt von dem Mädchen. Und in dem Moment, wo das
Kaninchen ganz ruhig auf dem Schoß von dem Mädchen saß, ist das Mädchen ganz
ruhig geworden, und die Anfälle haben aufgehört, und das Mädchen konnte ganz
ruhig dieses Kaninchen streicheln, und das war magisch. Es war unbeschreiblich.
Und die Mutter hat angefangen zu weinen. Es war wirklich phantastisch. Dieses
Kind konnte das Kaninchen streicheln, ohne diese Anfälle erleiden zu müssen.
Und das waren Momente, die einfach unvergessen bleiben (…) Das zeigt einfach,
dass es zwischen Mensch und Tier Bindungen geben kann, auch wenn sie nur kurz
sind und Beziehungen geben kann, die nicht zu beschreiben sind. Und die
vielleicht auch keine Erklärung brauchen.
Musik
1: Have Fun & Be Happy, Track 7 von Album aus dem Album New York Guitar
Café: Relaxing Solo Instrumental Guitar Songs, Interpreten: Classical Jazz
Guitar Club, New York Lounge Quartett, Komponist: Marco Rinaldo, Copyright: Autumn
Accompanie. 27. August 2022.
Autorin:
Eine
Lernaufgabe der Menschen ist, das eigene Vernichtungspotential zu erkennen und
abzulegen, mein Bärbel Wartenberg-Potter:
O-Ton
Wartenberg-Potter: Also die Menschen haben ja also Unmengen und ohne Maß und Ziel
auch Menschen geschlachtet und dahingerafft in den Kriegen. Ich sehe das immer
so, dass die Tiere uns auch ein bisschen die Achtung vor dem Leben beibringen
können, indem wir sehen, (…) wie aufmerksam sie sind, wie eigenwillig, was für
eigene Fähigkeiten sie haben. Also diese Ehrfurcht vor dem Leben, die die Tiere
uns beibringen können. Das bedeutet viel auch für unseren Umgang miteinander. Dass
sie an den Tieren auch lernen, dass lebendige Geschöpfe nicht einfach
vernichtet werden dürfen.
Autorin:
Was
würden die Tiere sagen, wenn wir sie verstehen könnten. Sandra Honigs:
O-Ton
Honigs: Achtet mehr auf uns, auf euch und nehmt euch mehr zurück. Weniger ist
mehr. Ich glaube, das würden sie sagen.
Autorin:
Hündin
Mia und Sir Henry gehen mit Frauchen und Herrchen im Schrebergartengelände
spazieren. Acht Pfoten und vier Beine, die Freude verbreiten. Und Schrecken.
Denn alle vier sind für andere Lebewesen durchaus potentielle Feinde.
So
gehen wir über die Erde. Umgeben von Millionen anderer Lebewesen. Einzig in ihrer
Art. Jedes ist einfach da. Wozu – das bleibt uns oft verborgen. Vielleicht hat
Gott sie auch einfach zum Da-Sein geschaffen. Noch steht der große Friede aus,
der uns verheißen ist.
Sprecherin:
Die
ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz wie in Geburtswehen – bis heute. Und
nicht nur sie: Uns geht es genauso! Wir haben zwar schon als Vorschuss den
Geist Gottes empfangen. Trotzdem seufzen und stöhnen auch wir noch in unserem
Inneren. Denn wir warten ebenso darauf, dass Gott uns endgültig als seine
Kinder annimmt. (3)
Autorin:
Heißt
es in der Bibel im Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom.
Zwei
Beine und acht Pfoten sind für mich schon ein kleiner Lichtschimmer aus dem Paradies
– wenn alle Geschöpfe in der erlösten Welt endlich in Frieden zusammenleben.
Bis dahin können wir schon mal anfangen damit, dass es wahr wird. Ich mache mir
klar:
O-Ton
Wartenberg-Potter: Man würde an vielen Stellen den Genuss nicht in der
Überfülle suchen, sondern in der Kostbarkeit. Also einmal in der Woche hat man
früher Fleisch gegessen, vielleicht am Sonntag. Aber wenn man Vegetarierin ist,
wie ich bin, dann braucht man das einfach nicht mehr und man gewöhnt es sich
ab.
Autorin:
Denn
– daran erinnert die ehemalige Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter auch: So war
schon es am Beginn der Schöpfung, im paradiesischen Urzustand. Da war es so…
O-Ton
Wartenberg-Potter: … dass die Tiere am gleichen Tag geschaffen werden wie der
Mensch. Also sie sind auf dieser Ebene nicht bevorzugt oder benachteiligt,
sondern sie stehen mit dem Menschen am gleichen Schöpfungstag vor Gott. Und das
bekräftigt eben, dass der Mensch nicht alleine geschaffenes Wesen ist, sondern
eben in eine Welt hineinkommt, in der er von Anfang an umgeben ist mit Tieren,
mit Pflanzen, mit Kräutern. Und Gott sagt ja explizit im ersten
Schöpfungsbericht, dass er den Tieren und dem Menschen das grüne Kraut als
Nahrung gibt. Also die ersten Menschen waren Vegetarier.
Autorin:
Weniger
ist mehr, ruft uns die Schöpfung zu. Eine Schöpfung, die so bunt und vielfältig
ist und voller Liebe, dass ein Menschenleben allein nicht reicht, das alles zu
entdecken.
Einen
schönen Sonntag wünscht Ihnen,
Petra
Schulze aus Düsseldorf.
Musik
2 = Musik 1
Quellen:
(1)
Quints Tierleben, Quint Buchholz, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1.
Auflage 2012
(2)
S. 8.
(3) S.o., S. 43.
(4) Die Bibel, Römer 8,22-25,
Die gute Nachricht.
Weitere
Informationen:
Links:
Aquazoo
Löbbecke Museum, Düsseldorf
https://www.duesseldorf.de/aquazoo
Institut
für Theologische Zoologie Münster
https://www.theologische-zoologie.de/
Literatur:
„Das
unterschätzte Tier“, Norbert Sachser, Rowohlt (ISBN 978-3499009563), 2022.
„Der
Mensch im Tier“, Norbert Sachse, Rowohlt (978-3498060909), 2018.
Redaktion:
Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth