Guten Morgen!
‚Das war mal was anderes…‘,
höre ich aus dem Wohnzimmer. Im Fernsehen läuft die Lokalzeit aus Köln. Es ist
Sommer. Es geht um das Tauf-Fest am Rhein. Über 3000 Menschen sind gekommen.
Viele evangelische Kirchengemeinden haben mitgemacht und viele Kinder sind am
und im Rhein ganz feierlich und mit Picknicklaune bei einem wunderschönen Fest
getauft worden. Das war mal was anderes.
Gemeint ist wohl: Das war mal
was anderes als am Sonntagmorgen in der Kirche mit langer Predigt und alten
Liedern. Ich erlebe das oft, dass Eltern für ihre Kinder ein Event wollen, die
ganz große Sause. Eben anders, als man es so kennt.
Warum nicht. Wir sind alle
von Anfang an geliebte Gotteskinder. Alle besonders. Und alle unterschiedlich.
Das eine Kind liebt die große Party mit Konfetti und Luftballons, die in den
Himmel steigen. Und das andere Kind steht schüchtern mit seinem Dinosaurier auf
dem Arm neben dem viel zu großen Taufbecken und kann kaum ertragen, dass ihn
alle ansehen.
Im Herbst habe ich Henri
getauft. In einer Kirche, die für ihn viel zu groß war. Und so viele Menschen.
Ganz kleinlaut stand Henri – der sonst mit lautem Getöse die Bude abreißen
würde – neben mir. In schwarz hatte er mich noch nicht gesehen. Und alle
guckten so erwartungsvoll. Mit so einem ‚Jetzt aber!‘. Das war zu viel. Das
ging für Henri nicht. Als keiner mehr guckte, weil grade so schöne Musik zu
hören war und weil die Sonne grade so schön alles anleuchtete. Da hab ich mich
mit Henri und seinen Eltern auf die Stufen in der Kirche gesetzt, hab das
Taufbecken auf den Schoß genommen, nochmal erklärt, dass es um’s liebhaben und
nicht um’s was leisten müssen geht. Dann haben wir seine
Lieblingsdinosaurierfigur gesegnet und dann ging’s. Dann war der Druck weg.
Taufe. Damit sind große
Erwartungen verbunden. Und Taufe ist ist eine Art Mitgliedschaftsbekundung, ja.
Aber nicht von meiner Seite. Nicht von Menschenseite. Sondern von seiner Seite.
Von Gottes Seite. Sozusagen direkt aus dem Himmel. Und die Botschaft ist: Komme
was wolle, ich bin da und beschütze dich. Ich begleite dich. Ich halte dich.
Weil ich dich liebe. Die Liebe Gottes ist das gewisse Etwas der Taufe, nicht
die wilde Sause drum herum.
Im Sommer dann ist unser
Patenkind – Rosa – getauft worden. Sie liebt die wilde Sause drum herum. Ihr haben
wir Worte des Apostels Paulus mit auf den Weg gegeben: „Ich bin zutiefst
überzeugt: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen.“ (1).
Nichts kann uns von der Liebe
Gottes trennen. Nichts. Nicht Kirchentüren, nicht Ländergrenzen. Und Rosa ist
geliebt. Sehr sogar. Ihre Pat:innen kommen aus dem Libanon, aus Rumänien und
aus Deutschland. Wir haben auf Arabisch, Rumänisch, Englisch und Deutsch
gebetet und von der Liebe Gottes gesprochen, damit es alle verstehen konnten
und können. Und wir haben das in einer kleinen schwäbischen Kirche gemacht. Da
sind an dem Tag ähnlich wie beim Tauf-Fest am Rhein einige rausgegangen und
haben gesagt: ‚Das war mal was anderes‘.
Drei Taufen, drei Mal Gottes
Liebe. Drei Mal die gleiche Botschaft und doch drei Mal was Anderes.
Mal was anderes, das zu Ihnen
passt, vor allem aber das Gefühl, von Gott geliebt zu sein, wünscht Ihnen Ihre
Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Quellen:
(1) aus Römer 8,38f. – Basis
Bibel.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59618_WDR3520221119Riedel.mp3