Das war mal was anderes

Kirche in WDR3 | 19.11.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

‚Das war mal was anderes…‘,

höre ich aus dem Wohnzimmer. Im Fernsehen läuft die Lokalzeit aus Köln. Es ist

Sommer. Es geht um das Tauf-Fest am Rhein. Über 3000 Menschen sind gekommen.

Viele evangelische Kirchengemeinden haben mitgemacht und viele Kinder sind am

und im Rhein ganz feierlich und mit Picknicklaune bei einem wunderschönen Fest

getauft worden. Das war mal was anderes.

Gemeint ist wohl: Das war mal

was anderes als am Sonntagmorgen in der Kirche mit langer Predigt und alten

Liedern. Ich erlebe das oft, dass Eltern für ihre Kinder ein Event wollen, die

ganz große Sause. Eben anders, als man es so kennt.

Warum nicht. Wir sind alle

von Anfang an geliebte Gotteskinder. Alle besonders. Und alle unterschiedlich.

Das eine Kind liebt die große Party mit Konfetti und Luftballons, die in den

Himmel steigen. Und das andere Kind steht schüchtern mit seinem Dinosaurier auf

dem Arm neben dem viel zu großen Taufbecken und kann kaum ertragen, dass ihn

alle ansehen.

Im Herbst habe ich Henri

getauft. In einer Kirche, die für ihn viel zu groß war. Und so viele Menschen.

Ganz kleinlaut stand Henri – der sonst mit lautem Getöse die Bude abreißen

würde – neben mir. In schwarz hatte er mich noch nicht gesehen. Und alle

guckten so erwartungsvoll. Mit so einem ‚Jetzt aber!‘. Das war zu viel. Das

ging für Henri nicht. Als keiner mehr guckte, weil grade so schöne Musik zu

hören war und weil die Sonne grade so schön alles anleuchtete. Da hab ich mich

mit Henri und seinen Eltern auf die Stufen in der Kirche gesetzt, hab das

Taufbecken auf den Schoß genommen, nochmal erklärt, dass es um’s liebhaben und

nicht um’s was leisten müssen geht. Dann haben wir seine

Lieblingsdinosaurierfigur gesegnet und dann ging’s. Dann war der Druck weg.

Taufe. Damit sind große

Erwartungen verbunden. Und Taufe ist ist eine Art Mitgliedschaftsbekundung, ja.

Aber nicht von meiner Seite. Nicht von Menschenseite. Sondern von seiner Seite.

Von Gottes Seite. Sozusagen direkt aus dem Himmel. Und die Botschaft ist: Komme

was wolle, ich bin da und beschütze dich. Ich begleite dich. Ich halte dich.

Weil ich dich liebe. Die Liebe Gottes ist das gewisse Etwas der Taufe, nicht

die wilde Sause drum herum.

Im Sommer dann ist unser

Patenkind – Rosa – getauft worden. Sie liebt die wilde Sause drum herum. Ihr haben

wir Worte des Apostels Paulus mit auf den Weg gegeben: „Ich bin zutiefst

überzeugt: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen.“ (1).

Nichts kann uns von der Liebe

Gottes trennen. Nichts. Nicht Kirchentüren, nicht Ländergrenzen. Und Rosa ist

geliebt. Sehr sogar. Ihre Pat:innen kommen aus dem Libanon, aus Rumänien und

aus Deutschland. Wir haben auf Arabisch, Rumänisch, Englisch und Deutsch

gebetet und von der Liebe Gottes gesprochen, damit es alle verstehen konnten

und können. Und wir haben das in einer kleinen schwäbischen Kirche gemacht. Da

sind an dem Tag ähnlich wie beim Tauf-Fest am Rhein einige rausgegangen und

haben gesagt: ‚Das war mal was anderes‘.

Drei Taufen, drei Mal Gottes

Liebe. Drei Mal die gleiche Botschaft und doch drei Mal was Anderes.

Mal was anderes, das zu Ihnen

passt, vor allem aber das Gefühl, von Gott geliebt zu sein, wünscht Ihnen Ihre

Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.

Quellen:

(1) aus Römer 8,38f. – Basis

Bibel.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59618_WDR3520221119Riedel.mp3

  • 19.11.2022
  • Julia-Rebecca Riedel
  • © epd bild/Monika Rohlmann
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